Tskeggendorfers Humoristische Blätter.
tzumoreske von T h. M ü l I e r.
djt'r befinden uns in den
E« Räumen der Hof-
Wäsche- und Bügelan-
stalt, des ersten Etablisse-
ments dieser Branche in
der 5tadt.
An einer langen Tafel
sind circa zwanzig hiibsche
junge Mädchen init jdlätten
beschäftigt.
Der Ton der zwischen
denselben gesührten Unter-
haltung belehrt uns soforl,
daß wir es nicht mit gewöhn-
>lichen Bediensteten, sondern mit jungen Uamen zu thun haben.
Alles Töchter aus guten Familien, die hier unter tiichtiger
Gberleitung die Behandlung der lVäsche von der gröbsten bis
zur seinsten aus dem Fundament erlernen. Die ganze Skala
von Biigeleisen, Touvrierzangen u. s. w. wird hier mit Ele-
ganz gehandhabt — natürlich fehlt dabei aber auch hie und da
ein kleineres oder größeres Ulalheur nicht.
Soebeu mußte wieder eines passiert sein und zwar ein
großes, denn es ertönte ein Schrei, aus dem man deutlich den
Schrecken heraushören konnte.
lvie auf ein Signal eilten die jungen Damen, nachdem sie
ihre heißen lverkzeuge versorgt hatten, insgesamt der Unglücks-
stelle zu, das heißt, sie scharten sich um diejenige, wclche den
Schrei ausgestoßen hatte.
Es war eine hübsche Blondine, deren ohnehin große braune
Augen, durch den Schrecken noch mehr erweitert, fassungslos
auf eine rveiße löerrenweste starrten. !Vas da passiert war,
war allerdings schon ein granck malkisur! Aus dieser tadel-
los gewaschenen, blendend weißen bserrenrveste zeigte sich in
schärfsten Aonturen der braune Abklatsch des zu hciß verwende-
ten plätteisens, deutlicher gesagt, sie war durch dasselbe total
versengt.
Das erwähnte Fräulein vergoß Thränen, während die
iibrigen jungen Damen schauderten. IVenn das die gestrenge
Lehrmeisterin sah, dann konnte es wieder schöne Vorwürse geben,
Vorwürfe, die man um so mehr fürchtete, als sie sich dabei ab-
solut kein Blatt vor den INund zu nehmen bemühte und den
Nagel auf den Aops traf.
„Aber Lselene," sragte ein feines Stimmchen, „wie ist denn
das zugegangen?"
„Ach," schluchzte Fräulein bselene, „ich weiß es eigentlich
selbst nicht, ich dachte gcrade nber etwas nach . . ."
„So, sol" meinte eine andere der Damen, aus deren Stimme
man den unbezähmbaren Schalk heraushörte, „schon wiedcr?
bsör mal kselene, Dir xassiert dieses tiefe Nachdenken in der
letzten Zeit aber häufig, ich glaube immer, ich glaube immer.."
„was?" brauste bjelene auf.
„Nun", meinte die andere so recht sanft, „ich glaube immer
Du, . . . nun jal . . . Du bist verliebtl"
Fräulein kselene wurde unter dem Gckicher der übrigen
blutrot. „Es ist schlecht von Dir, Malwine", rief sie entrüstet,
„mich bei einem solchen Unglücke auch noch zu versxotten, Du
solltest Dich schämenl"
„Nun so sei doch wieder gut, alte bselene, Du kennst doch
meine rasche Art; verzeihe mir und ich helfe Dir ficher aus der
Patsche . . . da den Versöhnungskuß . . . und nun her mit dem
Unglncksgilet, Du bist doch zu ausgeregt um es sertig zu machenl
Ich will es fertig plätten und dann, ich schwöre es Dir^
schmuggle ich es in das richtige paket, ohne daß unsere ge-
strenge Lehrmeisterin das geringste davon ahnt. kvird dann
reklamiert, so kann sie nns alle zwanzig auszanken, auf eine
kommt dann nicht viel l"
„Bravo Malwinel" risf die Lorona, „Du hast eben immer
das bserz auf dem rechten Fleckel"
„Wie diese lVeste einen richtigen Fleck auf dem bserzenl"
kalauerte der unverbesserliche btobold, dann stoben sie ausein-
ander und begaben sich wieder an ihre Arbeit, denn man hatte
aus dem Nebengemache das hohe Vrgan der nahenden Direk-
trice vernommen.
*
* *
„Frau Fröhse . . . ,§rau Frööööhse! lVo stecken Sie denn?"
