Bleggendorfers Humoristische Blätter.
1
„Doktor, Du bist unvcrbesserlich," ineinte Braun. Dann
schaute er hastig auf die Uhr und errötete: „Ia, Du weißt nicht,
was wahre Liebe ist." —
Dr. Gärtner blieb erstaunt stehen. „Aber Fritzl, Fritzl!
U)as ist denn aus Dir geworden? Ich versteh' gar nicht. . ."
„Du, Franz, gib mir Dein hciligstes Lhrenwort, keinem
Uienschen ein N)ort zu verralenl Seit einer Woche weiß ich,
— was Liebe ist. Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich binl
Und sie ist so schön, so lieb, so gut ..." —
„Selbstverständlich," nickte Gärtner, „aber wer ist sie, wie
heißt sie, wo wohnt sie, wirst Du wiedergeliebt?" —
„Ich weiß noch gar nichts, vielmehr nur sehr wenig," ent-
gegnete Dr. Braun, „und was ich weiß, kann ich nicht eininal
Dir sagen! Schließlich, — ich erwarte sie eben und will sie
heute fragen, ob sie nieine Liebe erwidert. Natiirlich wird sie
„ja" sagen, — mit einem Wort, ich betrachte meine siiße UUtzi
als Braut!" —
„Ulitzi, UUtzi?" Dr. Gärtner blieb wieder stehen. „Du
glaubst gar nicht, j)echfritzl, in wie viele UUtzis ich schon ver-
licbt war. Aber, Niensch, was inachst Du denn? Du wirst ja
pudelnaß!"
Fritz Braun hatte scinen Regenschirm dcm Kollegen in die
Ljand gesteckt und.war vor ein hell erleuchtetes Schaufenster
getreten. „Bitte, Gärtner, wart' ein wenig. Ich möcht' meinein
Lngel ein paar Rosen kaufen. Ich bin sofort wieder da." —
Dr. Braun war noch iminer im Blumenladen. Dr. Gärtner
hatte schon zweimal den Schirm seines Aollegen vorübereilenden
jungen Damen angeboten und hatte schon ebensoviele Aörbe
bekommen, einen „briinetten" und einen „rabenschwarzen", wie
er meinte.
„Pechfritzl" hatte noch inimer nicht die „richtigen" Rosen
gefunden. Die Turmuhr schlug die sechste Stunde.
vom Nkarktplatz her kam eine junge Dame, schlank, gold-
blond, mit großen, tiefdunklen Augen und — ohne Schirm.
„Donnerwetter! Ist das ein reizender Aäfer," dachte
Gärtner und schon war er an ihrer Seite. „Gestatten gnädiges
Fräulein, daß ich Ihnen meinen Schirm anbiete. Aller Bor-
aussicht nach wird das Wetter nur noch ärgerl — Darf ich?
Nur ein kleines Stiickchen. Denken Sie nur, Fräulein, wie
leicht sie Gefahr laufen, von einem Unbekannten angesprochen
zu werdenl l" —
Lin helles Lachen. Lin leichtes Nicken des reizenden
Aöpfchens, aus dem die dunklen Augen trotz Sturmwind und
Regenschauer so fröhlich blickten. — Dr. Gärtner hatte nicht
umsonst so lange gewartet. —
Lndlich kam Fritz Braun aus dem Blumenladen, die aus-
gewählten Rosen sorgsam in Seidenpapier gehiillt . . . Der
Wind pfiff und heulte, die Straße war menschenleer, Gärtner
nirgends zu erblicken. „So was kann auch nur mir xassieren,"
brummte Braun, „jeht fehlt nur noch, daß sie auch keinen
Schirm hat! Bei meinem „Pech" wär' das schließlich selbst-
verständlich!" —
Seit einer Woche wartete „pechfritzl" täglich punkt sechs
Uhr auf „seine" Ulitzi. Er hatte sie freilich erst dreimal —ge-
sehen, aber deshalb konnte sie ihn doch lieben. — „Anderer-
seits wicder," überlegte er, „weiß sie vielleicht gar nicht, daß
ich auf der Welt bin! Schließlich, die Weiber sind ja alle falsch
und kokett und putzsüchtig, sie wird auch nicht besser sein als
die andern. Wer weiß, was aus der Sache geworden wäre?
