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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0035
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rNeggendorfers humoristische Blätter.

27

Äine seine Herrschast.

§rche Uöchin: „)st Deinc ncue lierrschaft auch fcin?"
Zwcite Köchin: „G, jewiß! Die Gnäöige läßt ja sogar
Lchneiderin arbcitenl"

Wakre Lieöe.

Skizzc von B. Ncuseld.

I^r war cin Uiinstler und sic einc jungc, schönc, inoderne
Daine aus bcster 'Fmnilic. Gr liebte sie hciß, treu,
innig und war uninodern genug, scine Liebc längcrc
>t zu bcwahrcn, chc er den lltut fand, ihr dicsc Liebe zu
ftehcn. Sie aber hatte dieselbe längst beinerkt, lange schon,
e er selbst sich dariiber klar war. Ls fiel ihr cinigermaßen
f dic Nerven, daß cr solch eine vcraltcte, langwcilig-spieß-
rgerliche Art von Liebe hatte.

5ie sagte daher zu scinein Gcständnis weder ja noch nein,
idcrn entwickelte ihm ihre hochniodcrnen Ansichten iiber dic
ellung der beiden Geschlechtcr, was ihr bci dem schon er-
ichten tNißtraucn ihrerscits nicht zu verdenken war. Er
ischte niit Andacht den lvorten, dic dein geliebten lliundc
tströinten und sicher wäre ihre Redc äußerst lehrrcich fiir ihn

Ivahre tiebe.

gewesen, wcnn er sie verstanden
hätte. Das war aber nicht der
Fall.

An seiner Seite betrat sie sein
Atclier. lvas war das? Entsctzt
prallte sie zurück. Gott sei Dank,
daß sie sich noch nicht gebundAi
hatte l Täuschten sic ihre Augen?
Cräuinte sic? lvar es lvirklichkcit?
Maltc inan dcnn in unsercin Ieit-
altcr noch solchc Bilder? Und
dicscr Ukcnsch wollte sie heiratcnl
Liner, der die Bäume grün, den
ksimmcl blau inalte! Und dabei so
lächerlich vcrständlich — jeder un-
gebildetc Ukcnsch, ja jcdes Kind
konnte diese Bilder vcrstchcnl
„Mcin kjerr," sprach sie, „meine
Ahnung hat mich nicht getäuscht:
wir passen nicht zusammen. Ich
bin cin durchaus inodcrncr Ukcnsch
und Sie" — — ein mitlcidig-ver-
ächtlichcr Blick streifte scine Bilder,
dann vcrließ sie, thürzuschlagcnd,
das Atelier. Auf dcr Straße an-
gckoinincn, warf sie sich zornig a»f
ihr Rad und jagtc davon.

Lrstarrt stand der Ukaler und crst nach
und nach kain ihm das Lcwußtscin scincr
Lage. Und init ihm natürlich auch die An-
erkciinung dcr Bercchtigung ihrcs Zorncsl
Ia, sic hattc recht, er war ein ganz un-
inodcrner Ukcnschl B, scine Bildcrl Diese
uuglückseligcn Bilder, die bishcr sein Glück und
scin Stolz gcwescnl va — in seincr maßloscn vcr-
zweiflung ka»i ihm ein rcttender Gedanke.

Lr raffte sich auf und malte — nialtc bis ticf
in die Nacht hinein. kseutc und uiorgen und noch
inehrere Tagcl Noch nie hatte cr mit solchcm Lifer
gearbeitet und als sein kverk vollendct, sandte er
es dcr noch iinincr kscißgcliebtcnl Diesc hatte natür-
lich die Lpisode i»it dem lächerlich uninoderncn
Ukaler fast vcrgesscn und schlug ahnungslos die
Umhüllung auscinander.

Lin Schrei dcr Uebcrraschungl !vas war das?
So konnte cr malen? Das war ja ihr Bildl So
hattc ihn die Licbe inalen gclehrtl )hrc sonst
blaucn Augen schiinincrtcn hicr rötlich, ihrc Lippen warcn bla»
und dic wangen inatt grünlich! )hr lfaar ringclte sich schlangcn-
und arabcskenähnlich uin ihr lfaupt. )a, cr war ein nioderncr
Aünstlcr — das Bild hatte sic bezwungcn l

Iubelnd wars sie sich auf ihr Rad und jagte seinem Atelier zu.

ZKilderungsgrund.

Richtcr: „Sie gabcn dem Aläger eine Mhrfeige, daß ihm der
tfut vom Aopfe fiog."

Ilngeklagtcr: „Der ljut war ja a ganz alter Deckel, kjcrr
Richter." _

Alodern tüchlig.

Freund: „lsast Du eigentlich eine tüchtige kjausfrau?"
Lhemann: „Und was für cinel lsat nculich den ersten
preis im Damenradcln errungen."
 
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