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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0067
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

59

Lin gestörtes Mittagschläfchen.

Kchlän.

Dcr Schneidcr-Iakl kam Sonn-
tag mit einer derart zerrissencn
lsose in die Airchc, daß cr bei einigcn
frommcn Gcmiitcrn Zlnstos; erregtc
und ihn dcr kserr pfarrcr nach
Schluß des Gottcsdienstes zu sich
heranwinkte. „Schamst Di net,"
sagtc er, „mit aner solchen ksosen
in d' Airchen z' kcmma? Du bist
ja a Schncidcr, warum flickst D'
Dir's net?"

„SchaunS',Ljochwurden," meinte
der Schneider Jakl, „i hab jetzt so
viel Arbeit, wo i mas vcrdean',
daß i mi mit aner solchen Flickerei,
fiir dö mir kans was zahlt, net
aufhalten kann."

„So, so," sagte der kferr jdfarrer,
„damit Du net z' kurz kimmst, gib
i Dir fufzig Arcuzcr und dafiir
wirst Du Dir Dei' ifoscn schön sauber
herrichten."

Dcr Schneider-Iakl sagte: „Der-
gelt's Gott zehntausendmal!" und
ging. !Dcr aber am nächsten Sonn-
tag wieder mit einer zerrissenen
kjose in die Airche kam, war der
Schneider-Iakl.

Ietzt wurde dem kferrn Pfarrer
dic Geschichte zu bunt; er ließ sich
den Iakl rufen und herrschte ihn
an: „Du Lump, Dul hab i Dir net
vorigen Sonntag fufzig Rreuzer
gcben, damit Du Dir Dei'n lfoscn
flickst und jetzt kimmst mer no' all-
meil so daher!"

„Das hat scho' sci' Richtigkeit,"
sagte der Iakl bcdächtig, „aber
wissen S' lsochwnrdcn, i hab mir die
ksos'n z' ksaus g'nau ang'schaut;
die is so zerrissen, daß i 's beim
besten willcn unter an Guldcn
net flicken kann!" Rudi.

1;,

Kchlä'.ie Nusrede.


ü^ingestrcckt auf die kllatratze

Liegt ein junger Sohn der Berge,
Gin zuni Dienste eingeriickter
Baucrnbursche, ein Rekrut.

Rechts und links und links und rechtshin
kvirst er sich — cr kann nicht schlafen:
Denn von seines Aameraden
Schranke riecht's nach guten Miirsten.
Leis erhcbt cr sich und tappend
Strebt er aufwärts nach der ksöhe,

Doch da fährt der andre wiitend
Aus und ringt ihn wieder niedcr.

Ein Tumult ist's sondergleichen,

Der nun losbricht in der Stube,

Bis der lserr Sergeant die Ruhe
kvieder herstellt und Gericht hält.
was denn an des Aameraden
Schrank zu schaffen er gehabt hütt',
Fragt er barsch den Vberländer,

Rede soll er steh'n: „lse Antwortl"

Doch der thut gar sehr vcrmundert
Und dann sagt er grinsend leise:

„kserr Sergeant, i hab' an' Traam g'habt,
Ivar dahoam in mei'm Gedanken,

Ukitten drinna in die Berg' und
Bei da Rosel, de mei' Schatz is, —
ksab i' g'rad' jetzt Fensterln
woll'n . . ."

Tl>. Müller.
 
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