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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 32.1898 (Nr. 367-379)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20912#0086
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rNeggendorfers Humoristischc Blätter.

7-b

Meine neue Mohnung.

„Lndlich alleinl" juble ich. Endlich wirst du schlafen,
armer lVanderer. Oerlöscht ist das Ncht, tiefe Stille iin kjause,
desscu wohl verwahrte Pfortc dcr Lerberus-bjausiueister hritetl
Freundlich lächelt der INond herein und wunscht inir:

„Gute Nacht, Ljerr Lieutenanti"

„Gutc Nacht, lieber Nondl"

Lin unendliches lvonnegefuhl durchströint inich. „Lndlich
allein init mirl"

llnd es kommt doch immer anders, als man's denkt. Ich
hörte ein fiirchterliches Gexolter mitten in der ,guten Nacht'
und ein schwarzer lNann torkelte herein. Lr gröhlte mit heisc-
rer Stimme ,Tarara-boom-dii' und schlug den Takt dazu mit
dcm Stocke gegen Thiir und Tisch.

Aein Zweisel — er war'sl

Lr, der gute stuck. meck. Alphons Röhlcr, der sich bekueipt
in seine alte lvohnung verirrt hattcl Ictzt wurde er meiner
ansichtig und schiitteltc sich vor Lachen: „Scrvus — da liegt
ja jemand in meinem Bettl Ich bin's nicht — folglich ist es
jemand anderes."

Ich merkte es gleich: hier mußte ich mal ausnahmsweise
den Alngeren machen. Lr war so schwer gelähmt, daß ich ganz
vcrgebens parlamentiert hätte. Mag er hier bleiben, ich gehe
ins lfotel schlafen.

Lr stimmt indes den ,schwarzen Walfisä/ an und ist cben
beim Baktrerschnaps, als er meinc Unisorm bcmerkt.

„Servus — das ist ja der lferr Pedell! Ah, lserr pedelll"
ruft cr und versucht, sich zu verbeugen, „cs ist mir eiue ganz
spczielle lvollust, 5ie in — glucksl — in — glucks! in — meinen
Apartementz (sic!) begrü—grüßen zu könnenl"

Ich bin fertig und will verschwinden, aber er hängt sich

an mich und-kommt mitll Iawohl, der Unglücksmensch

kommt mit! Auf dem lVege — zehnmal meine ich, wir würden
beide der Länge nach hinfallen — versichert er mich seiner un-
waudelbaren Gnade, Liebe und Lhrfurcht . . . . da kommt ein
lvagen vorüber, ich lasse ihn stehen, sxringe auf uud sahre.

„Ljotel Imperial, Fiakerl"

„Iawohl, lfcrr Baronl"

lUit schier iibermcnschlicher An-
strcngung, begünstigt durch eine Reihe
der seltsamsten Zufälle und Fügungen,
gelangte ich nm neun Uhr morgens
in den Bcsitz meiner paradesorten
und konnte beim Regimente meine
Linrückung melden. Zwei gerade an-
wescnde lserren bat ich dann meine
Zcugen in der Asfaire Lämmlein zn
scin. Sic machten ihre Sache so erakt,
daß wir schon um ein Uhr mittags !
nach der lfeumarktkaserne sahren
konntcn. Die beiderseitigen Sekun-
danten hatten diesen Grt zur Aus-
tragung des Lhrenhandels gewählt.
Auf dem lvege dahin erzählte ich den
zwei Rameraden meine Abenteuer von
gestern. Statt mitzufühlen lachten sie
wie besessen.

„Di e lvohnung muß ich schen,"
sagte lfauxtmann Uorxrziwny, der
eine meiner Zeugen.

„Ljerr ljauxtmann, Du glaubst doch am Lnde nicht, daß
ich noch einmal diese lvohnung betrete?"

Ls kam zum Schlageu. Im dritten Gang verletzte ich
ljerrn Lämmlein am Arm uud er brachte mir eiue Terz ,hineiill.
„Ich gratnliere" meinte lloprziwn^.

„Danke gehorsamst, lferr lfauxtmann l"

Der Vberarzt schüttelte, als er ,gebaderll hatte, den llopf
und sprach: „Du fährst jetzt sofort nach ljaus und riihrst Dich
mir vierzehn Tagc nicht aus dem Bette."

„Aber ich muß ja eiuc andere lvohnung-"

„Nichts dal Da blcibst Du, ivo Du bist uud dabei xuuktum!"
Bb's wohl so weitergeht in der ,gemütlicheill Bude??

Keänderie Meinung.

Arbciter (der das grohe Los gewomien): „Ls muß auch Reiche
geben, cs können nicht alle arm seinl"

Wie schade.

Backfisch (einen Roman lesend): „Ach, wie schade, daß sie sich

immor nur auf dcu lctzten paar Seiten kriegenl"

Dffen,

— „Sic, llcllner, im vertrauen, was ißt man denn bei Ihnen
am besten?"

- „lläsc, deu lassen wir holenl"

Ueucs Wort.

(. ljöfling: „Ri ckoncl Da hat man dcn neugeadelteu
Schweineziichter auch auf dic Liste der Lingeladenen gc-
schrieben."

2. ljöfling: „Der lllinister hat es befohlen."

(. ljöfling: „lltan kaun aber doch nicht nebcn einem Schweiuc-
züchter sitzen."

2. ljösling: „Dann hcißen Sie ihn Großgrunzbcsitzer."

verantwortlicher Redakteur: lNax Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber in Lßlingen bei Stuttgart.

Gefchäftsyellq in München, Schubertstrstzr 6.
 
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