„bsicr bin ich ja schon, bserr Assessor, was soll's denn?"
tzumoreske von T h. M ü l I e r.
djt'r befinden uns in den
E« Räumen der Hof-
Wäsche- und Bügelan-
stalt, des ersten Etablisse-
ments dieser Branche in
der 5tadt.
An einer langen Tafel
sind circa zwanzig hiibsche
junge Mädchen init jdlätten
beschäftigt.
Der Ton der zwischen
denselben gesührten Unter-
haltung belehrt uns soforl,
daß wir es nicht mit gewöhn-
>lichen Bediensteten, sondern mit jungen Uamen zu thun haben.
Alles Töchter aus guten Familien, die hier unter tiichtiger
Gberleitung die Behandlung der lVäsche von der gröbsten bis
zur seinsten aus dem Fundament erlernen. Die ganze Skala
von Biigeleisen, Touvrierzangen u. s. w. wird hier mit Ele-
ganz gehandhabt — natürlich fehlt dabei aber auch hie und da
ein kleineres oder größeres Ulalheur nicht.
Soebeu mußte wieder eines passiert sein und zwar ein
großes, denn es ertönte ein Schrei, aus dem man deutlich den
Schrecken heraushören konnte.
lvie auf ein Signal eilten die jungen Damen, nachdem sie
ihre heißen lverkzeuge versorgt hatten, insgesamt der Unglücks-
stelle zu, das heißt, sie scharten sich um diejenige, wclche den
Schrei ausgestoßen hatte.
Es war eine hübsche Blondine, deren ohnehin große braune
Augen, durch den Schrecken noch mehr erweitert, fassungslos
auf eine rveiße löerrenweste starrten. !Vas da passiert war,
war allerdings schon ein granck malkisur! Aus dieser tadel-
los gewaschenen, blendend weißen bserrenrveste zeigte sich in
schärfsten Aonturen der braune Abklatsch des zu hciß verwende-
ten plätteisens, deutlicher gesagt, sie war durch dasselbe total
versengt.
Das erwähnte Fräulein vergoß Thränen, während die
iibrigen jungen Damen schauderten. IVenn das die gestrenge
Lehrmeisterin sah, dann konnte es wieder schöne Vorwürse geben,
Vorwürfe, die man um so mehr fürchtete, als sie sich dabei ab-
solut kein Blatt vor den INund zu nehmen bemühte und den
Nagel auf den Aops traf.
„Aber Lselene," sragte ein feines Stimmchen, „wie ist denn
das zugegangen?"
„Ach," schluchzte Fräulein bselene, „ich weiß es eigentlich
selbst nicht, ich dachte gcrade nber etwas nach . . ."
„So, sol" meinte eine andere der Damen, aus deren Stimme
man den unbezähmbaren Schalk heraushörte, „schon wiedcr?
bsör mal kselene, Dir xassiert dieses tiefe Nachdenken in der
letzten Zeit aber häufig, ich glaube immer, ich glaube immer.."
„was?" brauste bjelene auf.
„Nun", meinte die andere so recht sanft, „ich glaube immer
Du, . . . nun jal . . . Du bist verliebtl"
Fräulein kselene wurde unter dem Gckicher der übrigen
blutrot. „Es ist schlecht von Dir, Malwine", rief sie entrüstet,
„mich bei einem solchen Unglücke auch noch zu versxotten, Du
solltest Dich schämenl"
„Nun so sei doch wieder gut, alte bselene, Du kennst doch
meine rasche Art; verzeihe mir und ich helfe Dir ficher aus der
Patsche . . . da den Versöhnungskuß . . . und nun her mit dem
Unglncksgilet, Du bist doch zu ausgeregt um es sertig zu machenl
Ich will es fertig plätten und dann, ich schwöre es Dir^
schmuggle ich es in das richtige paket, ohne daß unsere ge-
strenge Lehrmeisterin das geringste davon ahnt. kvird dann
reklamiert, so kann sie nns alle zwanzig auszanken, auf eine
kommt dann nicht viel l"
„Bravo Malwinel" risf die Lorona, „Du hast eben immer
das bserz auf dem rechten Fleckel"
„Wie diese lVeste einen richtigen Fleck auf dem bserzenl"
kalauerte der unverbesserliche btobold, dann stoben sie ausein-
ander und begaben sich wieder an ihre Arbeit, denn man hatte
aus dem Nebengemache das hohe Vrgan der nahenden Direk-
trice vernommen.
*
* *
„Frau Fröhse . . . ,§rau Frööööhse! lVo stecken Sie denn?"
„bsicr bin ich ja schon, bserr Assessor, was soll's denn?"