Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 38.1899 (Nr. 445-457)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20266#0047
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meggendorsers Humoristische Blätter.

39

Das Vump-Äenie.

,.Fräulein Ularie, bitte, möchten Sie niir nicht drei tNark leihen?"
„Uber b^err Albert, was thun S' denn, man xumxt doch keine
Oamcn an!"

„Ia, schaucn S', Fräulein, die bserrn geben mir halt nichts mehrl"

Verteilung der „Lalten".

<L)^er ham'm nu ,wasser' und ,cläckdrisch Lichd';

De Schdadd hadd mächdig sich gehowen.

Ae neies Radhaus ham'm mer ooch gegrichd;

!Nid Rächd de Främden laud uns lowcn.

Der ,Fordschridd° gost'd uns zwar än'n scheenen Fcmgk;
Doch woll'n mer däshalb gar nich glagen.

De Schulden sinn fer uns ä halb' Geschänk:

De Ankel missen's mehrschde dragen. E. Hmitsch.

Matthäus Nüchslein.

atthäus Füchslein hatte eben die INatura hinter sich und
war aus seiner kleinen Provinzstadt mit allen den länd-
lichen Geistes- und Lharaktercigenschaften, die sich nun ein-
mal troh Gymnasium und Matura nicht hinwegstudiercn lassen, in
dcr Rcsidenz angckommen. Philosophie wollte er studieren und dies
ganz ernitlich. bsatte ihm ja doch sein Dater vor seiner Abreise
mit ksölle und Teufel gedroht, wenn er nicht scine Zeit auf der
alrna mater uutzen uud so bald als möglich „fertig" werden sollte.
Nnd gae erst die Studcnten mit den farbigen Aaxpen und den
viclen Schrammenl Menn er so cincr wiirde, der ganze Dorrat

väterlichen Grolles würde sich auf ihn ergießen und die
Tuelle der elterlichen Aasse sofort versiegen.

Da stand Natthäus Füchslein nun in der weitenUniver-
sitätsstadt und wußte nicht, wo aus, wo ein. Es war
auch noch früh am Tage und des vaters Predigt noch
so tief in ihren Nachwirkungen, daß Matthäus nur eine
Sehnsucht kannte, den Weg zur Universität. Lin mitlei-
diger Passant, den er etwas zaghaft darum angegangen
war, hatte ihm denselben gewiesen und beklommen schritt
er dahin, konnte aber noch immer nicht das große Gebäude,
das man ihm genau beschrieben, entdecken. Mieder fragte
er und ging. vergebens l nach einer Stunde stand er auf
dem j?Iatze, von dem er ausgegangen war. Da, 0 Glückl
kam eine buntbcmützte Schar von Utusensöhnen daher, die
Gehaßtenl Doch jetzt fort mit den Gefühlen; sie mnßten
ihm als Führer dienen. Denn wohin sollte ihr Weg
anders führen, als zur Universitätl

Ulatthäus folgte und nicht lange war er ihnen nachge-
gangen, als ein schönes, hohes Gebäude vor ihm auf-
tauchte, auf das die Schar lossteuerte. Gott sei Dankl die
Universität! Füchslein schöpfte wieder Mut und ging den
Führern nach. Sie betraten das Gebäude, um durch einen
dunklen Gang auf eiue Stiege zu kommen, die in die Tiefe
führte. Ligentümliches Rlirren kam von unten herauf,
wie von Tellern und Gläsern. Ulatthäus stutzte, da ihm die
Sache doch zu merkwürdig vorkam. Aber er hatte deutlich
gesehen, daß sie nicht durch deu lhaupteingang, sondern
durch ein Nebenthor eingetreten waren. Ts mochte wohl
irgend ein Laboratorium hier in der Tiefe liegen. Doch
jetzt war keine Zeit zum Nachdenken. Noch einige Schritte
und man war am Ziele. Die Studenten traten ein, Uiat-
thäus hinter ihnen und nun stand er mit im Souterrain-
lokale des — Aochelbräu.

Spät abcnds erst kam er etwas unsicheren Ganges
heraus, uud nun war Uiatthäus Füchslein — cin wirk-
liches Füchslein. l»r. Carotus.
 
Annotationen