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Meggendorfers Humoristische Blätter.
W ls dem Sohne der Alkmene
Nach der langen Lrdenqnal
Hold, in ew'ger Hiinmelsschöne,
Lsebe reichte den pokal,
Daß, von aller Not der Lrde
llnd des Alters Last befreit,
Ibm, als einem Gotte, werde
Iugend und Unsterblichkeit:
Da, init Nkitleid nnd Erbarinen
Dacht' lgerakles noch zurück
7ln das Los von jenen Arinen,
Die nicht teilten sein Geschick,
Denen nur zu schnell auf iminer,
Ach, der Iugend Glanz entriickt,
Unerreichbar wie der Schimmer,
Der den Saum der NAiste schmückt.
Und er sprach: „In Lurer Nlitte,
lsehre Götter, bin ich nun,
Dater Zeus, laß eine Bitte
Deinen Sohn jetzt an dich thun:
Laß die Nkenschen, deren Leiden
Nun so lange ich geteilt,
Nicht voin Glück der Iugend scheiden,
§he sie der Tod ereilt.
Oat er nicht gcnug zu tragen
An den andern Lasten schon?
Nluß das Alter auch noch plagen
Deiner Lrde arinen Sohn?"
Doch der ksohe sprach: „Gewähren
Uann ich deine Bitte nicht.
So bestiinnit's der Rat der lUören,
Dem selbst Ieus nicht widerspricht.
Aber lindern inöcht' ich können
lvas dein edles kserz beweint,
Line Ieit dein Nlenschen gönnen,
lvo er wieder jung sich scheint. —
lvelchein aus der Götter Areise
Ist das Freudenbringen wert?
!Ver ersinnt mir eine lveise
lvie die Iugend wiederkehrt?"
Und im vollen Aranz der Reben
Nahte Dionysos bald.
Ihm zur Seite sah man schweben
Line liebliche Gestalt.
Rückwärts strebte sie zu schauen,
Aber still von Gliick verklärt,
Thränen schienen ihr zu^tauen,
Denen doch ein Lächeln wehrt.
Dion^s sprach: „lserr der Göiter
Laß uns beide im verein
Deiner arinen Nienschheit Retter
von der Not des Alters sein."
llnd Gewährung ward gegeben. —
Drum fühlt jedes lserz sich jung,
Nlischt sich zu dem Saft der Reben
Freundliche Lrinnerung.
M. Holthausen.
Meggendorfers Humoristische Blätter.
W ls dem Sohne der Alkmene
Nach der langen Lrdenqnal
Hold, in ew'ger Hiinmelsschöne,
Lsebe reichte den pokal,
Daß, von aller Not der Lrde
llnd des Alters Last befreit,
Ibm, als einem Gotte, werde
Iugend und Unsterblichkeit:
Da, init Nkitleid nnd Erbarinen
Dacht' lgerakles noch zurück
7ln das Los von jenen Arinen,
Die nicht teilten sein Geschick,
Denen nur zu schnell auf iminer,
Ach, der Iugend Glanz entriickt,
Unerreichbar wie der Schimmer,
Der den Saum der NAiste schmückt.
Und er sprach: „In Lurer Nlitte,
lsehre Götter, bin ich nun,
Dater Zeus, laß eine Bitte
Deinen Sohn jetzt an dich thun:
Laß die Nkenschen, deren Leiden
Nun so lange ich geteilt,
Nicht voin Glück der Iugend scheiden,
§he sie der Tod ereilt.
Oat er nicht gcnug zu tragen
An den andern Lasten schon?
Nluß das Alter auch noch plagen
Deiner Lrde arinen Sohn?"
Doch der ksohe sprach: „Gewähren
Uann ich deine Bitte nicht.
So bestiinnit's der Rat der lUören,
Dem selbst Ieus nicht widerspricht.
Aber lindern inöcht' ich können
lvas dein edles kserz beweint,
Line Ieit dein Nlenschen gönnen,
lvo er wieder jung sich scheint. —
lvelchein aus der Götter Areise
Ist das Freudenbringen wert?
!Ver ersinnt mir eine lveise
lvie die Iugend wiederkehrt?"
Und im vollen Aranz der Reben
Nahte Dionysos bald.
Ihm zur Seite sah man schweben
Line liebliche Gestalt.
Rückwärts strebte sie zu schauen,
Aber still von Gliick verklärt,
Thränen schienen ihr zu^tauen,
Denen doch ein Lächeln wehrt.
Dion^s sprach: „lserr der Göiter
Laß uns beide im verein
Deiner arinen Nienschheit Retter
von der Not des Alters sein."
llnd Gewährung ward gegeben. —
Drum fühlt jedes lserz sich jung,
Nlischt sich zu dem Saft der Reben
Freundliche Lrinnerung.
M. Holthausen.