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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0030
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e g g e ii d o rf e r s l.) u m o ri st i s ch e Blätter.

Mißyeschick im Bärenzirkus.


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Wegweiser.

Il^ie oft hob' einst ich nach dem Meg gefragi!

INan wies nüch links nnd rechts nnd um die Lcke,
Ich fand mich gliicklich weiter eine Strccke —
Dann fragt' ich wieder nach dem !veg verzagt.

Doch scit mich einer liebend hat gelehrt,
tvie einem Ziel man sicher geht entgegen,
Seitdem bin nie ich um den Weg verlegen,
tsab' mir vertrauend nieinands Rat begehrt.

_ O. Jcgerl.

Wie das Volk spricht.

„Derlei weise ich nicht von der lsandl" sagte
der lsausknecht, als er — das Trinkgeld empfing.

ZHeffcXion.

oDas war ein wonniger Iugend-
E- traum,

tliit dcr ersten Liebe im kserzen,
tvir schwärmlcn unter dem

Lindenbaum
Unter seligcn Aiissen und Scherzen.

Das war cin hcrrlichcr Augenblick,
Da mein crstcs Gedicht cntstanden,
Es sang von dcm holdcstcn

Uiärchenglnck

Und wie wir in Licbe uns fanden.

Und o, wie pochte das !serz mir

laut

voll Lust und frcudigem Bangen,
Da ich die myrtengeschmiicktc

Braut

Uiit bcbendem Arme umfangen.

Dann wähnt' ich, cs sei als Thcmann
Das höchste Gliick mir erlesen, -
Und dcnnoch denk' ich jcht dann nnd
wann

Vb's friiher nicht schöner gewesen ...

UAe cin lvand'rer hab' ich den Gipfel crreicht,

Nun umgibt mich die Landschaft, die kahle,

Ich blicke hinab von der lsöh' und mir deucht,

Ls sei doch viel schöuer — im Thale! — Jgnaz Paucr.

(Lvett.

Slizze vo„ Th. Müller.

ic in Ulodcsachen tonangebende Baronin Unhlau hatte sich nach
ä- / eigencn Angaben in Paris ein ganz apartes Uostiim fertigen lassen.

Leider schien das Gehcimnis nicht gehörig gewahrt worden zu sein,
denn ihre Rivalin in der Ulodewelt, Baronin lvarmwald, erschien fast in
der gleichen Toilette bei der exklusiven Soiree. Baronin Rühlau war
wiiteud und um so mehr, als alle lvelt in dem Urteil einig war, die
schwarzen lsaare der Freifrau von lvarmwald paßten viel viel bcsscr dazu
als ihre blonden. Leine Dame von lvelt Icißt sich den Aerger iiber eine
Niederlage anmerkcn, aber sie sinnt auf Rache. Dagcgen war die Baronin
lvarmwald noch nie so, man möchte sagen in allem Ernste, heiter wie heute
abend — aber auch sie war Dame von lvelt und dahcr von äußerster Zu-
vorkommenhcit gegen die besiegtc Gegnerin — sic wich fast nicht von ihrer
Seite. Freilich bchaupteten böse Scelen gleich wieder, es geschehe nur des-
halb, nm der Gesellschaft den vergleich zwischen ihr und der Aiihlau nicht
außer Augen kommen zu lasscn.

Die letztere schloß selbstverständlich den Rest der Nacht, als sie nach
lsausc gekommen war, kein Ange. Aber die Schlaslosigkeit wiirde sich bc
zahlt machen l „lvir miissen heucr ausnahinsweise noch eine Soiree geben,"
sagie sie während des Friihstiicks zu ihrem Gemahl.

„lvie Du meinst, mein Aind," entgegnete dieser, denn er war gut
gezogen von ihr.

„Ahhhl" dachte die lvarmwald, als sie cinigc Tage darauf die Ein-
ladung erhiolt, „cine Falle, da heißt's achtgcbenl Sie hat sogar ihrc
Uammerjungfer entlassen, bei der man sich sonst uu kuit halten konnte
cin großer Schlag alsol llnd schon morgen — natürlich, damit ich mir
keine Toilctte mehr bcsorgen kann, die sie selbstredend schon hat; nun wir
wollen sehen. lsin gehe ich untcr jcder Bedingung. Die Frende will ich ihr
gewiß nicht machen, das Schlachtfeld allein zu beherrschen."

Baronin Aühlau hatte brillante Toilette gcmacht; heute mußte jedcs
gestehen: untadelhaft — nichts kann besser zu blond kleiden als dicses
Aostüm. Strahlend und hochaufgerichtet stand sie da, um ihre Gäste zu
empfangcn und sich immer neue Aomplimente sagen zu lassen — cndlich
kam auch dic lvarmwald.

Sie hatte das von der vorigen Soiree bekannte Aostüm nochmals
angelegt — aber, die Baronin Aühlan knirschte mit den Zähnen, sie
hatte sich blond gefärbt — —: „Damit," wie ihr dicse erzboshaste
Person unter einer Umarmung ins Bhr siiisterte, „der Gesellschaft auch
heute noch der Lindruck crhalten bloibe, den blond gerade zu dieser Toilette
hervorrufe . . . es wäre ein Vpfer von ihr gewesen ihr lsaar zu färben,
aber wo es gelte, einer Freundin eine sinnige Gefälligkeit zu erweisen
da, da wäre es ihr sogar egal, sich vorübergehend zn vcrnnstaltcn . . ."

lscrausgeber u. verantwortlicher Redaktcur: Robert Ulohr in lvien. Druck u. verlag von I. F. Schreiber, Lßlingcn Stnttgart.

Geschästvstrlle in Mnnchen: Schuberlsteaste 6.
 
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