Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0127
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nleggendorsers Humoristische Blätter.

U9

RngeHecki.

Vberförster: „ . . . . Linmal, meine lserren, hat inich
während meines Urlaubs ein überaus schneidiger Forstassessor
vertreten: was ineinen Sie, als ich znrückkehrte, trugen in
meinem Revier alle lVildschweine Scheitel in der Mittel"

Äin kleiner Verteidiger.

^öhnchen (eines Rechtsanwalts, als er Schläge empfangen soll): „Vater,

ich bin unschuldig; ich xlädiere für Freisprechungl"

Zalon-Malice.

„Sagen Sie einmal, lieben sich der neu verheiratete Ooktor
Maier und seine Frau?"

„Ia, sie lieben sich — aber nicht einanderl"

Militärisches Gleichnis.

»Ist's denn wahr, Lserr Rittmeister? Man spricht von
Ihrer bevorstehenden verlobung?"

„Allerdings — mit der lvitwe des Kommerzienrats
Müller."

„Und Ihre Beziehungen zur Lomtesse . . .?"

„waren nur Manöver — jetzt wird's ,KriegU"

Der Iubiläums-Reöuer.

Humoreske von Max Hirschscld.

^^rau Schmadder stand, den Marktkorb am Arm, zum Aus-
^ gehen bereit, während ihr Gatte am Schreibtisch saß und
eifrig in einem Manuskrixt las.

„Es war eine unglückselige Jdee von Dir", sagte die Frau,
„daß Du auf Grund Deiner Lhrenmitgliedschaft die Iubiläums-
Rede im Vergnügungsverein übernahmst, Schmadder — —

Schmad—derl"

„lvie? — lvas? — Sagtest Du etwas?"

„Ich sage, Du läßt Dich von Deinem Ehrgeiz zu sehr ver-
blenden. lvie kannst Du die Rede halten, da Du doch schwer-
hörig und im höchsten Grade zerstreut bistl"

„Nun, der Beifall wird hoffentlich so laut sein, daß ich ihn
HLren kann, und meine Ierstreutheit soll mir nichts anhaben,
deshalb lerne ich eben lvort für lvort auswendig."

„Wenn auch I — Nun, ich gehe jetzt auf den Markt. Das
Dienstmädchen nehme ich mit. Schließ Dich doch nur ja ein und
laß niemand herein, so lange ich sort bin, ehe Du Dich durch
das Guckfenster überzeugt hast, wer es ist."

„Schön, schön l"

„Und dann noch eines: in der Aüche steht das Schmorsleisch
auf dem Feuer. Sieh doch ab und zu, daß es nicht anbrennt."

Schmadder versprach alles Gute, und seine Frau entfernte
sich. Statt aber seinem versprechen gemäß die Thüre abzu-
schließen, begann Schmadder sich seine Rede laut vorzudekla-
mieren:

„ksochverehrte Anwesendel Lin denkwürdiges Lreignis
wollen wir heute feiern, das sich ja selten im Leben ereignet."

Dieselben lvorte wiederholte er laut, dann aus dem Ge-
dächtnis leise. Darauf fuhr er sort:

„Nehmen Sie das, was ich an dieses Lreignis knüpfen
will, sreundlich auf und behaltenSie meine worte in Jhrem
kserzen."

lvährend Schmadder an seinem Schreibtisch sitzend der Thüre
den Rücken zuwandte und den Satz wiederholte, öffnete sich die
Thüre, nnd eine fragwiirdige Gestalt murmelte, den Ropf her-
einsteckend:

„Lin armer Reiscnder — — —"

„Nehmen Sie das ..." citierte Schmadder laut, wäh-
rend er die übrigen lvorte vor sich hin murmelte, „nehmen Sie
das — — —", dabei machte er eine ausdrucksvolle Geste init
dem Arm nach einem Kleiderständer hin, der sich an der Seiten-
wand des Zimmers befand. Der „arme Reisende" solgte der
Richtung des Armes mit den Augen.

„Ach, wirklich? Den guten Rock wollen Sie mir schenken?"

„Nehmen Sie das . . . ."

„Ja, wenn Sie erlauben . . ."

„Und behalten Sie das."

„Tausend Dank, lieber lserrl"

Und der „arme Reisende" war mit dem Rock verschwunden,
ohne daß Schmadder eine Ahnung von seiner Anwesenheit ge°
habt hätte.

Aber nicht ganz vergaß er die Mahnungen seiner Lrau.
lveniger sein Gedächtnis, als sein Magen erinnerte ihn daran,
daß das Schmorfleisch auf dem Feuer stand. Lr ging in die
Küche, und nachdem er die Lsälfte des Fleisches in seiner Zer-
streutheit aufgegessen hatte, kehrte er zu seiner Rede zurück und
las weiter:

„Möge uns alle ein Geist der versöhnung an diesem
schönen Festtag beherrschen. lvie sagt doch unser großer Schil-
ler: ,Unser Schuldbuch sei vernichtell."

„Guten Morgen, Schmadder", sagte Huhlke, ein guter Be°
kannter, eintretend, ziemlich laut.

„Möge uns alle ein Geist der versöhnung . . . ."

„Hml Lr bemerkt mich nicht", murmelte Lsuhlke, „jetzt will
ich aber etwas sagen, worauf der schlaue Luchs sofort antworten
wird. — „Hör doch, Schmadderl ich bringe Dir die hundert Mark
wieder, die Du mir vor zwei Iahren borgtest. Du hast mich
ost genug gemahnt —"

„Unser Schuldbuch sei vernichtetl"

„kse? was sagtest Du?"

„Unser Schuldbuch sei vernichtetl"
 
Annotationen