Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0110
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neggendorfers humoristische BIätter.

f02

Und den friedlich leercn tserzen,

Drin koin Aämpfen und kein Ringen
Ie dcis bißchcn Rraft durchschiittert,

Und kein Zweifol, keine Reue
Ie des Gleichklangs Vrdnung störtl
„Wählel" klang die Stimine wieder,
„Reuelose — siehst du vor dir;
G'raden Wegs zu seinem Glücke
Fiihrte jeden der erwähltc,

Ruhig festgchalt'ne Psad.

Wähle einen von den vielen,

Geh' ihn — gleiches Glück ist dein!"

Da erschwieg die Stiunne; aber
Iäh durch Ropf und kserz mir schoß es,
Schinerz und Angst . . . „Ich soll von diesen
Ich von dicscn einer werden?"

Vualvoll rief ich's und — — erwachtc.
Fand mich wieder tief iin Walde,

An dein Rand des düstern Abgrunds,

Und die Reue saß inir nahc,

Tief den Blick in ineinen senkend,

Wehmut um den Ukund und Lächeln.

Aber ich — zu ihrcn Fiißen
Wars ich inich, in ihren Schoß
Preßt' mein Ljaupt ich wilden Dranges,
Reckte aus zu ihr die Arme,

Und sie zu mir niederziehcnd
lsielt ich fest sic mir uiiiklammert,

Brach ich aus in heiße Worte —:

„Rein, nicht weich' du meinem Lebenl
Seine Größe, seine Schuld
Und dich selber laß mir, lsehrel
Nie mehr werd' ich dich verkennen,

Nie mehr mcinem Leben grollen;

Seine Schuld und scine Größe
Unzertrennbar bleiben beide,

Und sie beide sind mein Gliickl"

(öerettet.

Leuchten sah ich ihre Augen,

Mie in Duft sich lösend schwand sie
Ukit verheißender Gebärde.

Ich stand auf, in meinem kserzen
Iauchzen sühlt' ich meine Schmerzen,
Fühlt' ich Rraft und Lust aufschnellen,

Stolz mein herbes Glück zu tragen —
Uteincs lserzens eig'nes, hohes,
Dorngekröntes Menschenlos. 8»tt>is.

Ktitbtüte.

Bald aber sollte Adolar ein ljaar in
der Suppe seines Liebesglückes finden.

Wie Herrn A'ur^el öas Heiraten verging.

Humoreske von Max Wundtke.

IN Iunggesellenstammtisch im „Maikäfer" ging es heute
besonders feierlich zu. Lin gemeinsamer Bekannter,
der auch zuweilen in dieser feuchtfröhlichen Taselrunde
der alten kserren erschienen mar, abcr niemals als so recht zu-
verlässig betrachtet wurde, hatte durch die Principien des Stamm-
tisches ein Loch gemacht nnd — korribile äictu — geheiratet.
Die Trauersalamander wollten kein Tndc nchmen, und jeder
wußte schaurige Geschichten von ähnlichcn Unglücksfällen zu
crzählen.

!vie nu» das Gcspräch über das lseiratsthema im besten

Gange ist, taucht die Morgensonnennase des kserrn purzel lang-
sam und feierlich aus der Tiefe des riesigen Weißbierglases aus,
durch den Nebel der Tabakswolken hindurch glüht sie Unheil
verkündcnd über den Tisch hinweg, und stockend wie ein Sünden-
bekenntnis kam von lserrn purzels Mund die Lrklärung, daß
auch er einmal die frevelhafte Absicht gehabt habe, zu heiraten
und nur noch acht Stunden von seiner offiziellen verlobung ent-
fernt gewesen sei. Etliche Biergläser, die soeben zum Munde
gefiihrt werden solllen, blieben jählings auf ihrem lvege stehen;
Lippen, die soeben das köstliche Naß aufgenommen hatten, ver-
 
Annotationen