9§
Neggendorfers ^unioristische Blätter.
lfabt ihr sie am Lnd' weg, Ainder?"
Ainder: „Ia, wir habcn iin Garten
gespielt damit —"
„Was heißt das? Sic kennen ineine Tochter?" sragte der Direktor erstaunt.
Und zu Laura gewendet: „Und Du kennst kferrn Grimmer?"
Dieser suchte indes rasch seine Fassung wieder zu gewinnen. Der Bureau-
chef und weltmann erschlug eiligst den trotzigen Subalternen . . .
„Nun?" drängte Laura, siegesfroh lachend.
„Nun ja," antwortete Grimnier, so ungezwungen als möglich lächelnd,
„die person ist wohl dieselbe; abcr der echte Grimmer sitzt hier, angesichts des
reizendsten, liebenswürdigsten Fräuleins." Dabei verneigte er sich verbindlich.
„V Sie Schelml" ließ ihn Laura mit ihrem schönsten Lächeln an; „wenn
das ihr Lrnst ist, dann reichen Sie mir die bsand!"
Grimmer erhob sich. Tine glückliche Uiischung von Schalkhaftigkeit und
Ernst belebte seine Züge. Der Lierr Direktor blickte überrascht aus.
„Nicht so, verehrtes Fräulein," sprach Grimmer feierlich und freundlich zu-
gleich, „nicht so; aber wenn Sie in so unwiderstehlicher weise mich zur Aühnheit
stacheln und — der kjerr Paxa nichts dagegen hat, dann bitte ich um Ihre bsandl"
„Mit vergnügen, bjerr Grimmerl" ricf Laura herzhaft und stolz.
Grimmer ergriff die dargebotene kfand Lauras und kiißte sie.
„Unter solchen Umständen," sprach der Direktor mit heiter wirkender Feier-
lichkeit, „bleibt mir nichts anderes übrig, als auch zuzustimmen."
„ksoffentlich werden Sie das Gpfer Ihrer Freiheit nie bereuen," schäkerte Laura.
„Das lasse ich Ihre Sorge sein, verehrtes Fräulein," erwiderte Grimmer.
Stundenlang währte noch die launig-heitere Unterhaltung, bis kerr Grim-
mer sich mit den Worten, daß dies der schönste Tag seines Lebens gewesen sei,
für heute verabschiedete. Lr war gezähmt . . .
Grimmers Freunde spotteten sreilich bitter; aber mit der vorausgesagten
baldigen Lhescheidung war's nichts.
Laura war und blieb die gute Fee Grimmers und der grimmige Weiber-
feind war und blieb „bezaubert und behext."
Der Tourik.
ndlich winkt ihm d!e Erlösung, morgen fängt sein Urlaub an,
Denn die Nerven brauchen Ruhe, früh um fünf geht's gleich zur Bahn,
In der Berge stillen Frieden, nach der Arbeit, dem Getümmel.
Drum besteigt er schnell den Lilzug über Zell am See nach Arimmel.
Abends macht er noch die Lälle, läuft aufs Urimmlerthörl auch stracks,
Die Dreiherrn- und Reichenspitze, warten ja schon nächsten Tag's;
Schwarzkopf, Wildegerlosspitze, Uebergang ins Zillerthal,
Darf doch kein Tourist versäumen, ist hier oben er einmal.
Schwarzenstein, Bcrlinerhütte, Sterzing und das Pfitscherjoch
Macht er nur so im vorbeigehn, zur Lrholung quasi noch.
Rucksacktragend, Schweiß gebadet, ohne Rast und ohne Ruh'.
NiiWiit er schnell auch noch den Riffler und den Vlperer dazu.
Ihn geniert nicht Sturm und Regen, bfitze, Frost und Sonnenbrand,
Gibt es Aussicht oder keine, wenn er nur hinaiifgerannt.
Gb im Gletscher halb erfroren, ob im Nebel auch vcrirrt,
Im Geröll zerkratzt, zerschunden und vom Seil fast stranguliert.
Reucht er schließlich doch verbunden und bepffastert auf die Bahn,
Seine letzten Aräfte sammelnd, kommt mit AIüh' und Not dort an.
Ausgenützt ist doch der Urlaub, höchste Eile — schnell nach kjaus! —
Lndlich schläft er im Loupe sich doch nach vierzehn Tagcn aus. —
Jeland.
Ncrantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In V e st err e i ch-U n g arn für bserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in UUen I.
Verkag von I. F. Schreiber in Münchrn nnd Etzlingen.
