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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0028
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Bkeggendorfers Humoril'tische BIätter.

20

Die Bostanweisung.

m Schalter eines kleinen postaints warten

Die Menschen dichtgedrängt in langer Reih'.
Auch aus vierlanden, tsamburgs Blumengarten,
Ist eine alte Hökerin dabei.

Ich sehe sie das Geld aufs Zahlbrett schieben
Und ein noch leeres rotes Formular.
„SchriwwtSemidatwollut? Ickkannnich schriebenl"
Sie reicht es bittend dem Beamten dar.

„So lassen Sie sich's doch von andern machenl" —

T>ie Alte sieht oerstört ihn an und geht.

Sie kommt zu mir. Ich zwinge schnell das Lachen
Und schreibe, während sie daneben steht.

Sie gicbt mir Zeichcn ihres Wohlgefallens,

Und dankbar ist die Sprache ihres Blicks:

„För smucke Ueerns dohn de Beamten allens,

!>och för de ollen Wiewer dohn se — nix." —

Alfrcd AehH.

Theorie und Bra.ris.

^rau A.: „T>er Vberlehrer UUiller hat gestern im Frauenverein
eincn prächtigen vortrag gehalten! Lr sprach über ,Frauenrechte
sonst und jetzt' und betonte dabei besonders, daß das ,alte deutsche
Frauenrecht der Schlüsselgewalt' heutzutage leider nur noch einen
acscbicktlichen Wert bättel"

Deutlich.

tsaussrau lzur neuen
Röchin): „. . . . Und dieses,
Utarie, ist die Uüche und
nicht otwa eine Uasernen-
filiale!"

Zweierlei Muhen.

Dichter: „Ach wie schön,
daß die Schrist ersundenl
Da kann man gemütlich ab-
schroiben und beim Schneider
anschreiben lassenl"

(Launerfrechheit.

„tsören Sie mal, kserr
Gendarm, eh' Sie mich
arretieren, können Sie ooch
erst Ihre Knöpxe besser
putzen!"

Äusgleich.

„tserr Uommerzienrat ha-
bennur einen Sohn?"
„Ia, aber der lebt für
dreil"

Märchen von Or. Granarius.

Ls waren einmal zwei kleine Lhinesen, zierliche Figür-
chen, dcnen man anf den erstcn Llick ansehen konnte, daß sie Zwillings-
brüdcr seien. Sie glichen einander aufs tsaar, wie ein Ei dcm andcrn, hockten
beide aus den FUßchen, an denen sie kleine goldenc Pantofseln trugen, hatten hübsche
weiße Gewänder an mit gelben und blauen Blumen und trugen jeder auf dem glattgescho-

renen Uopfe ein langes Zöpschen. Nur
in einem waren sie ungleich. Der erste
bewegte seinen Uopf von oben nach unten
und nickte „ja;" der zweite aber drehte
dcn ttopf von rechts nach links und sagte
„nein." So thaten sie den ganzen Tag. Uei-
ner von ihnen konnte etwas dafür, daß es so
war, sondern einzig und allein der UUnstler, der sie verfertigt
hatte, aber büßen mußten es darum doch sie selbst; höret nur,
wie das zuging.

Die chinesischen Brüderlein wurden
mit einander oerkauft an eincn vorneh-
men lherren um viele Dukaten, denn ste
waren aus feinem, kostbarem porzellan
gemacht. Der kserr stellte die beiden in
seinem prunkgemache aus einen zierlichen
Schrank rechts und links von einer goldenen Uhr
Die Uhr stammte aus Frankreich, sagte „tick tack" und wenn
eine Stunde um war „kling, klang." Die kleinen Lhinesen
aber nickten dazu den ganzen Tag mit den Aöpfen, der eine:
 
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