Und bei meinem „Pech"I Am Lnde eine furchtbare Schwieger-
mutter und eine alte Großtante ohne Zähne und . . ." Lr
freute sich förmlich über sein pech und lachte lustig vor sich
hin. Bumsl stieß er mit einem zusammen.
„Servus, Gärtner!"
„Servus Braunl Ukachst Du ein glückliches Gesichtl Darf
man gratulieren?"
„Ah wohcr! U)as fällt Dir ein! Glaubst Du, ich werd'
meine Freiheit so mir nichts, dir nichts wegwerfen. Apropos,
sag einmal, wo hast Du denn meinen Schirm, Gärtner?" —
„Richtig, Dein Schirm! Fritzl, Du darfst nicht bös sein,
wenn man so glücklich ist, wie ich, vergißt man rein allesl
Dein Parapluie hab' ich bei mciner Braut oben gelassen. Weißt
Du was? Aomin mit hinauf, mein Ntttzerl wird sich unendlich
freuen, Dich kennen zu lernen." Lr zog den staunenden Doktor
hastig mit sich fort. —
Dr. Braun war „halbtot" vor Schreck. Seine, vor cinigen
Tagen noch so heiß geliebte Utitzi — die Braut eines andernl!
„So was kann auch nur mir passieren!" platzte er heraus,
„iibrigens meine herzlichste Gratulation!" —Dann leerte er ein
Glas Sherry auf das U)ohl des Brautpaars. —
Iwei Wochen sxäter fand die Trauung Dr. Franz Gärtners
mit Fräulein Ntitzi Wcigl statt . . . Unter den vielen, präch-
tigen Lsochzeitsgeschenken erregte namentlich ein — alter Regen-
schirm besondere Aufmerksamkeit. —
Äluck-Äluck.
„Ach, Ldgar, horch nur, wie herzig da hinterm Zaun das
besorgte ksuhn ihre Riichlein ruft: gluck, gluckl und
wieder: gluck, gluck! Uomm,
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„Doktor, Du bist unvcrbesserlich," ineinte Braun. Dann
schaute er hastig auf die Uhr und errötete: „Ia, Du weißt nicht,
was wahre Liebe ist." —
Dr. Gärtner blieb erstaunt stehen. „Aber Fritzl, Fritzl!
U)as ist denn aus Dir geworden? Ich versteh' gar nicht. . ."
„Du, Franz, gib mir Dein hciligstes Lhrenwort, keinem
Uienschen ein N)ort zu verralenl Seit einer Woche weiß ich,
— was Liebe ist. Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich binl
Und sie ist so schön, so lieb, so gut ..." —
„Selbstverständlich," nickte Gärtner, „aber wer ist sie, wie
heißt sie, wo wohnt sie, wirst Du wiedergeliebt?" —
„Ich weiß noch gar nichts, vielmehr nur sehr wenig," ent-
gegnete Dr. Braun, „und was ich weiß, kann ich nicht eininal
Dir sagen! Schließlich, — ich erwarte sie eben und will sie
heute fragen, ob sie nieine Liebe erwidert. Natiirlich wird sie
„ja" sagen, — mit einem Wort, ich betrachte meine siiße UUtzi
als Braut!" —
„Ulitzi, UUtzi?" Dr. Gärtner blieb wieder stehen. „Du
glaubst gar nicht, j)echfritzl, in wie viele UUtzis ich schon ver-
licbt war. Aber, Niensch, was inachst Du denn? Du wirst ja
pudelnaß!"
Fritz Braun hatte scinen Regenschirm dcm Kollegen in die
Ljand gesteckt und.war vor ein hell erleuchtetes Schaufenster
getreten. „Bitte, Gärtner, wart' ein wenig. Ich möcht' meinein
Lngel ein paar Rosen kaufen. Ich bin sofort wieder da." —
Dr. Braun war noch iminer im Blumenladen. Dr. Gärtner
hatte schon zweimal den Schirm seines Aollegen vorübereilenden
jungen Damen angeboten und hatte schon ebensoviele Aörbe
bekommen, einen „briinetten" und einen „rabenschwarzen", wie
er meinte.
