217 e g g e n do rfe r s Humoristische Blätter
21
Die Muineudiebe.
Aus öem Tugebuch eincs jungen
Mannes anno 2000
von Alois Ulreich.
15. Iuli 2000.
cstorn lnn ich aus dcm Pensionat gckominen. INama
^ ^ hat gesagt, daß ich jetzt in die Gesellschaft ein-
^^ geführt werde. Gleichzeitig soll ich auch die im
pensionat erlvorbenen Lenninisse verwerten. So muß ich
von nächstcr tvoche an kochenl 2tch, es ist schrecklich!
Uochen war nie incin Liel'lingsgcgenstand.
2 t. Iuli 2000.
Tante Frieda ineinie heute zu lUaiiia: „Uun wird
Aarl bald heiratcn, er ist doch schon füufnndzwanzig
Iahre altl"
lheiraten — das ist reizend. Iin pensionat sprachen
wir heiinlich davon, was wir jeder für eine Frau be-
koininen werden.
Das Lcben ist doch wunderschönl
22. Iuli 20V0.
lseute habe ich zum ersteniual gckocht!
Die Suppe ist angcgangen. Der Braten brannte eiu
wenig an. Die Mehlsxeise ist inir gänzlich inißlungen.
Mania — die eben aus der vorlosung kam — sagte inür
risch: „Mozu warst Du so lange i,n Pensionat, wenn Du
nicht eininal eine einfache Mehlsxeise machen kannst? Don
einein sünfundzwanzigjährigen jungen Ulanne kann man
schon verlangen, daß er ordentlich kocht." Und Papa sagtc .
„Ia ja Aarl, die lUama hat recht. Wenn Du nicht ordent-
lich kochen kannst, wirst Du nie eine Frau bekommenl"
Ls war schrecklich.
Ich habe den ganzen Nachmittag geweint.
2. August 2000.
Uomme soeben von einem Aränzchen nach ksause.
Noch in Balltoillete. Ulein erstes Aränzchen.Ach l
es war entzückend, einfach großartig, die jungen Dainen
umschwärmten mich. Iede sagte mir eine Artigkeit. Aber
besonders eine — Fräulein Doktor Llsal
Bh l — ich werde gar nicht einschlasen können. I,n
Gedrängc der Garderobe slüsterte sie mir zu: „Ach, kserr
Aarl sehen heute entzückend ausl" Und dann fragte sie
mich, wo sie inich treffen könnte. Ich errötete bis über
meinen Schnurrbart — den alle Damen reizend sanden —
und sagte: „Wenn ich morgen Utusikalien eintauschen gchc —
um halb sechs Uhr Lcke des Theresienxlatzes.
z. August 20V0.
Uiusikalien eingetauscht. Llsa getroffen, fainos untcr-
halten. _
f2. August 2000.
kosts restants — großartige Linrichtung. Llsa schreibt
nür jeden zweiten Tag. Wir mußten schon mehreremal
die Postämter wechseln, weil es sonst auffallen möchtc,
wenn man so oft auf einem postamt Briefe erhebt. Nkama
weiß noch nichts. _
1§. August 2000.
Der wichtigste Tag meines Lebens. Llsa inachte inir
eine reizende Lrklärung. Ewige Liebe und Treue ge-
schworen. Ich bin so glücklich.
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Die Muineudiebe.
Aus öem Tugebuch eincs jungen
Mannes anno 2000
von Alois Ulreich.
15. Iuli 2000.
cstorn lnn ich aus dcm Pensionat gckominen. INama
^ ^ hat gesagt, daß ich jetzt in die Gesellschaft ein-
^^ geführt werde. Gleichzeitig soll ich auch die im
pensionat erlvorbenen Lenninisse verwerten. So muß ich
von nächstcr tvoche an kochenl 2tch, es ist schrecklich!
Uochen war nie incin Liel'lingsgcgenstand.
2 t. Iuli 2000.
Tante Frieda ineinie heute zu lUaiiia: „Uun wird
Aarl bald heiratcn, er ist doch schon füufnndzwanzig
Iahre altl"
lheiraten — das ist reizend. Iin pensionat sprachen
wir heiinlich davon, was wir jeder für eine Frau be-
koininen werden.
Das Lcben ist doch wunderschönl
22. Iuli 20V0.
lseute habe ich zum ersteniual gckocht!
Die Suppe ist angcgangen. Der Braten brannte eiu
wenig an. Die Mehlsxeise ist inir gänzlich inißlungen.
Mania — die eben aus der vorlosung kam — sagte inür
risch: „Mozu warst Du so lange i,n Pensionat, wenn Du
nicht eininal eine einfache Mehlsxeise machen kannst? Don
einein sünfundzwanzigjährigen jungen Ulanne kann man
schon verlangen, daß er ordentlich kocht." Und Papa sagtc .
„Ia ja Aarl, die lUama hat recht. Wenn Du nicht ordent-
lich kochen kannst, wirst Du nie eine Frau bekommenl"
Ls war schrecklich.
Ich habe den ganzen Nachmittag geweint.
2. August 2000.
Uomme soeben von einem Aränzchen nach ksause.
Noch in Balltoillete. Ulein erstes Aränzchen.Ach l
es war entzückend, einfach großartig, die jungen Dainen
umschwärmten mich. Iede sagte mir eine Artigkeit. Aber
besonders eine — Fräulein Doktor Llsal
Bh l — ich werde gar nicht einschlasen können. I,n
Gedrängc der Garderobe slüsterte sie mir zu: „Ach, kserr
Aarl sehen heute entzückend ausl" Und dann fragte sie
mich, wo sie inich treffen könnte. Ich errötete bis über
meinen Schnurrbart — den alle Damen reizend sanden —
und sagte: „Wenn ich morgen Utusikalien eintauschen gchc —
um halb sechs Uhr Lcke des Theresienxlatzes.
z. August 20V0.
Uiusikalien eingetauscht. Llsa getroffen, fainos untcr-
halten. _
f2. August 2000.
kosts restants — großartige Linrichtung. Llsa schreibt
nür jeden zweiten Tag. Wir mußten schon mehreremal
die Postämter wechseln, weil es sonst auffallen möchtc,
wenn man so oft auf einem postamt Briefe erhebt. Nkama
weiß noch nichts. _
1§. August 2000.
Der wichtigste Tag meines Lebens. Llsa inachte inir
eine reizende Lrklärung. Ewige Liebe und Treue ge-
schworen. Ich bin so glücklich.