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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0036
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28

Meggendorfers Humoristische Blätter.



behaglich wäre es jetzt, wenn man mit einer lieben, netten Frau
so recht gemütlich 'was Gutes zu Abend sxeisen könnte, anstatt
bei diesem Lsundewetter noch bis zum „schwarzen BLren" hin-
aus wandern zu müssen, wo es doch wieder höchstens Ualbs-
haxen oder saure Leber gibt. Der Sturm wird immer heftiger,
bserr bsaselmann wird immer schwankender und seine sonst nicht
eben lebhafte sdhantasie malt ihm allerlei lixbliche Bilder einer
gliicklichen ^äuslichkeit uor. plötzlich jedoch wird er durch laute,
offenbar streitende Stimmen, welche aus der nicht sehr fernen
Aüche an seine Ghren tönen, gestört.

Da die „ksausfrau" und
Frln. Schilli um diese
Zeit sonst einträchtig
ihr gemeinsames
Abendmahl ge-
nießen, öffnet der
etwas unsanft
aus süßem Träu-
men gerissene Re-
gistrator seine Thüre,
um zu erfahren, was der
ungewohnte Lärm bedeute.

Frau Araps und Frl.

Schilti stehen sich mit dunkel-
roten Gesichtern am Aüchentisch
gegenüber und die erstere schiittelt
energisch ein ziemlich trübes, dampf-
end heißes Wasser aus einer
kupfernen Märmeflasche in eine
große Schüssel.

„Ls geht nicht ! . . . .
es geht nichtl — wir
bringen sie nicht heraus

." ruft sie ärger-

lich.

„Aber ich be-
greife gar nicht
— ich begreife
gar nicht — sie
sind doch so
leicht hineinge-
gangen!" klagt
Frl. Schilli und
reißt die Bett-
flasche an sich,
um sie ebenfalls
energisch zu schüt-
teln und immer
wieder zu jammern: „...sie

wollen eben nicht heraus! ... sie wollen einfach nicht heraus!..."

Ietzt erscheint der kserr Registrator auf der Bildsläche und
erkundigt sich teilnehmcnd „was denn nicht heraus wolle?"

„Die lVürste! . . . Die lvürste, Lserr Registrator!" ruft
händeringend Frau Uraps — „denken Sie nur, Fräulein Schilli
hat sie in die lVärmeflasche gesteckt — zum Wärmen — weil
wir nicht ertra heißes Wasser machen wollten — und wir essen
so gern warme Schützenwürste — und hinein sind sie ganz

leicht gegangen aber — heraus! — heraus bringen wir sie

nicht mehr!"

Des iherrn Registrators Blick fälit auf das recht oerlegen
aussehende Fräutein Schilli, dann auf das, der hinterlistigen
Bettflasche entflossene lvasser, welches aussieht, als ob es schon
den ganzen Winter über dazu gedient habe, das Lager der holden
Iungsrau zu erwärmen und gewaltsam unterdrückte der Lhe-

standskandidat ein nicht eben sehr anständiges Araftwort, das
sich ihm unwillkürlich auf die Lippen drängt.

„lVärme dehnt die Aörper aus! meine Damen! . . .
Das hätten Sie bedenken sollen!" . . . meint er dann ironisch.
„Es wird Ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, als die ge-
fangenen Schützenwürste innerhaib ihres Gefängnisses zu zer-
legen und sie stückweise herauszubefördern. — Im übrigen
wünsche ich gesegnete Mahlzeit l" Sprach's und wanderte dann
von allen Zweifeln und Seelenkämpfen auf immer befreit,

schnurstracks dem „schwarzen
Bären" zu, wo es diesen
Abend einen feinen
lsasenbraten mit Leber-
knödeln gab.

Der lherr Registrator ist
heute noch Iunggeselle und
wenn etwa im lVirtshaus ein
glücklicher Lhegatte von „delikater
bsausmannskost" flunkert, so hat er
für den Schwärmer höchstens ein
mitleidiges Lächeln.

Moderne Kinder.

Lsänschen: „Llschen,

gib mir einen Auß l"
Llschen: „Nun ja, aber —

Diskretion Lhrensachel"

Anerwarteter Äffekt einer heroischen 8)de.
 
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