Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0058
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Meggendorfers Hurnorislische BlLtler.

Theaterkassierer: „Alles ausverkauft."

Bauer: „Net übel; itzt machen 's im Theater a no' 'n Ausverkauf."

Liebes->Korresponden).

— „Was, Du stehst mit Deiner polnischen Aöchin in lebhaster Liebeskorrespondenz?

Aber die kann sa gar nicht deutsch schreiben."

Loldat: „Na, muß denn den tvürsten durchaus 'was Schriftliches beiliegen?"

Zn eigener (Krube.

von A. ü>. Sitöerstrom.

M^tudiosus Bonze hatte, da er zu sxät ins Lemester ging, P>ech mit seiner neugemieteten
„Bude." vor allem taugte das Bett nichts, Tisch und Stühle konnten fich kaum noch
auf den Beinen halten, und für seinen Bücher- und Aleider-Vorrat fand er kaum den

nötigen platz. lVas Wunder, daß er
seinen im gleichen ksause im zweiten
Stock wohnenden vereinsbruder Schlot
um sein famosos, über seinem Zimmer
gelegenes lheim im Stillen beneidete
und darüber nachdachte, fich, wie der
Spatz im Nest der Schwalbe, in dem
oberen behaglichen Stübchen seines
Freundes einzunisten. — —

Lines schönen Abends hatten nun
Bonze und Schlot dem Gotte Gani-
brinus ergiebig geopfert, insbesonders
bedurfte aber Schlot der thatkräftigen
Unterstützung seines vereinsbruders,
um in später Nachtstunde nach ksause
zu gelangen. Als der erste Stock und
die Thüre zur Bude des Bonze er-
reicht war, machte man ksalt, und da
fuhr es demselben durch den Aopf, wie
nett es wäre, wenn er sich einmal auf
dem weichen Pfühl seines vereinsbru-
der ausruhen und diesem sein hartes
Lager zudenken könne. Die Ausführung
dieses Planes fand bei dem benebelten
Schlot, der es fich sofort in der ihm
angewiesenen Bude bequem machte,
kein ksindernis und Bonze schlich seelen-
vergnllgt in die lvohnung des Schlot
hinauf.

Am kommenden Norgen wurde
Bonze durch heftiges pochen an der
Zimmerthüre geweckt. Als er sich mit
Aiühe ins Dasein zurückgerungen hatte
und öffnete, stand vor ihm — der Ge-
richtsvollzieher.

„Lsabe ich die Ehre mit bserrn
Studiosus Schlot?" hub dieser an.

„Bedaure," erwiderte erleichtert
Bonze, „da bemähen Sie sich nur in
das Iimmer im ersten Stock unter mir.
kserr Schlot ist gestern dorthin umge-
zogen."

Als Bonze am Alittag in seine
eigene Bude hinabstieg und sich mit ge-
heuchelter Teilnahme bei Schlot er-
kundigte, wie er geruht habe, emxfing
ihn dieser mit freundlichem Grinsen,
das sich Bonze erst erklären konnte, als
er seine ganze fahrende ksabe mit den
blauen jdfandsiegeln des Gerichtsvoll-
ziehers geschmückt sah.

„verzeih, lieber Freund," tröstete
ihn Schlot, „ich habe dem vollstreckungs-
beamten dutzendmal gesagt, daß ich
nicht da wohne, aber er hat sich von
seiner Amtshandlung nicht abhalten
lassen mit dem Bemerken, das könne
jeder sagen; übrigens habe ihm der
kserr im oberen Stock ausdrücklich ver-
sichert, daß ich hier wohne." —
 
Annotationen