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!Neggcn-orsers Lsumoristische Blätter.
Gingekühlt.
N. 1,8. November.
Mein kserrl
5ie sind ein abscheulicher Illenschl Durch eine» Zufall bekam ich Ihren Brief zu Gesicht, worin Sie mich in einein Sage
zweimal schändlich beleidigen. Lin Glück, daß ich Sie nun genaucr erkaiinte! 2o lang sie bei uns verkehrten, machten Sie mir,
besonders in dcr letzten Zeit, verstohlen den ksos, wie ein lächerlicher Traumichnicht; oder glauben Sie, ich wußte es nicht, wic
Sie mich gleichsain anonym xriiften? Sic sind beobachtet wordenl Auch das habe ich erfahren, daß Sie sich heiinlich, auf
Schleichwegeu, meine photograxhie zu verschaffen wußten und setzt —
verleuinden Sie mich, Sie Llenderl Ihre häßliche Anziiglichkeit be-
treffs des Namens könnte ich Ihnen mit gleicher Münze heiinzahlen, wenn
ich nicht zu gut erzogen wäre. Sie brauchen von Ihrein Namen nur
die ersten zwei Buchstaben wegznlassen und (nomsn st oinsn I wie Sic
es einnial Gustav erklärten) — der Barbar koninit zuni vorschein.
Bei den Arokodilen und Schlangen sind Sie schon in der richtigen Ge-
sellschaft, Sie schändlicher lllenschl Und init der Aegypterin Naja ksajc
haben Sie auch schon Bekanntschast geniacht, natürlichl —
§ Ida Gänschcn.
Zch brauche keine Antwortl Ich will nichts niehr wissen von
Ihnenl
. - ..1" -
Aairo, z. Dezenibcr.
vcrehrtcs FräuleinI
Ihr zürnender Brief hat inich sehr ersreut. Zch habe darau
ineinen Freund Schlauermann — nornen st ornsn! — alsbald wieder
erkannt. Lr hat es iinmer so geinacht. Lr hat mich ininier verrateu.
Nun hat er Ihnen richtig auch meinen Brief in die Lsände gespielt
ein Zeichen seiner Treue gegen mich l Sogar die Antwort hat er Ihnen
augenscheinlich aufgesetzt; denn es ist kein einziger orthographischcr
Fehler darin. Ich verzichtc darauf, mich zu entschuldigen und bedauic
nur, Sie nicht in Ihrem Zorne gesehen zu haben. kvie schön müssen
Sic da gewesen seinl Ich habe Sie nie erzürnt gesehen. Sie wareu
immer so sanft, so gut, so seelenvoll, begeisterungsfähig sür alles Große,
Gute und Schöne. Ihre zaubrische Anmut eutzückte mich; aber Ihrc
ksoheit und kvürdc ließ Sie mir unnahbar erscheinen. Darum der Trau-
michnichtl Ich lege diesen Titel ruhig zu dem übrigen. Nur auf die
strafende Auslegung meines Namens möchte ich zurüekkommen. Sie
haben vollständig recht, verehrtes Fräulein! klkeine Ahnen sührtcn in
grauer Vorzeit den Familiennamen Lsel. Der erste dieses Namens, deu
die geschichtliche Sage erwähnt, befand sich uuter den Ureuzfahrcru
Barbarossas. In der Schlacht bei Iconium (klyo) verrichtete cr kvundcr
der Tapferkeit. Lr wurde dem Aaiser vorgefiihrt. ilm seinen Nameu
befragt, nannte er ihn. Der greise Rotbart lächelte nnd dann sagtc
er: „Du bist ka Lsel" und schlug ihn zum Ritter. Fortan hieß er nach
des Kaisers ivort Aaesel. Noch mein Großvater nannte sich v. Kaescl.
Dann aber verzichteten wir auf das „von" — aus guten Griinden. Auch
in der Schule wurde ich oft gehänselt und ich mußte es immcr wieder
beweisen, daß ich „ka Esel" bin.- ilkit Rücksicht auf dies vorausgc
gangene sehe ich lächelnd über Ihren zorntriefenden ivitz hinweg. Lr
schadet Ihnen auch nichts bei ȟr. Ich verehre Sie trotzdem, ja noch
mehr, als je. Zhre allerliebste sdhotographie — die erschlichene —
begleitet mich überallhin; sie ist mein Talisman gegen Schlangen uud
Rrokodilc. iverden Sic »ür verzeihen? — In ewigcr verehrung
Ihr
I)r. ksans Raescl.
N. ;s. Dezember.
Mein Iserrl
Sie sind wirklich unverschämtl Ich wollte Zhncn kcinc Autwort
geben; aber ich bin emxört, daß Sie schreiben, Schlaucrmann hätte mir
die Antwort an Sie aufgesetzt. Line neuc Beleidigungl Glaubten
Sie denn wirklich, ich könnte nicht orthographisch schreibcn? Diese
Iinpertinenzl Dieser GelehrtendünkelI !Nit meiner Photographic treiben
Sie schmählichen kllißbrauch. Zuerst verleumden und dann — ewige
verehrung. ksa ha hal So sind die lNännerl INan muß sie alle
hassen und fiirchten wie die Schlangen. kvenn Sie noch einen Funkcn
!Neggcn-orsers Lsumoristische Blätter.
