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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 32.1898 (Nr. 367-379)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20912#0130
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s20

Meggendorfers L)urnoristische Blätter.

Die neun Mnsen.

T c r p s i ch o r e.

<^z)as Tanzen ist doch recht wnnderbar
Und es kiingt scheinbar vermessen,

Uaß nian hienicden voin Tanzen sogar
Bei Dingen spricht, die niemals cin paar
Solider Beine besessen.

§s tanzen die Blätter iin herbstlichen Mind,

Ls tanzet das 5chiff auf den Mogen,

Vft tanzten vor unseren Augen geschwind
Die Lichtcr, wenn spät aus der Uneipe wir sind
Im Zickzack nach ksause gezogen.

Menn ich mal einen Tanzbär erblick',

Mie er so zahm sich läßt lenken
Am Nasenringe nnd zerrenden Ltrick,

Dann muß ich auch immer ans häusliche Gliick
Oon manchem Pantoffelheld' denken.

Solch Bärenkerl hört artig und stumm
Sich an seiner bsolden Gekcife, —

Sie legt ihm das glänzende Nalsband um
Und tanzt ihm vergnügt auf der Nase herum
Tr aber nach ihrer Pfeife.

Thali a.

Ist dir, mein Sohn, mal triib zu Sinn
Mas wohl geschieht zu Zeiten,

Dann eile zu den Brettern hin
5o da die Melt bedeuten.

Und bietet g'rade kein lustig' Stiick
Der kundige 2lnschlagzettel,

Dann lenk' eine Stufe tieser den Blick,

Ls thut's ja auch schließlich das „Brettl".

Mill Meltschmerz deine Brust durchzieh'n
Und melancholisch dich machen,

Da hilft als wirksamste Uiedizin
Das Lachen und nochmals das Lachen.

Thalia.

lhast aber du kein Theater am Grt,

Beschaue dir deine Bekannten.

Die liebe Menschheit, ich geb' dir mein wort,
Beherbergt viel Romödianten. —

Ulach's wie der selige Demokrit,

Ueb' lachendes sdhilosophieren,

Ls klingt so erbaulich das alte Lied
Oon den menschlichen Aatzenmanieren. —

Das Täuschenlassen, mein liebes Aind,

Passiert nicht bloß immer den Dnmmsten,

Die Schmeichler und Speichcllecker das sind
Don alien Freunden die schlimmsten.

U r a n i a.

UAe haben doch iinmer mein bserz erfreut
Die fernen Melten am Lsimmel;

Lrhaben ob Raum und irdischer Zeit,

So funkeln sie in der Unendlichkeit
Lserniedcr aufs Lrdengetnmmel.

Als Aind, da wünscht' ich mir glühend herab
Die himmlischen Sterne zum Spiele,

Doch als ich nicht mehr ein thörichter Anab'

Da merkt' ich, daß es hienieden auch gab
Der lieblichen Sterne gar viele.

Das blitzende',Aug' der Anne-Ukarie
Lrschien mir viel schöner wie Sonnen,

Ich xfiff auf die ganze Astronomie,

In ihrcn Armen, du ahnst es nicht wie,

Genoß ich die himmlischsten Monnen.

Ietzt lacht mirsdie goldene Iugend nicht mehr,
Ls ist inir kein Stern mehr beschieden,

Sogar mein nackendes Anopsloch bleibt lecr,
Mbwohl ich schon mit 'nem Lhrenkreuz wär'
von irgend 'nem Raubstaat zufrieden.

Nmppanles Veispiel.

,Als die Dame Ihnen einen Aorb gab, machten Sie wohl ein recht verdutztes Gesicht?"
Mie ein Redakteur, dem ein Dichterling zum Geburtstag einen — Papierkorb dedieiert.
 
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