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Meggendorfers Hurnorislische Blätler.
Das anöere Ich.
^^^adellos giug es bei
dein Gastmahle des
jdrorektors her, welches Se.
Magnificenz alljährlich den
LhargiertenderAorporationen
seiner Universität gab. Oon
unserem akadeinischen Turn-
verein hatten der schlanke
Oorsitzende, der stäniinige Turn-
wart, und der Schriftwart
niit der schlägerdurchfurchten
Udange der liebevollen Tin-
ladung znni Festschniause Folge
geleistet.
An der bluniengeschniiick-
ten und gerichtreichen langen
Tafel saßen die Oertreter,
von Gefühlen der Lin-
tracht durchweht, in
bunter Reihe in ihren
funkelnagclneuen
pekescben und.da-
zwischen an gut
gewähltenplätzen,
als Nuttelpunkt je
einer Oertreter-
gruppe, der be-
häbige Gafigc-
ber, dic liebenswiird-
ige I>ame und die
zierlichen, vielum-
worbenen Töchter des
läauses. Unser vorsttzender
Reichmann hatte das Gliick
und die Ehre, Ihre Nkagni-
ficentia, die Frau pxorektor,
zu Tische führen und an ihrer
grünen Seite die Freuden des
Mahles genießen zu dürfen.
Sei es nun, daß die feine Ge-
stalt der Gastgeberin, die geist-
volle und ungezwungene Unter-
haltung und die stetige, liebe-
volle Aufforderung, den wohl
bereiteten Speisen und dem
perlenden Trank volle gebühr-
ende Ehre anzuthun, unseren
Reichmann die Zahl der auf
das Wohl des hohen Gönners —
und der huldvollen Gönnerin
geleerten Aelchgläser zu zählen vergessen ließen oder war es
allein der märchenhafte Zauber, der in dem blauen Augen-
paar der geselligen Tischnachbarin lag oder überhaupt die an-
geregte Stimmung der Tafelrunde — kurz und gut, unser
werter Erster fand nach Aufhebung der Tafel, daß Galilei die
mechanische Beschaffenheit der Lrde richtig erkannt hatte, wenn
er trotz allen widerspruchs behauxtete „und sie bewegt sich dochl"
Arm in Arm mit seinen beiden Lorpsbrüdern, welche
Inanspruchnahme heute nicht nur die Freundesliebe, sondern
auch die Schaumweintücke zu bewerkstelligen wußte, schlug er
den weg zur Aneipe ein, wo die Freunde der Schilderung
„Ich sage Ihnen, diese Donnerkeil'sche Familie ist
kolosfal vornehm, da bringen die jungen Grafen sozu-
sagen — Monocles mit auf die Welti"
des Festessens im trau-
lichen Raume harrten.
Unterwegs begegnete
einer der jüngsten Füchse
unserem Aleeblatt, der
kaum Reichmanns Schwäche
erkannte, als er auch schon
wieder eincn seiner unüber-
trefflichen Ränke geschmiedet
hatte. Unter irgendeinem vor-
wande eilte er voraus zur
Aneipe und weihte die dort
Anwesenden in seine teufli-
schen Pläne ein, die sofort
zur Ausführung kommen
sollten.
Als die Lhargierten die
Aneipe bctraten, wurden
sie mit den üblichen I»bel-
rufen empfangen und unter
der vollendetsten Geschäftig-
keit der Füchse an die Tische
geleitet.
„Nun wie war's, Bren-
ner?" fragte ein altes Seme-
ster als Gehilfe des ränke-
schmiedenden Füchsleins
unseren Reichmann, der zu-
frieden lächelte, als er seinen
Schwerpunkt durch einen
Stuhl unterstützt fühlte.
„Großartig", rief begeist-
ert der vorsitzende, welchem
auf das erste Mal die Namens-
unterschiebung nicht ausfiel.
Brenner war aber gleichfalls
ein Lorxsbruder, gerade wegen
Lxamensstudiums zu Lsause
und hatte nur heute dem Reich-
mann seine Lxamenspekesche,
mit welcher er erst kürzlich bei
den jdrofess oren seine Lxamens-
besuche gemacht hatte, leihweise
überlassen.
Das mitverschworene alte
ksaus, das sah, daß es mit grö-
berem Aaliber auf Reichmann
schießen müsse, fuhr harmlos
fort: „Aber wie konimt es denn,
daß sie Dich, Brenner, zum
— Mahle schickten, es war doch
zuerst Reichmann bestimmt?"
„Ach, Unsinn," stöhnte unser kseld, „was Brenner, was
Reichmann? Ich bin doch Reichmann!"
„Das ist gut", rief es aus der Lorona, die zur Unterstützung
der Suggestion an die Streitenden herangetreten war, „jetzt hält
sich der für den Reichmann l Du mußt dem süßen N)eine gut
zugesprochen habenl" „jdahl" murmelte Reichmann, den der
Schlaf zu übermannen suchte, und fuhr in die Tasche, „da
steckt ja meine Legitimationskarte! Da lest selberl"
„Fritz Brenner, canck. jur." las da unter donnerndem Lsallo
der Umstehenden unser krasser Fuchs und zeigte dem Reichmann
die thatsächlich aus der jdekesche entnommene, derart lautende
Meggendorfers Hurnorislische Blätler.
