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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 32.1898 (Nr. 367-379)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20912#0029
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Meggendorsers Humoristische Biätter.


Schusterjungenwih.

Schusterjunge: ,che, zwei Semmeln möcht' ich>"

Bäcker: „Uomm' nachher wieder, ich liege noch im Bett."
Schusterjunge: „Vh, das macht nix, Lure Semmeln könnt
Ihr mir gleich durchs Schlnsselloch werfen."

Nür Sainrnler.

Ein junges lllädchen im Besitze von sooo Ansichtskarten
und ebensoviel Ukark Barvermögen sucht sich zu verehelichen.

Ärg serstreut.

jdrofessor Dusselig hat in einein automatischen Restau-
rant ein Glas Bier getrunken. vor dem Meggehen wirft er
noch ein Nickelstück in den Automaten: „Da haben Sie
TrinkgeM" _

Dmmer im Fach.

— „In dem kjause unseres Freundes herrschte aber eine nnge-
miitliche Stimmung."

Meteorologe: „Ia, ich glaube, daß dort wieder eimnal die
Schwiegermutter in der Luft liegtl"

Ziska.

tzumoreske von Rudolf Braune.

estern Abend traf ich meinen Freund und Schulkameraden
lviemann in der Kneixe. Lr strahlte über das ganze
Gesicht, als ich ihn mit der Frage: „Me geht's?" be-
grüßte. „NAe soll's gehen?" meinte er. „kserrlich, schrecklich gut,
kaum zum aushaltenl"

„Nanu", sagte ich und setzte mich zu ihm, „hast Du das
große Los gewonnen oder bist Du über sechs Vordermänner
hinweg befördert worden?"

Ziska.

Lr lachte, daß ihm die Thränen kamen. ,Mchr, mehr.
Ich habe das Glück meiner Ehe gerettet."

Ich sperrte Nkund und Nase auf. „Das Glück . . . Deiner
Ehe . . . erlaube mal . . . das verstehe ich nicht."

„Glanbe ich, glaube ich", tromxetete er. „kseda, Aellner,
Speisekarte. Du bist mein Gast heute Abend. Aeine lvider-
rede." Ich sah nach der Uhr. „Es ist gleich Zehn."

Lr krümmte sich vor lachen. „Du meinst, weil ich für ge-
wöhnlich um Zehn nach kjause gehe und mir dadurch den Ruf
eines Pantosfelhelden zugezogen habej? bjeute, verehrter, habe
ich Gcneralurlaub. Ach, die Sxeisekartel Lharmant, charmantl
lvie wär's denn mit einem Rebhühnchen . . . und dann ein
solides Filetbeefsteak? Linverstanden? Und zwei Franziskaner,
Aellner, aber etwas plötzlich."

„Aber Mensch", rief ich, „das grenzt ja an verschwendungs-
sucht. Lrkläre mir doch."

„Ia, ja, sofort", sxrach er, „aber zuerst eine Ligarre. Ich
habe mir heute eine bessere Sorte zugelegt. So, bitte. Nicht
wahr, superb? Nicht die gewöhnliche Feld-, tviesen- und lvald-
cigarre, nein, echt importiert aus Luba, durch die vorxosten
der Insurgenten extra für mich gexascht. Ia so, ich soll Dir
ja erklären. Lrklären, wie soll man das anfangen? Ach, da
kommt das Rebhuhn und das Franziskaner. Prost, alter Freund
und Uriegskamerad in Friedenszeitenl 'S ist doch was kferr-
liches, so ein vöglein, wenn's gebraten ist. Ia, ja, wenn doch
nur alle vögel gebraten wären, dann gäbe es viel Aummer
und Leid weniger auf Lrden. Ach so, Du weißt ja von nichts.
Aennst Du den Reisvogel? Mach doch nicht so'n geistreiches
Gesicht, der Aellner wundert sich schon; Reisvogel sagte ich.
Uennst Du nicht? Das ist ein vogel, der aus Asien oder Lhina
— ach so, das liegt ja in Asien — oder ich weiß nicht woher
nach Enroxa 'gebracht und bei uns in Uäsige gesteckt wird.
Geht Dir nun ein Licht auf? Der Reisvogel kann auch ge-
braten werden. In Lhina wird er nach der Reisernte in
Scharen gefangen und gespeist. Ich denke, er schmeckt so ähnlich
wie Rebhuhn. lvenn ich's probiert und ihn gleich am ersten
Tage gebraten hätte, wäre mir viel Aerger erspart geblieben.
Ich hatte nämlich so 'nen Dingerich acht Tage lang in meiner
Behausung. !vie ich dazu kam? Ia siehst Du, meine Frau
sitzt doch immer so solo zu bjause und mopst sich halb zu Tode.
Da sagte sie öfters: „wenn man doch so'n Tierchen hätte, das
einem ein bißchen Unterhaltung böte, nicht etwa einen Ljund
oder eine Uatze, nie, die kann ich ja beide nicht leiden, aber
einen vogel, cinen ..."

Ich redete ihr das jedesmal aus und führte ihr vor
Augen, wie schrecklich das wäre, wenn sie ihre Ukigräne habe
und so ein Vuäcksack, so ein Uanarienvogel losschmettere. Sie
sagte, es brauche ja kein Uanarienvogel zu sein, versteifte sich
aber nicht auf ihren wunsch. Und mir fiel es natiirlich nicht
im Traume ein, einen vogel zu kaufen. Da muß der Deibel
vorige lvoche einen vogelhändler in unser Burcau führen, wo
ich mit Freund lveirich gerade den Stadtklatsch durchnehme.
lvir waren mit der clironique scanckaleuse fast zu Ende, als
der vogelmann eintrat. Ls war mir recht, daß er die Decken
von seinen Uäfigen machte, das gab doch ein bissel Abwechs-
lung in dem öden Bureauleben, und kosten that ja das An-
schauen der vögel nichts. Der Mann hatte wunderhübsche
Tierchen, besonders gefielen mir ein jdaar kvellensittiche, die mit
ihrem goldigen Gefieder wirklich xomxös aussahen. Mir fiel
der lvunsch meiner Frau ein. Da könnte man ja mal den
Galanten spielen und ihr eine Ueberraschung bereiten, sie klagte
so iminer, ich würde alt und kühl. Ich frage nach dem Preise
der lvellensittiche. „;a lNark". Iesses, rufe ich, wo soll man
denn so kurz vor dem Lrsten zehn Mark herkriegen? Ich schiele
 
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