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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0011
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Neggendorfsrs Üurnoristische Blätter

3

Äuch ich bin in Italien gewesen.

tllnd nun, in tanger Äette,

Zieh'n bteiche Götterbitder jtumm vorbei
Und weisen stot; die wundervoiien Eeiber,

und Venus und Heroenweiber.-

ste ost in seiner L'kedetei,
er toteinsam sast im Dämmerdüftern,

eng — und ach! so schöicheitstüstern.

Die Abendglocke tönt in das Gemach,

Vie Wirtin bringt die Lampe; rr wird wach
And schtiestt die Augen vor dem grellen Lichte, —
, Verschwunden all' die tockenden Gestchte! —

Uun, sage mir, nachdem du dies geiesen,

Wer von den beiden stch wostl rüstmen kann:
„Äuch ich bin in Ltalien gewesen!"

Julius Benzingcr.

Lm nebeldüstern Äorden tehnt ein Mann
Äm Fensterbord; es schweist sein Ätick nach Süden,
Äuf seinem Ängestcht, dem arbeitsmüden,

Liegt schweren Tagesfrohnes dumpfer Gann.

Er träumt vom Wunderland der Nomuliden,

Wo einst der Vötker. Zchicksal ward entschieden,

Wo gotd'ne Lichtflut alles überrinnt,

Die Lage bröckelndes Gestein umspinnt.

Ln zarter stläue schwingt der Apennin
Zum Meere grüßend, klassisch schöne Linien,

Äus röttichem Gestämm btaugrüner Pinien
Wtnkt die Vsterie, und dke Ztunden flieh'n
tZeim Zattarello.

And er schaut entrückt
L>rs fchönsten Golfs a;urne Zauberflut,

Venedigs hehren Nogensttz. Entzückt
Me ew'ge Noma, die da schweigend ruht
Lm Äbendgtan;. Lankt peters Zilhouette
Hebt scharf stch aü.

s zog der Protz, weit's der und jener that,
Der feine Ton, so meint' er, es vertangte,
Äuch nach Ltalien den Touristenpfad,

Vbwoht ihm recht vor den Ltrapazen bangte.
Än Galerien, Girchen und Museen
Hat er sehr bald sich übersatt gesehen.

Vurch attrr Nömerbautrn Riesentrümmer
Vu ktettern deucht ihm Thorheit; und noch dümmer
Zcheint ihm im wildnisgrünen Villenparke,

Lem Ler Zpaten feiert und die Harke,
Weltferne Nast auf rifligen Marmorbänken,
Ernster Gedanken stnnend Nückwärtslenken.

Me fremde Güche macht ihm viel Neschwer,
Landplagenartig wirkt das ew'ge Äetteln,

Das fegt im Nu die Tasche soldileer. —

Und dann: Cin frisches Wrib auf hundert Vetteln!

Der letztr Trost bleibt schliestlich der Chianti,

Ästi spumante auch e tutti quanti.

Hat er sein Neisepensum abgeschnurrt,

Dehnt er aufatmend seine müden Glieder
Und dampst zur Heimat hin, indem rr knurrt:

„Gehabt ruch wohl! Mich srht ihr niemals wieder."
 
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