Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meggendorfers Humoristische Blätter.

2S

Deutlich.

„Liebe Lousine, Du wirst Dir Deine schänen Augen verderben!"
„Sei ohne Sorge! es ist ja alles so grün um mich herum."

Alißümgen.

tzumoriftische Skizze von
Fcrd. Fraiizel.

n Aleindnppelsberg fand im
Saale des „Roten Vchsen"
eine vom Geselligkeitsverein
„Robclklub"veranstalteteAbend-
unterhaltung statt, auf dercn
Programm als Glanznnmmer
die hypnotischen versuche des
als ungcmein gelehrt geltenden
vereinsniitglicdes kserrn Dusel-
baiilii standen. Duselbaum hatte
sich nämlich eiues Abcuds ge-
brnstet, mit dem Geheimnis der
lsypnose innig vertraut zu sein
nnd, da man sich infolge sen-
sationeller Zeitungsberichte ans
der lsauptstadt in Aleindüppels-
berg lebhaft für die Sache inte-
ressiertc, so wurde Duselbaum
ersucht, cinige Experimente bei
der nächsten Untcrhaltung zu ver-
anstalten.

Duselbauin befand sich in
nicht gcringer Verlegenhcit, denn
cr hatte keinen blaucn Dunst vom
ksypnotisieren. Lr wohnte zwar
einmal zufällig cinem diesbe-
züglichen Oortrag in der nahen
Areisstadt bei, konnte sich jedoch
die Dersuche nicht recht erklären.

In seiner Sucht, sich wichtig zu
machen, redete er den guten
Aleindüppclsbcrgern vor, selbst
ksypnotisenr zu sein und bildete
sich nicht wenig bei dcn bewun-
dernden Blickcn dcr Klcinstädter
ein. Nun galt's, menn er sich
nicht unsterbllch blamiersn wollte,
seine Attust zu beweiscn. Die
Angelegenheit verursachte ihm
viel Aopfzerbrechen und dcr Un-
terhaltungsabend rückte immer
näher heran. Die jdrogramnie
waren bereits in Druck erschienen
und Duselbaum wußtc noch im-
mer nicht, wie er sich ans der
Affaire ziehen solle.

Lndlich kam ihm ein guter
Gedanke. Er nahm den kjaus-
knecht vom „Roten Vchsen" ins
Dertrauen und dieser verxflichtete
sich gegen ein gutes Trinkgeld,
alslNedium zu dienen.Dus elbauin
schärfte ihm genau ein, rvie er sich zu verhalten habe und der
ksausknecht versxrach, alles auf das Beste ausführen zu wollen.

Noch nie war ein Unterhaltungsabend in Aleindüpxelsberg
so besucht gewesen als dieser. Unter atemloser Spannung betrat
Duselbaum die Bühne und richtete eine Ansprache an das
publikum. Lr schilderte das kjypnotisieren als keineswegs
gefahrlos für die Gesundheit und erreichte damit, was er wollte,
— es wollte sich niemand als Uiedinm hergeben.

U)ie zufällig erschien der kjausknecht in der Saalthüre und
Duselbaum rief erfreut: „Ei — welch ein prächtiges Uiediuml

Der Ukann ist wie geboren dazu. Bitte meine kjerrschaften
merken sie aufl"

Der kjausknecht stand wie eine Bildsäule unter dem Banne
des Blickes, den Duselbaum unverwandt anf ihn gerichtet hielt.
Dann kam das Nkedium langsam auf die Bühnc hinauf und
setzte sich auf einen bereitstehenden Stuhl.

„Das Nkedium ist jetzt ganz in meiner Gewalt", erklärte
Duselbaum, „und keine Nkacht der U)elt kann es von dem hyp-
notischen Schlaf erwecken, in das ich es versenkte, außer mir!"

Lin Beifallsmurmeln und einzelne Sensationsausrufe waren
 
Annotationen