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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 38.1899 (Nr. 445-457)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20266#0050
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

^2

zu deuten wußtc. Aber bald wurde es ihm wonnig ums kserz: sie
war eifersüchtig I Und als sie ihm gar im allerbösesten Ton verriet,
daß die Lngländerin eigentlich kurze rote ksaare habe und eine jde-
rücke trage, da lachte er so herzlich auf, daß sie ob dieser „Brutali-
tät" in Thräncn ausbrach und wie ein gehetztes Wild in den Garten
flüchtete, geradewegs m eine Iasminlaube. Lr flugs hinterher.

Auf die Gefahr hin, Unwillen zu erregen, muß ich hier in
meiner Berichterstattung eine kleine Lücke lassen. Ich habe nämlich
den Lhrgeiz, mcinen Lesern nur aparte Dinge mitzuteilen und da
ich die Geheimnisse, die in Iasminlaubcn bei Mondenschein zwischen
einem jungen Ntädchen und einem sungen Utann ausgetauscht werden,
nicht zu solchen rechne, mache ich einen kleinen Sprung.

ksans verläßt elastischen Tchrittes die Laube, begibt sich in sein
Zimmer und setzt sich dort an seinen Schreibtisch, wo er so lange
mit einer kleinen Photographic liebäugelt, bis ihn ein kseidenlärni
aus den Träumereien weckt — dahcr der Name „Ivecker".

In B. machte der glückstrahlende junge Utann abcr dann —
trotzdem er diesmal nicht geschlafen hatte — einen so günstigen Tin-
druck, daß die 2lnstellung noch selbigen Tages perfekt wurde.

Heute ist er bereits mit Llsa verheiratet. Lr hat ein lururiös
eingcrichtetes kjeim; aber auf dem Gesims des Aamins im Lmpfangs-
salon steht eine einfache, schmucklose Uleckeruhr. U)enn man ihn
auf diese Stilwidrigkeit ausmerksam inacht, pflegt cr gerne die Ge-
schichte seiner Lhe zu erzählen und vergißt niemals hinzuzufügen,
wie gut es manchmal sei, wenn man nicht englisch könne.

Ernst Jekelins.

lemporL mutuntur.

M ls Iüngling bracht' er seiner Trauten
o-' Ntanch' Röselein zum Guten Tag;

N)ie funkelten die hell bethauten,

Als sproßten sie noch wild im ksagl
„Nur leicht gebunden, frisch gebrochen . ."

Das war's, was cr den Gärtner bat, —

„Und nicht von Draht grausam zerstochen . .

Lr nahm nur Blumen ohne Drahtl

Als Mann ward ihm, wie vielen Sündern:

Lr wollte in den Lhestand,

Und hat sich nun von Floras Aindcrn
Den Utädchenblumen zugewandt;

Und da er ging auf Freierssüßen,

Ging er genau mit sich zu Rat:

Lr wollt' 'ne Blume sich erkiesen,

Doch eine nur mit recht viel „Draht"!

Max Eitelberg.

Ktoßseufter einer allen Iungfer.

„Alles radelti Aein Ivunder, wenn die kserrn nicht mehr
daran denken, auf das Standesamt zu gehenl"

Nopperei.

kserr Süfferl: „Ah, da hört sich schon alle Gemütlichkeit
aus; schickt mir der Uuriler ein Theaterbillet zu der vorstellung von
,Lin Glas wasser' ... I"


kjaussrau (morgens das Zimmcr ihres Miecherrn belretend):
„Ist das mit dem lherrn ein Areuz — jeden Abend
kraxelt er auf den höchsten Schrank und
übernachtet dai"

Uerantwortlicher Redakteur: Ulax Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Besterreich-Ungarn sür kjerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in wien I.

Verlsg von I. F. Schreiber in München und Etzlingrn.
 
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