Gingekühlt.
N. 1,8. November.
Mein kserrl
5ie sind ein abscheulicher Illenschl Durch eine» Zufall bekam ich Ihren Brief zu Gesicht, worin Sie mich in einein Sage
zweimal schändlich beleidigen. Lin Glück, daß ich Sie nun genaucr erkaiinte! 2o lang sie bei uns verkehrten, machten Sie mir,
besonders in dcr letzten Zeit, verstohlen den ksos, wie ein lächerlicher Traumichnicht; oder glauben Sie, ich wußte es nicht, wic
Sie mich gleichsain anonym xriiften? Sic sind beobachtet wordenl Auch das habe ich erfahren, daß Sie sich heiinlich, auf
Schleichwegeu, meine photograxhie zu verschaffen wußten und setzt —
verleuinden Sie mich, Sie Llenderl Ihre häßliche Anziiglichkeit be-
treffs des Namens könnte ich Ihnen mit gleicher Münze heiinzahlen, wenn
ich nicht zu gut erzogen wäre. Sie brauchen von Ihrein Namen nur
die ersten zwei Buchstaben wegznlassen und (nomsn st oinsn I wie Sic
es einnial Gustav erklärten) — der Barbar koninit zuni vorschein.
Bei den Arokodilen und Schlangen sind Sie schon in der richtigen Ge-
sellschaft, Sie schändlicher lllenschl Und init der Aegypterin Naja ksajc
haben Sie auch schon Bekanntschast geniacht, natürlichl —
§ Ida Gänschcn.
Zch brauche keine Antwortl Ich will nichts niehr wissen von
Ihnenl
. - ..1" -
Aairo, z. Dezenibcr.
vcrehrtcs FräuleinI
Ihr zürnender Brief hat inich sehr ersreut. Zch habe darau
ineinen Freund Schlauermann — nornen st ornsn! — alsbald wieder
erkannt. Lr hat es iinmer so geinacht. Lr hat mich ininier verrateu.
Nun hat er Ihnen richtig auch meinen Brief in die Lsände gespielt
ein Zeichen seiner Treue gegen mich l Sogar die Antwort hat er Ihnen
augenscheinlich aufgesetzt; denn es ist kein einziger orthographischcr
Fehler darin. Ich verzichtc darauf, mich zu entschuldigen und bedauic
nur, Sie nicht in Ihrem Zorne gesehen zu haben. kvie schön müssen
Sic da gewesen seinl Ich habe Sie nie erzürnt gesehen. Sie wareu
immer so sanft, so gut, so seelenvoll, begeisterungsfähig sür alles Große,
Gute und Schöne. Ihre zaubrische Anmut eutzückte mich; aber Ihrc
ksoheit und kvürdc ließ Sie mir unnahbar erscheinen. Darum der Trau-
michnichtl Ich lege diesen Titel ruhig zu dem übrigen. Nur auf die
strafende Auslegung meines Namens möchte ich zurüekkommen. Sie
haben vollständig recht, verehrtes Fräulein! klkeine Ahnen sührtcn in
grauer Vorzeit den Familiennamen Lsel. Der erste dieses Namens, deu
die geschichtliche Sage erwähnt, befand sich uuter den Ureuzfahrcru
Barbarossas. In der Schlacht bei Iconium (klyo) verrichtete cr kvundcr
der Tapferkeit. Lr wurde dem Aaiser vorgefiihrt. ilm seinen Nameu
befragt, nannte er ihn. Der greise Rotbart lächelte nnd dann sagtc
er: „Du bist ka Lsel" und schlug ihn zum Ritter. Fortan hieß er nach
des Kaisers ivort Aaesel. Noch mein Großvater nannte sich v. Kaescl.
Dann aber verzichteten wir auf das „von" — aus guten Griinden. Auch
in der Schule wurde ich oft gehänselt und ich mußte es immcr wieder
beweisen, daß ich „ka Esel" bin.- ilkit Rücksicht auf dies vorausgc
gangene sehe ich lächelnd über Ihren zorntriefenden ivitz hinweg. Lr
schadet Ihnen auch nichts bei ȟr. Ich verehre Sie trotzdem, ja noch
mehr, als je. Zhre allerliebste sdhotographie — die erschlichene —
begleitet mich überallhin; sie ist mein Talisman gegen Schlangen uud
Rrokodilc. iverden Sic »ür verzeihen? — In ewigcr verehrung
Ihr
I)r. ksans Raescl.
N. ;s. Dezember.
Mein Iserrl
Sie sind wirklich unverschämtl Ich wollte Zhncn kcinc Autwort
geben; aber ich bin emxört, daß Sie schreiben, Schlaucrmann hätte mir
die Antwort an Sie aufgesetzt. Line neuc Beleidigungl Glaubten
Sie denn wirklich, ich könnte nicht orthographisch schreibcn? Diese
Iinpertinenzl Dieser GelehrtendünkelI !Nit meiner Photographic treiben
Sie schmählichen kllißbrauch. Zuerst verleumden und dann — ewige
verehrung. ksa ha hal So sind die lNännerl INan muß sie alle
hassen und fiirchten wie die Schlangen. kvenn Sie noch einen Funkcn