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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0017
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Aleggendorfers Humoristische Blätter.

9

lKoshast.

Unteroffizier (zu ein-m einjährigen
Litteraten): „Einjähriger, machen Sie nicht
ein Geficht, als sollten Sie gegen einen
Feind vorgehen, der sich hinter Papier-
körben verschanzt hatl"

Der Kchrecken des alten Äorpsstudenten.

Aommilitone: „Süffel, wie stellst Du's nur an, daß Dir Tlein vater immer so
viel Geld schickt?"

Studiosus Süssel: „Ich drohe ihm, andernfalls dem verein abstinenter
Studenten beitreten zu müssen, und da schickt er mir als alter Lorps-
student immer schleunigst Geld."

Im Zeitenwandet.

ergang'nes scheint
<ZV ('s ist Ulenschenartl)

Stets schöner als die Gegenwart,
Drum sprach man einst, genau wie heut',
Gern von der guten alten Zeit.

Und hört man auch in unsern Tagen
Letrübl die schlechte Zeit beklagen,
Für unsre Lnkel wird, ich mein',

Sie doch dic „gute alte" sein. W.

Die Äcdakirice.

Wie sich eine unglückliche Dichterin
eine Redaktrice vorstellt: „Als parze,
welche den Ulanuskripten den Lebenssaden
abschneidet."

Der Tpalring.

tzumoreske
von T. Resa.

ie tragen ja
einen neuen
Ring," sagte
mein Freund
Lehmann und setzte
das Tueue ab, das
er schon stoßbereit
in der ljand hielt.

Ich hielt ihm
die stand mit dem
Ringe hin. „Gelt,
— schön?I" meinte
ich stolz und ließ
die Steine unter der
Gasffamme blitzen.
„Den habe ich ge-
erbt, feines Stück,
nicht?"

„stml — sehr
fein sogar," nickte
Lehmann — aber
es lag ein gewiffes
Zögern in seiner
Stimme — „sehr
schön — jawohll"

„Sie sagen das so hinterhältig, Lehmann. Ich konnte wählen — es war da noch
eine Rubinnadel, die hat mein Bruder genommen — der Ring gefiel mir zu gut."

„Ia — schön ist er — a propos — abergläubisch sind Sie ja wohl nicht?"

„Abergläubisch?" staunte ich — „na, das fehlte gerade — warum denn?"

„Na — ich ineinte nur so" — sagte Lehmann — „Gxale sollen nämlich Un-
glück bringen."

— o — ol" erwiderte ich gedehnt. „Ist ja Blödsinn — wie können Sie nur
so etwas nachschwatzenl — Na — gehen wir also zur Tagesordnung überl"

Lehmann „machte" den Ball, und ich, den lächerlicherweise die Bemerkung
über die Gxale geärgert hatte, paßte nicht aus und stieß ein Loch in das Billard-
tuch. Ich hatte somit den ksochgenuß, zwanzig Mark zu berapxen.

„ksml hml" meinte Lehmann und warf einen vielsagenden Blick auf den Ring.

„Lächerlichl" knurrte ich und zuckte verächtlich die Schultern. Doch war mir die
Laune verdorben. Sehr ärgerlich zog ich meinen Paletot an und giyg nach kjause.

Zu kjause war es höchst ungemütlich. Gewöhnlich kam ich sxäter heim, und
meine wirtin hatte das Feuer ausgehen laffen und erschien erst auf wiederholtes
energisches Schellen und in sehr ungnädiger Laune.

Sie war eine kleine runde person Mitte der Fünfzig und sührte den edlen
Namen Burgratz — doch sah sie nicht so schwarz und strupxig aus, wie man sich etwa
eine Burg-Ratze vorstellen mag, sondern eher wie eine sanste graue kjausmaus. Die
Burgratze war, soweit sie nicht an Schwindelanfällen litt, — (die stets in noch nicht
aufgeklärter weise mit raxider Abnahme meines Lognac-Vorrates zusammenhingen)
ganz leidlich — sie hatte, außer besagtem Schwindel nur noch das betrübende Leiden,
 
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