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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 38.1899 (Nr. 445-457)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20266#0092
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84

Meggendorfers Humoristische Blätter.

Konett auf Äöthes 150stcn (Keburtstag ^

28. August Is899-

6K)em tiefsten Schilderer der Frauenseele,

^ Des Mädchenherzens und der Iungfrau Ringen,
Der wie kein and'rer wußt' den Geist zu zwingen,
Damit er sich dem Worte frei vermähle

Und so uns armen Sterblichen erzähle,

Mie selbst das Llcnd weiß sich loszuringen
Lmpor zu bunten jdhantasiesschwingen,
Damit die Lust zum Aampfe nen sich stähle.

Ihm, der im Reich der Geister ein Titan,

Dem Grazien und Musen unterthan,

Im Reich des Schönen uns ein Sonnenftrahl,

Im Reich der tvahrheit wundervoll und klar,

Im Reiche der Gefühle einzig gar,

Greift heuie ihm zu Lhren zum Pokal.

Friedrich Kicdaisch.

Vedingt.

Tourist ibegeistert): „Ia, auf den Bergen wohnt die Freiheitl"
Führer: „wann S' net verheirat' sanl"

Zerskreut.

genommen hat): „Faeon wünschen, bitte, englisch?"
sdrofessor (im weggehen b-griffen): „Nein, nein, ganz
durchgebraten, wenn ich bitten darf."

-

Iie gemoröeten Lieöer.

Lin Märchen von W. Evnst.

ung-Spielmann war ein lustig' Blut; er zog
^ landaus, er zog landein und sang seine
^ fröhlichen kveisen, der Iugend zur Lust,
den ?llten zur Labe; überall war er gerne
gesehen. kvo er aber blitzendo Mädchcnaugen und
holde Gesichtchen sah, da glühten und sprühten seine
Lieder erst in rechtem Feuer und sie wurden gesungen
landauf, landab, wo kserzen in Licbe erglommen.
Und wenn ihn die Mädchen gar so hold anschauten,
warf er ihiren verliebte Blicke zu und sang verliebte
Lieder — aber dabei ließ er's bewenden: sein kserz
konnte keine gewinnen, denn das dachte allezeit
an eine andere, die der junge Gesell im Leben noch
nie geschaut, aber in seinen Träumen und jdhanta-
sien stets vor sich sah; nach ihr sehnte er sich und
nach ihr suchte er auf allen seinen wanderungen.
Da und dort fand er wohl ein lNädchen, das etwas
von seiner unbekannten Liebsten hatte, die Augen
oder das Ihaar, die schlanke Gestalt oder die Purpur-
lippen — dann sang er seine schönsten Lieder zu sei-
nem preis; doch dic Lieder und die Blicke und die Liebe
galten doch dem Mädchen im Grunde nicht, sondern
der Unbekannten und doch so bekannten, die alles in
sich vereinigte, darnach sein lserz sich sehnte und
 
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