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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 32.1898 (Nr. 367-379)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20912#0064
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


5^

Die unterbrochene tzochzeitsreise.

Neues Wort.

Und als man zu Hause angekommen war, nahm Paxa
Lrcellenz sofort seine Tochter vor.

„Aber Lvchen, nun ohne Umschweise heraus I IVas gibt's,
was spielst Du da sür possen?"

„Ich muß bitten Paxa," erwiderte Lvchen trotzig weinend,
„keine Possenl Lrnst — xurer Lrnstl — Ich arme Verratenel
-- Lsat Benno nicht zu Luch gesagtz er habe nur die eine
Schwester, die Freifrau von Bestehorn? — Ial — Nun fragt
ihn selbst, wie kommt er denn noch zu einem Schwager?"

„Schwager? Aber wieso?" riefen Papa
und Mama zugleich.

„Ia Schwagerl" fuhr Evchen fort. „Denkt
Luch, sogar einen Postillon hat er zum
Schwager! Und dieser Postillon hat wieder
einen Schwager, so einen dicken Metzger oder
so etwas l Das ist himmelschreiend l himmel-
schreiendl"

Benno lachte aus vollem lsalse wie erlöst
und wollte etwas erwidern; aber Lvchen ließ
ihin keine Ieit zur Antwort.

„Du lachst auch noch? Das ist unver-
zeihlich, ich laß mich scheidenl Linen Postil-
lon zum Schwagerl — Linen Postillonl"

Sie schluchzte laut auf. Aber die Nlama
und die Tanten und vor allem Papa Lxcel-
lenz, sie hatten die Situation sofort begriffen
und lachten, lachten aus vollem kserzen.

„Aber Lvchen, Lvchen, was machst Du für
Streiche! Siehst Du, Deine Laune hat Dir da
cinen bösen Streich gespielt, Du unerfahrenes
Aind! — Gleich bitte Deinen Ulann um ver-
zeihung und sei froh, wenn er Dich noch haben
will, Dich unverständiges Aind!" xolterte lach-
end Papa Lrcellenz.

„Auch ihr, auch ihrl" jammerte Lvchen.

„Na Aind," fuhr Papa Lxcellenz sort,

„weißt Du noch nicht, daß man den Postillon
Schwager nennt in althergebrachter Sitte?

-Du staunstl — Nun, Du hast's gewiß

noch nie gehört; aber ein klein wenig ver-
trauen zu Deinem Manne hätte das unselige
Mißverständnis sofort ausgeklärt, ihm und
Dir Aerger, uns und seinen Lltern Sorge
ersxart und Du wärst nicht um Deine schöne
Hochzeitsreise gekommenl"-

Benno aber umarmte sein Lvchen. „Lv-
chen, Evchen, übermorgen reisen wir noch
einmal und dann begrüßt auch Du den Schwa-
ger postillon, das soll Deine Strafe seinl"

Evchen machte erst große Augen; dann
aber mußte auch sie lachen, und lachend
wechselte das Paar Auß um Auß trotz Ge-
genwart von Papa und Mama Lxcellenz,
der Gesellschaftsdame und drei Tanten.

„lvie geht es dem Maier in seinem Amte?"

„Ich glaub', der wird sich langsam emporbückcnl"

Aus eigener Ärfahrung.

Gast: „Und was kann man hier gleich haben?"

Uellner (mit einem scheuen Blick auf den wirt): „G r o b h e i t e n!"

Unabweisöar.


Splitter.

Iugendfrcundel — Sehr richtig, denn
später hat mau kciue.

Serri „Ich wiederhole, daß ich an Litteratur durchaus keinen Bedarf habe."
Buchhandlungsreisender: „Es würde aber eine unschätzbare Bereicherung
Ihrer Bibliothek sein, wenn . . ."

bserr (unterbrechend): „Ietzt geht mir die Geduld doch zu — für Ihr Beneh-

men habe ich wirklich keine Worte mehr . . ." (öffnet dte Thnre.)
Reisender: „Aeine Worte? Aann ich Ihnen dienen mit dem lverke:
,Deutscher IVortschatz oder der xassende Ausdruck, von Schlessing?"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschäfisstellr; in München, Schubertstrstze 6.
 
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