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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0069
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Meggendorfers huinoristische Blätter.

^arneval in Briefen.

IV.

Mein lserrl

Lbcn crfuhr ich, daß Sie verheiratet und vatcr mehrerer Uinder
sindlll Jhre Frau Geinahlin existiert nicht dloß, nein, sie hat sich auch
crlaubt, in cinein inir befreundctcn lsanse und in inciner Gegenwart sich
iiber die jungen Dainen lustig zu inachen, die ihrcin Mannc Rendezvous
anf der Gpernredoute geben. !vie gut, daß ich nieincn Ranien nicht
vcrratcn habel Ihre Frau crzählte, daß Sie zu jedcr Redoute zwanzig
Bricfe' crhaltcn, dic Sic zuni Stclldichein rufcn, nnd daß Sie, uni Ihre
weiblichcn Aunden nicht zn verliercn, alle diese Rendezvous „erledigen"
innssen. Sie vielgexlagter Mannl Die Danie ist so nachsichtig,
das alles zn gestatten, da Sie ja wahrend dcs Balles beständig
nntcr ihrcr Aussicht stehcn, uin zuni Schlussc wicdcr in Lnipfang
gcnonnnen nnd sittsanilich nach lsause gelcitet zn werdcn.
Meinen anfrichtigen Gliickwiinsch, verehrter ljerr, zu
Ihrer nach- nnd vorsichtigcn Gcniahlin! Ich habe die
Gnädige übrigens, wie bereits benierkt, selbst gesehen
und kann ganz unbefangen sagen, daß sie allen
Grnnd hätte, die Aonkurrenz jüngcrer Danien zn
sii chtcn, besonders, da sie nicht beninht ist, durch
Riinstc dcr Loilctte die Spnrcn der Iahre
zu verbcrgcn nnd sogar die Aosteii scheut, ihr
inangelhast gewordenes Gebiß ausbessern zu
lasscn. Rebcr Sie, mein lserr, verliere ich
kein lvort. Lin Gcschäftsniann, der zu
solchen Anisfcn seine Zuflncht nehnien niuß,
nin sich übcr wasscr zu haltcn, ist verurteilt. Damit
Sie durch dcn gespcndeten Lhanipagner nicht zu
Schadcn koninien und vielleicht den Ronkurs ansagcn
inüssen, füge ich dieseni Briefe das beiläufige Lntgelt
bei und verblcibe, niit eincr Linpfehlnng an Ihrc Altc,

der

Ain Ascherinittwoch.

Schwarze Doinino.

des spießbürgerlichsten Intc-
ricurs doch noch iininer leichtcr
erhaschen, als inmitten dcr
Menge, welche die Ränine dcr
Redoute füllt und sclbst dic kleinen Logen
in bcständiger Uontrolle hält. Doch ich will
nicht schmälen . . . Die kleinen Logen sind aller-
liebst und vielleicht gerade darum so reizvoll, weil jeder wind
den dünncn vorhang lüften kann und die drohendc Gefahr dic
kccksten herren hindert, kühnere Angriffe auszuführen. Spreche
ich nicht auch wie ein Franzos, Lieber? Bin ich nicht noch
inimer von dem süßen Lhainpagner bespitzt? Ach, das ist ein
Göttertrank, und er muiidete mir uinso herrlicher, als ich selten,
sehr selten davon zu nippcn bekominc. Aber süßer noch als er
waren Deine Liebesworte, Deine Schwüre und Beteuerungen.
Und Deine Uüsse brennen mir noch auf den Lixpen wie Feuer I
wann sehen wir uns wieder, Du Lieber? Und soll
es wahr werden, daß Du nur mir gehörst? . . . Ich bin wirk-
lich von allem noch berauscht, ich muß mich sammeln. Morgen
sende ich Dir eine Nachricht, ob ich zur letzten Redoute gehen
oder Dich sonstwo sehcn kann. Auf wiedersehen, Du Teuercr,
Linzigerl

Dein verliebter

Schwarzer Domino.

Lindernrmrd.

Ulein Liescheni „Da höre ich, cs gcbe auch
nierten Zucker — und ich hielt allen Iucker
harmlos."

raffi-
für so
 
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