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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0052
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M e g g e >1 d o r f e rs u in o r i st i s ch e Blätter.



Don-Iuantein (selbstbewußi, für sich). Ia, Frauen, die sich ein-
z mal meincr Gunst erfreuten, sind sür andere nicht mehr zu
haben. (Laui.) Ls gibt heutzutage viele solch unverschämte,
aufdringliche Menschen.

Fauft. Man darf sie nicht zu streng beurteilen, denn es sind
bcdauernswerte Kranke >

Don-Iuanlein. öie' halten derartige lltcnschcn für krank?

Faust. Ssnd alle-geistig nicht normäl, — sogenastnte Liebes-
narren. ' , , , ' ,

Don-Iuanlein. Siese Aüffassung ist.mir neu.—.

Fausll Das gläub' llth-, meine Lntdecküstg Ast auch noch sehr
jung, trotz.dem därf ich behaupten, daß dies schreckliche
Leiden, daSssö entsetzlich viel Unheil gestiftet, bald ausge-
rottet sein wird.

Don-Iuantein (nach kurzem B-simien). Das wäre sehr traurig.

Faust. N)ie, — daß es geglückt ist, die Ursache so vielen
Llends zu beseitigen, — das finden Sie traurig?

Don-Fuanleiu. Ihre Entdeckung ist geradezu schauderhaft.
Aein Uuell mehr, Liebespaare werden nicht mehr flüchten,
den Tod aus unglücklicher Liebe wird niemand mehr ver-
stehen, einen Mord aus Lifersucht, die Doxxelselbstmorde
sind dahin, — eine dramatische verwicklung wird ferner
unmöglich sein, denn Sie, Sie (xath-iisch) haben mit Ihrer
neuen Lntdeckung jeden tragischen Aonflikt erwürgt l

Faust. Lieber Freund, solch kleinliche Bedenken könncn die
lvissenschaft in ihrem Siegeslauf nicht aushalten.

Dou-Iuanlein <>n s-dank-n v-rsunk-n). Ulein Beruf — wäre
dahin.

Faust (Don-guanlein beobachtend). Der Augenblick ist geeignet, das
Experiment zu vollenden (streicht Don-Iuanlein einigemale über
Ltirn und Augen).

FllUft (beschwörend).

Zum zweitenmal sei mir
zu lvillen

Du ewig' unsichtbare Araftl
Send' Deine Boten, zu er-
füllen

lföchsten Triumph der
wissenschaftl

Von-Zuanlein <st°>t-rnd).
w — a — s — haben —
Sie — vor — ? Mr —
wird auf — einmal — so — so eigen — tüm — lich (schläf,).
Fanst (betastet Don-guanleins pul; und Stirne). 5o jetzt hätten wir
Dich so weit, Dich lsalunken, Frauenbethörer und Ulädchen-
verführer! (Seugt sich herab, befelsiend). Ungeschmückt und wahr-
heitsgetreu erzähle jetzt von Deiner Liebe zu lllessalinchen.
Don-Luanlein. Liebe —?

Faust. versuche nicht zu leugnenl

Don-Iuanlein (b-t-uernd.) Auf Ehre, ich liebte sie nicht —.
Faust. Das klingt unglaublich —.

Don-Tuaulein. Nur ein kokettes Sxiel hab' ich mit ihr
getrieben.

Faust. Solche Gewissenlosigkeit ist noch verwerflicher wie sinn-
bethörende Leidenschaftl
Don-Luanlein <st°hnt).

Faust. was veranlaßte Dich zu solch frivolem Frevel?
Von-Tuanlein. Es fehlte mir noch eine Scene in meinem
neuesten Drama —.

Faust. Und Dein verruchtes Gewissen hielt Dich nicht ab, des-
halb eine gliickliche Ehe anzutasten.

Non-Iuanlrin. Gerade eines ehelichen Aonfliktes bedurfte ich.
Faust. Deiner Studien wegen wolltest Du mein Familienglück zer-
treten —? Marte, Du Lyniker, dafür sollst Du büßen, wie
noch kein Sterblicher. (Mit erhobener samme.) Zur Strafe für
Deine bodenlose Nichtswürdigkeit mußt Du von heute an
Ulessalinchen mit glühender Leidenschaft lieben.
Non-Tuanlein (seufzend). Ach Gott —I
Fau ft (mit pathos). Ulessalinchen soll Dir als das schönste weib
erscheinen, unaufhörlich sollen ihre Reize Deine lüsternen
Sinne umgaukeln; ein Blick ihrer Augen wird Dein Blut
stürmisch aufwallen lassen, ihrer Stimme Ton Deine Ner-
ven in Extase versetzen; ihrc Nähe bringe Dir Raserei,
ist sie fern, dann sollst Du verschmachten in Sehnsucht.

(Lülsit ihm puls und Stirne; für sich iu anderer Tonart.) Aha, 6S
wirkt schonl (Geht leise nach dem tzintergrund, öffnet die Thüre
und ruft hinaus). ssagochenl Iagochenl
(Schluß solgt.)

^Kescheiden.

Lsausfrau (zum Seitl-r): „Machen Sie, daß Sie fortkommen;
ich gebe nichtsl" (ön diesem Augenblick ertönt draußen eine
Drehorgel.)

Bettler: „Darf ich dann wenigstens um diesen walzer bittenl"

Verantwortlicher Redakteur: Nlax Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für bferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreibrr in München und Esslingen.
 
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