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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 32.1898 (Nr. 367-379)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20912#0108
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


lich ruiniert? — na, — Ihres ist auch ruiniertl" —

„Nun — wo ist die Schlange?"

„ver ist ein kleines Malheur passiert —" stannnelte Al-
mers verlegen — nämlich — ich will auspacken — denke
natürlich 5ie haben mein Schloß verdreht, und spreng es end-
lich. Der Kellner — das Stubeninädel — der Piccolo — alle
standen drum 'rum, mit Stemmeisen, bsammer rc. Nun sag'
ich zum Stubenmädel —: geben Sie mir doch mal das Bild,
was obenauf liegt — das ist meine Braut — die steht iinmer
aus meinem Zimmertisch. Na — das Mädel hebt und hebt —
auf einmal stößt sie ein furchtbares Gekreische aus — schmeißt
mir das „Bild" vor die Fiiße, und rennt davon, als ob ihr
der Teufel auf den Fersen wäre — der Uellner — der jdiccolo
— alle nach. Jch starrte herunter — sehe — sehe — nal be-
geistert war ich grade auch nicht, als ich das liebliche Tier-
chen, die Schlange vor mir sah. Ium Glück war sie, bei dem
Sturz in mehrere Stücke zerxlatzt — so daß ich wenigstens
gleich sah: die beißt doch nicht mehrl"

„Na — schön ist's nichtl" meinte Vlafson resigniert. „Meine
schöne, seltene Schlangel — aber wartl — setzt sollen Sie auch
Ihre Strafe haben — vor, Mannl"

Und er schob den verblüsften Almers in das Lokal und
zog ihn mit emxor auf das jdodium.

„ksier, meine kserren, ist der richtige Ligentümer der wert-
vollen Präparate — wir hatten die Aosfer vertauscht. Bitte
bringen Sie dem bserrn seine Sachen zurück.

Mütendes Beifallklatschen — hochl und hurrahl —

Zwei Zuhörer brachten jetzt feierlich „Llsa".

„Beißt sie? — ist sie sehr giftig?" „Nehmsn auch die
Mutigsten vor ihr Reißaus?"

„Ruhe meine Ljerren I Der Frack wird gebracht „hier kommt
das Beuteltierl" ruft es wieder. „Das tollste, unsinnigste, ver-
haßteste Geschöpf — zum Glück wird es bald ganz ausgerottet
seinl" johlen sie vor. „Schöne Flecken hat es —"

Almers starrrt die Uebermütigen vollkommen verständnis-
los an.

„So l — nun noch das Fell des Stachelschweins" sagt ernst-
haft ein anderer, ihm die Schnurrbartbinde hinhaltend, „und
hicrl —" (die Büchse mit dem Seifenschaum wird ihm von der
anderen Seite gereicht) — die losen Stacheln des betreffenden
Stachelschweins — „wir dürfen uns auch jeder einen Stachel
behalten —"

„Denn Schweinestacheln bringen Glück —" und der Lärm
bricht abermals los. Almers steht mit offenem Mund Llsas
Bild unter dem Arm, — in einer ksand den Frack, in der
anderen sein Rasierzeug, und weiß noch iinmer nicht, ob er ver-
rückt ist oder die anderen.

Wieder gellt die Alingel des vorstandes.

„Ruhe meine bjerren und zur Grdnung. Ich gebe dem
!)errn vortragenden das Wortl"

Glafson gibt Almers einen kleinen Puff, daß er vom Podium
heruntertaumelt, und dem Diener einen kvink.

„weiser Buddahl bringen Sie mir die Sachen gefälligst
hierher — ich will sie jedenfalls erst selbst betrachten — und
iiuii meine lherren —" wendet er sich an sein sehr vergnügtes
publikum — „tritt das wahre Stachelschwein auf und der
Teufel" geht wirklich los.

Zur Äeschäftsprams.

Erster Uompagnon: „Ich glaube, ein schlechteres Fabrikat
als das unserige gibt's kaiim auf Lrden."

Zweiter Uompagnon: „Allerdingsl Wenn wir das los-
werden wollen, müssen wir es schon als das beste der
welt anxreisen." _

. Wekehrt.

Mch glaubte nicht an der Liebe Gefühle,

^ Fand kleinlich ihr ewiges wehund Ach
Und lächelte überlegen und kühle,
wenn einer aus innigem kerzen sprach:

„Ich liebel"

Da hat der schelmische Gott, der blinde,

Den pfeil mir meuchlings ins bjerz geschnellt,

Nun möcht' ich es rufen in alle lvinde

Und laut es jauchzen in alle lvelt:

_ ,,Ich liebel" zg,

An)eige.

Line flotte Uellnerin mit feinem, übertragbarem Stamm-
tische sucht Stellung in besserem Restaurant.

^öflich.

Gras: „Donnerwetter, ich habe Sie statt des Ljasen getroffenl"
Treiber: „G, kjerr Graf, solche kleine verwechslungen
können ja jedem einmal xassteren."

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. vruck und verlag von I. F. Schreiber in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschästsstrllq in Münchrn, Schubertstratze 6.
 
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