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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0054
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Bleggendorsers Humoristische Blätter.


Man iiiuß sich an manches gcwöhnen, was oinein
nicht zur Gewohnheit werden will.

Nichts führt so leicht zu Ungerechtigkeit, als
wcun man immer allein gerecht sein will.

Der Utann koiuint von vielcin znrnck, was er in
der Iugend wähnte, der Greis auf vieles.

Lsopfen und Malz verehrt inancher, an dein ksopfen
und Nkalz verloren ist.

Als Lferrscher geboren sein heißt noch nicht zum
kserrscher geboren zu sein.

Lin Wurin kriiinint sich, wenn nian ihn tritt, ein
Lharaktcr tritt, wenn man ihn krümmt. 8oti>>8.

Ukan kann sich allerlci Gedanken darübcr machen, daß der
Mensch zwar Unmenschliches, kein Tier abcr Unliorisches bc-
gehen kann. _

Ls gibt Aeußerlichkeitcn, dic tief blicken lassen.

Manchcr kommt vor lauter Lntwürfen nicht zu einem
wurf. _

* -j-

-I-

Nicht das Alter, sondern die Frische des Aopfes macht
den Gclehrlen. _

Uiancher Uiensch fängt zu schimpfen an,

wenn seiu verstand nicht mehr folgen kann. i»r. Sp.

Ukan kann dadurch lächerlich werden,
daß man immer ernst scin will.

Ukan spricht davon, einen Beruf zu
ergreifeu; aber eigontlich sollte der Beruf
uns ergreifen, nicht wir ihn.

Ls scheint nachgerade auch eiuen
Bacillus dcr Bacillomanic zu gebcn.

was sie an eines andcrn 5telle ge-
than hätten, glaubcn selbst die Unent-
schlossensten inimer zu wissen.

Uas Linfachc zu würdigen ist für
viele Ukenschcn am komplizicrtesten.

Flitterwochen — Firniß wochen I Gar
mancher fühlt sich auch nachhor gelackt.

Anf einen Schcrben Glück kann man
viele Gedankensplittcr schreiben.

Das edelste Lrrölen ist jenes, das
niemand sieht. _

Auch auf seinor ksoffnungen Grab
pflanzt dcr Ukensch sich Blumen.

Ls gibt Leutc, die behaupten, sie
seien objektiv, wenn sie grob sind.

Zu dcu ungerechtesten vorwürfen
gehört auch der: Iemand habe nicht ge-
halten, was wir uns vou ihm vcrsprochen
hatten; hat er es dcnn versprochen?

Auch Stärke kann Schwäche werden,
wcnn sie nicht gezügelt wird. 8<>ri>i».


Mch steh' uud btick' —ob katt, ob heifl,
Zum Fenjter auf — ;u dir,

Tlu bift für mich das Cdrlmrih —
tljorh jtehjt du über mir.

Wiemau das pflänzcheu schwer erreicht,
Nur tangjam, mühevoll,

Ko fiud die prüfungen nicht leicht,
Die ich bejteheu soll,

tUevor ich — sichrr angejteUt —
Zur Höhe ktimm' uud dann
Mein Edetweih vor aller Welt
Mir eudtich holen kann!

So manche Rose gtühte heifl
Für mich. Lch tiefl ste stehu;

Lch findr nur das Cdetweist,

Das ;arte, sett'ue schöu!

S. Jarzcbccki.
 
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