Neggendorfers ^unioristische Blätter.
lfabt ihr sie am Lnd' weg, Ainder?"
Ainder: „Ia, wir habcn iin Garten
gespielt damit —"
„Was heißt das? Sic kennen ineine Tochter?" sragte der Direktor erstaunt.
Und zu Laura gewendet: „Und Du kennst kferrn Grimmer?"
Dieser suchte indes rasch seine Fassung wieder zu gewinnen. Der Bureau-
chef und weltmann erschlug eiligst den trotzigen Subalternen . . .
„Nun?" drängte Laura, siegesfroh lachend.
„Nun ja," antwortete Grimnier, so ungezwungen als möglich lächelnd,
„die person ist wohl dieselbe; abcr der echte Grimmer sitzt hier, angesichts des
reizendsten, liebenswürdigsten Fräuleins." Dabei verneigte er sich verbindlich.
„V Sie Schelml" ließ ihn Laura mit ihrem schönsten Lächeln an; „wenn
das ihr Lrnst ist, dann reichen Sie mir die bsand!"
Grimmer erhob sich. Tine glückliche Uiischung von Schalkhaftigkeit und
Ernst belebte seine Züge. Der Lierr Direktor blickte überrascht aus.
„Nicht so, verehrtes Fräulein," sprach Grimmer feierlich und freundlich zu-
gleich, „nicht so; aber wenn Sie in so unwiderstehlicher weise mich zur Aühnheit
stacheln und — der kjerr Paxa nichts dagegen hat, dann bitte ich um Ihre bsandl"
„Mit vergnügen, bjerr Grimmerl" ricf Laura herzhaft und stolz.
Grimmer ergriff die dargebotene kfand Lauras und kiißte sie.
„Unter solchen Umständen," sprach der Direktor mit heiter wirkender Feier-
lichkeit, „bleibt mir nichts anderes übrig, als auch zuzustimmen."
„ksoffentlich werden Sie das Gpfer Ihrer Freiheit nie bereuen," schäkerte Laura.
„Das lasse ich Ihre Sorge sein, verehrtes Fräulein," erwiderte Grimmer.
Stundenlang währte noch die launig-heitere Unterhaltung, bis kerr Grim-
mer sich mit den Worten, daß dies der schönste Tag seines Lebens gewesen sei,
für heute verabschiedete. Lr war gezähmt . . .
Grimmers Freunde spotteten sreilich bitter; aber mit der vorausgesagten
baldigen Lhescheidung war's nichts.
Laura war und blieb die gute Fee Grimmers und der grimmige Weiber-
feind war und blieb „bezaubert und behext."
Der Tourik.
ndlich winkt ihm d!e Erlösung, morgen fängt sein Urlaub an,
Denn die Nerven brauchen Ruhe, früh um fünf geht's gleich zur Bahn,
In der Berge stillen Frieden, nach der Arbeit, dem Getümmel.
Drum besteigt er schnell den Lilzug über Zell am See nach Arimmel.
Abends macht er noch die Lälle, läuft aufs Urimmlerthörl auch stracks,
Die Dreiherrn- und Reichenspitze, warten ja schon nächsten Tag's;
Schwarzkopf, Wildegerlosspitze, Uebergang ins Zillerthal,
Darf doch kein Tourist versäumen, ist hier oben er einmal.
Schwarzenstein, Bcrlinerhütte, Sterzing und das Pfitscherjoch
Macht er nur so im vorbeigehn, zur Lrholung quasi noch.
Rucksacktragend, Schweiß gebadet, ohne Rast und ohne Ruh'.
NiiWiit er schnell auch noch den Riffler und den Vlperer dazu.
Ihn geniert nicht Sturm und Regen, bfitze, Frost und Sonnenbrand,
Gibt es Aussicht oder keine, wenn er nur hinaiifgerannt.
Gb im Gletscher halb erfroren, ob im Nebel auch vcrirrt,
Im Geröll zerkratzt, zerschunden und vom Seil fast stranguliert.
Reucht er schließlich doch verbunden und bepffastert auf die Bahn,
Seine letzten Aräfte sammelnd, kommt mit AIüh' und Not dort an.
Ausgenützt ist doch der Urlaub, höchste Eile — schnell nach kjaus! —
Lndlich schläft er im Loupe sich doch nach vierzehn Tagcn aus. —
Jeland.
Ncrantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In V e st err e i ch-U n g arn für bserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in UUen I.
Verkag von I. F. Schreiber in Münchrn nnd Etzlingen.