„Pechfritzl" hatte noch inimer nicht die „richtigen" Rosen
gefunden. Die Turmuhr schlug die sechste Stunde.
vom Nkarktplatz her kam eine junge Dame, schlank, gold-
blond, mit großen, tiefdunklen Augen und — ohne Schirm.
„Donnerwetter! Ist das ein reizender Aäfer," dachte
Gärtner und schon war er an ihrer Seite. „Gestatten gnädiges
Fräulein, daß ich Ihnen meinen Schirm anbiete. Aller Bor-
aussicht nach wird das Wetter nur noch ärgerl — Darf ich?
Nur ein kleines Stiickchen. Denken Sie nur, Fräulein, wie
leicht sie Gefahr laufen, von einem Unbekannten angesprochen
zu werdenl l" —
Lin helles Lachen. Lin leichtes Nicken des reizenden
Aöpfchens, aus dem die dunklen Augen trotz Sturmwind und
Regenschauer so fröhlich blickten. — Dr. Gärtner hatte nicht
umsonst so lange gewartet. —
Lndlich kam Fritz Braun aus dem Blumenladen, die aus-
gewählten Rosen sorgsam in Seidenpapier gehiillt . . . Der
Wind pfiff und heulte, die Straße war menschenleer, Gärtner
nirgends zu erblicken. „So was kann auch nur mir xassieren,"
brummte Braun, „jeht fehlt nur noch, daß sie auch keinen
Schirm hat! Bei meinem „Pech" wär' das schließlich selbst-
verständlich!" —
Seit einer Woche wartete „pechfritzl" täglich punkt sechs
Uhr auf „seine" Ulitzi. Er hatte sie freilich erst dreimal —ge-
sehen, aber deshalb konnte sie ihn doch lieben. — „Anderer-
seits wicder," überlegte er, „weiß sie vielleicht gar nicht, daß
ich auf der Welt bin! Schließlich, die Weiber sind ja alle falsch
und kokett und putzsüchtig, sie wird auch nicht besser sein als
die andern. Wer weiß, was aus der Sache geworden wäre?
Und bei meinem „Pech"I Am Lnde eine furchtbare Schwieger-
mutter und eine alte Großtante ohne Zähne und . . ." Lr
freute sich förmlich über sein pech und lachte lustig vor sich
hin. Bumsl stieß er mit einem zusammen.
„Servus, Gärtner!"
„Servus Braunl Ukachst Du ein glückliches Gesichtl Darf
man gratulieren?"
„Ah wohcr! U)as fällt Dir ein! Glaubst Du, ich werd'
meine Freiheit so mir nichts, dir nichts wegwerfen. Apropos,
sag einmal, wo hast Du denn meinen Schirm, Gärtner?" —
„Richtig, Dein Schirm! Fritzl, Du darfst nicht bös sein,
wenn man so glücklich ist, wie ich, vergißt man rein allesl
Dein Parapluie hab' ich bei mciner Braut oben gelassen. Weißt
Du was? Aomin mit hinauf, mein Ntttzerl wird sich unendlich
freuen, Dich kennen zu lernen." Lr zog den staunenden Doktor
hastig mit sich fort. —
Dr. Braun war „halbtot" vor Schreck. Seine, vor cinigen
Tagen noch so heiß geliebte Utitzi — die Braut eines andernl!
„So was kann auch nur mir passieren!" platzte er heraus,
„iibrigens meine herzlichste Gratulation!" —Dann leerte er ein
Glas Sherry auf das U)ohl des Brautpaars. —
Iwei Wochen sxäter fand die Trauung Dr. Franz Gärtners
mit Fräulein Ntitzi Wcigl statt . . . Unter den vielen, präch-
tigen Lsochzeitsgeschenken erregte namentlich ein — alter Regen-
schirm besondere Aufmerksamkeit. —
Äluck-Äluck.
„Ach, Ldgar, horch nur, wie herzig da hinterm Zaun das
besorgte ksuhn ihre Riichlein ruft: gluck, gluckl und
wieder: gluck, gluck! Uomm,