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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0114
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j06

Meggendorfers k)umoristische Blätter.

Neues Wort.

Geduld.


Leoy: „Fünfzig Nark für diesen Ztnzng sind doch viel zu viel."
Aleiderhändler: „Aber, kferr Levy, ich beteuere Ihnen . . ."

Lev^: „Beteuern Sie mich nix, bebilligen Se mer, is mer lieber."

Zchwerwiegend.

Anna: „Nnn weiß ich nicht, soll ich den Mathematiklehrer oder den Geographie-
lehrer nehmen?"

Llla: „Nimm den Geographielehrer, der weiß doch wenigstens bei der lhochzeitsreise
Bescheid."

Kelbffbewußi.

— „Die Uniform hat doch anch Ihre Nachteile. So können Sie zum Beispiel
einer gerade mit Ihnen gehenden jungen Dame bei plötzlich hereinbrechendem
Unwetter keinen Schirm anbieten."

Lieutenant: „pah, ist ja jedes Ukädel froh, wenn's an meiner Seite naß
werden kann."

>">on ihren wilden §ieben singen
^ Nlanch grüne Sänger heut sich matt;
Gb sie auf Gassen ein sie fingen,

Genug, daß sie's beseligt hat.

Mich schaudert's, muß ich manches lesen,
Nicht, weil ich engen Sinnes bin,

Nein, weil des lhöchsten lvunderwesen
Ulan auf den Nlarkt wirft ohne Sinn.

ljab' Leidenschaft — ich will dich xreisen,
Und preiscn will ich Glut und Araft
Und Iugendlust — doch soll sie's weisen,
Daß groß sie ist und Großes schafft.

Geduldi Die welle wird verrauschen,
Der Gischt, den trüb sie warf, versprüh'n,
Uud ljarfen wird man wieder lauschen,
Die blaue Blume wieder blüh'n.

Abgeörannt.

^m Dorf' sind über vierzig Gebäulich-
^ keiten abgebrannt. Auch dem Ukoser-
jackl sein lhütt'l. Der sitzt jctzt gerad' davor
auf einem verkohlten Balken, und neben
ihm sein Spitz. Den Aopf hat er zwischen
den ljänden vergraben und es scheint sast,
als ob er über etwas nachdenken thät'.

Da kommen fremde Leut' aus der
Stadt vorbei; die wollen sich ans Neu-
gierd' die Brandstätt' anschan'n. Und da
sehn sie auch den Uloserjackl und sragen
ihn aus, wie denn alles zugegangen sei,
und bedauern ihn halt recht, den armen
Tenfel, und an Trost haben sie's nicht
fehlen lassen.

„Ah wasl" sagt drauf der Iackl.
„Gengen S'zual lvas braucht's ös oan
da lang z' bedauernl versichert bin i
gwen, g'samm'lt is aa scho mehr als gnua,
statt dira lumpign kjüttn kriag i etz a
' saubers kjäusl und 's bleibt mir was
übrig aa no. N)as Bessers als abbrenna
hätt' uns alle miteinand net passiern
könna."

Da sind die Fremden wieder weiter
gegangen und haben sich gedacht, recht
hätt' er eigentlich g'rad' schon, aber er
hätt' sich's doch nicht so arg merken zu
lassen brauchen.

Der Iackl aber steht auf und setzt
sich jetzt auf den Ueberrest vom kjerd
zwischen den rußigen Lehmwänden und
stützt wieder den Aopf auf die kjänd'.

Und man sollt's nicht glauben, ^e-
slennt hat er wie ein kletnes Aindl Und
der Spitz ist an ihm hinaufgesprungen und
hat ihm das Gesicht abgeleckt.

„Gel, Spitzl" sagt der Iackl. „Gel,
unser ksütterll Was sagst du derzual
Wenn's aa bloß aus kjolz und Lehm gwen
is, mir san halt doch drin auf d' Welt
kemma!"

Ia, so sind s' manchmal, die Bauernl
Aber beileib' nicht alle.

Heinrich Gottsmann.
 
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