Das anöere Ich.
^^^adellos giug es bei
dein Gastmahle des
jdrorektors her, welches Se.
Magnificenz alljährlich den
LhargiertenderAorporationen
seiner Universität gab. Oon
unserem akadeinischen Turn-
verein hatten der schlanke
Oorsitzende, der stäniinige Turn-
wart, und der Schriftwart
niit der schlägerdurchfurchten
Udange der liebevollen Tin-
ladung znni Festschniause Folge
geleistet.
An der bluniengeschniiick-
ten und gerichtreichen langen
Tafel saßen die Oertreter,
von Gefühlen der Lin-
tracht durchweht, in
bunter Reihe in ihren
funkelnagclneuen
pekescben und.da-
zwischen an gut
gewähltenplätzen,
als Nuttelpunkt je
einer Oertreter-
gruppe, der be-
häbige Gafigc-
ber, dic liebenswiird-
ige I>ame und die
zierlichen, vielum-
worbenen Töchter des
läauses. Unser vorsttzender
Reichmann hatte das Gliick
und die Ehre, Ihre Nkagni-
ficentia, die Frau pxorektor,
zu Tische führen und an ihrer
grünen Seite die Freuden des
Mahles genießen zu dürfen.
Sei es nun, daß die feine Ge-
stalt der Gastgeberin, die geist-
volle und ungezwungene Unter-
haltung und die stetige, liebe-
volle Aufforderung, den wohl
bereiteten Speisen und dem
perlenden Trank volle gebühr-
ende Ehre anzuthun, unseren
Reichmann die Zahl der auf
das Wohl des hohen Gönners —
und der huldvollen Gönnerin
geleerten Aelchgläser zu zählen vergessen ließen oder war es
allein der märchenhafte Zauber, der in dem blauen Augen-
paar der geselligen Tischnachbarin lag oder überhaupt die an-
geregte Stimmung der Tafelrunde — kurz und gut, unser
werter Erster fand nach Aufhebung der Tafel, daß Galilei die
mechanische Beschaffenheit der Lrde richtig erkannt hatte, wenn
er trotz allen widerspruchs behauxtete „und sie bewegt sich dochl"
Arm in Arm mit seinen beiden Lorpsbrüdern, welche
Inanspruchnahme heute nicht nur die Freundesliebe, sondern
auch die Schaumweintücke zu bewerkstelligen wußte, schlug er
den weg zur Aneipe ein, wo die Freunde der Schilderung
„Ich sage Ihnen, diese Donnerkeil'sche Familie ist
kolosfal vornehm, da bringen die jungen Grafen sozu-
sagen — Monocles mit auf die Welti"
des Festessens im trau-
lichen Raume harrten.
Unterwegs begegnete
einer der jüngsten Füchse
unserem Aleeblatt, der
kaum Reichmanns Schwäche
erkannte, als er auch schon
wieder eincn seiner unüber-
trefflichen Ränke geschmiedet
hatte. Unter irgendeinem vor-
wande eilte er voraus zur
Aneipe und weihte die dort
Anwesenden in seine teufli-
schen Pläne ein, die sofort
zur Ausführung kommen
sollten.
Als die Lhargierten die
Aneipe bctraten, wurden
sie mit den üblichen I»bel-
rufen empfangen und unter
der vollendetsten Geschäftig-
keit der Füchse an die Tische
geleitet.
„Nun wie war's, Bren-
ner?" fragte ein altes Seme-
ster als Gehilfe des ränke-
schmiedenden Füchsleins
unseren Reichmann, der zu-
frieden lächelte, als er seinen
Schwerpunkt durch einen
Stuhl unterstützt fühlte.
„Großartig", rief begeist-
ert der vorsitzende, welchem
auf das erste Mal die Namens-
unterschiebung nicht ausfiel.
Brenner war aber gleichfalls
ein Lorxsbruder, gerade wegen
Lxamensstudiums zu Lsause
und hatte nur heute dem Reich-
mann seine Lxamenspekesche,
mit welcher er erst kürzlich bei
den jdrofess oren seine Lxamens-
besuche gemacht hatte, leihweise
überlassen.
Das mitverschworene alte
ksaus, das sah, daß es mit grö-
berem Aaliber auf Reichmann
schießen müsse, fuhr harmlos
fort: „Aber wie konimt es denn,
daß sie Dich, Brenner, zum
— Mahle schickten, es war doch
zuerst Reichmann bestimmt?"
„Ach, Unsinn," stöhnte unser kseld, „was Brenner, was
Reichmann? Ich bin doch Reichmann!"
„Das ist gut", rief es aus der Lorona, die zur Unterstützung
der Suggestion an die Streitenden herangetreten war, „jetzt hält
sich der für den Reichmann l Du mußt dem süßen N)eine gut
zugesprochen habenl" „jdahl" murmelte Reichmann, den der
Schlaf zu übermannen suchte, und fuhr in die Tasche, „da
steckt ja meine Legitimationskarte! Da lest selberl"
„Fritz Brenner, canck. jur." las da unter donnerndem Lsallo
der Umstehenden unser krasser Fuchs und zeigte dem Reichmann
die thatsächlich aus der jdekesche entnommene, derart lautende