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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0129
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


Ähnungsvosses Ächo.

Äaron (verzwcifelt, elio
er sich im Malde erschietzen

will): „Gibt es mirklich
keineRettung.Schicksal
§cho: „Schickselll"

Weibliche

lKegründung.

(6atte (auf deni wege zmn
Babnhof, vorwurfsvoll):

„Daß Du nun doch
die teuere Badcreise
inachst, wo T>u kcrn-
gesund bist?I"
Gattin: „Aber Männ-
chen, mich schüttclt ja
förmlich das Reise-
sieber."

Kombinaüon.

Llla (fü»fjat,rig , dere»
Mutter für den Abend vier
Leutnants eingeladeu):

„Du, IRama, wann ist
denn heutc abend die
Fütterung dcr
Raubtiere?"
Maina: „Mie sagstDu?"
Llla: „Nun ja, die
Dora nennt ja die
Vffiziere iininer
Salon-Löwenl"

Rach dem Manöver.

Gutsbesitz'erstochter: „Die Landwirte wcrden jetzt fiir die Flurbcschädigungcn schadlos
gehaltcn, was abcr bekonime ich fiir incine Nerzensbeschädigung?"

Die Wokllbätigkeit unö öas Autt'eiö.

Liu Märchrn von Fritt Goldnagl.


as Wohlthätigkeitsfest war zu Lnde, die Sälc lecrten
sich. In den Garderobon entstand hastigcs Schieben
und Drängen. Am Portalc fuhren die clcganten
Gefährte vor, dic Gästc nach allen Richtungen zu entfiihren.

Vben war es ganz stille geworden. Nur dic Gestalt einer
Frau schritt langsain durch die verödeten Räume. Ihre Lr-
scheinung war blendend, ihr Gesicht schön, stolz, unnahbar.
Lin schinnnerndos Kleid floß in reichen Falten vom Nacken zur
Lrde. Ihr Blick streifte prnfend dic verborgenen Nischen, aus
denen vor wcnigen Minutcn noch unterdrücktcs Geflüster
gedrungcn.

Sic sah aus das wüste Durchcinander von Flaschcn, Gläscrn
und Pokalen, dazwischcn die Resto der köstlichstcn Speisen standen.
Dic Aörbe, welche Berge duftcnder Bluinen zuin vcrkausc
bargen, waren leer, bis auf einigc Rosenblätter, welche ver-
welkend am Boden der Geflechte lagen. Die sammtüberzogcnen
Verkaufspavillons warcn ausgeplündert, nur eine gcbrocheno
vase stand trübselig in einer Lcke, die Scherben in ihrem Bauche
bergend. Dic Schreitende sah dies alles, nickte besricdigt und
lächeltc. Abcr das Lächcln war kühl, es war das überlcgenc
Lächoln geschmeicheltcr Litelkeit, bcsriedigten Stolzcs. Sie war
an der Thiire angelangt und wandte sich zurück, einen letzten
Blick über das Feld des verrauschten Festes zu werfcn.

„Alles meinetwegen," sagte sic, den Kopf zurückwerfend.

Sie war hcute die Aönigin des Festes, der Brennpunkt
des gesamtcn Intcresses, sie war die wohlthätigkeit.

Dann ging sie übcr teppichbelegte Trepxen hinab ins Frcic,
ivo der grauendc Morgen sie ompfing. Im wcitergchen über-
schlug sie dic Summe dcs Rcingewinnes, den die Tagesblätter
anerkennend answeiscn ivürden. Sie dachtc mit halbgeschlossencn
Augen der kommenden Triumphe. Ihre Nascnflügel dehnten
sich, als saugten sie den weihrauch ein, den man ihr streucn
wird. — Aber nicht cinc Sckundc dachte sie an das Llcnd der
Armen, an ihre brenncnden Wundcn, die geheilt wordcn sollten,
und zu welchem Lnde die obcren Zchntauscnd heute cinen
fabclhaftcn Prunk entfaltet.

Da schrak sie aus ihren Träumen hcrvor. Aus eincr dunklen
Scitengasse näherte sich einc ärmlichc Gestalt; an ihrem linkcn
Arm hing cin schwerer Aorb. was wolltc dicse? wieder einc
Bettelei? Rasch wollte die wohlthätigkcit an ihr vorübergehen,
als die Gestalt dicht auf sic zutrat und ihr dic ksand cntgegenstreckte.

„wer bist Du?" fragtc die kvohlthätigkeit.

„Acnnst Du mich nicht?" crwidcrtc die andcre. Ihre
Stiinme klang ruhig und sanst. „Ich bin das Mitloid,
Deine Schwester. 6ast Du mich ganz vergcssen?"

„Du —?I" sagtc gcdchnt die wohlthätigkeit und zögernd
ergriff sie dic dargebotene Rcchte.

Sie schritten langsam weiter.

„wir haben uns langc nicht gesehen," hob die wohl-
thätigkeit, noch immer xeinlich berührt, an. „Du hast Dich
sehr verändert." Dabei mustcrtc sie vielsagend das fast
ärmlichc Aleid dcr Schwester. <Zori,°tzm,g s-i,° 12z.)
 
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