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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0074
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66

Meggendorfers Humoristische Blätter.

Voeseleieir.

i.

Da Apulien meine ^eimat — bin ich dort zuerst gewcsen.

— tvar erst klein, dann wurd' ich größer — und zuletzt ein
großer Lsel. — ksolde Iugendzeit, gedenk ich - deiner, faßt es
mie ein Rausch mich — von Lhamxagner; träumend wiedcr-

— käu' ich Iugendeseleien. — wurde älter und auch kliiger, —
nicht ganz klug — Lieb' erglüht' ich — fiir Asinia, die die
schönste — von zwci hochgeöhrten Schwestern. — Blühend wie
'ne junge Distel - - mar ihr Fell, so weich wie einer — Gans
geschmeidiges Gesieder, — Füßchen wie 'ne Ballerina. — Iung.
verliebt, und auch die Arixxe — voll des besten bseus, es war
zu — viel des Glücks, und bald erfahren — sollte ich auch dessen
wendung. — Denn Tlsinia, meines kserzens — Inhalt, schenkte
ihre Liebe — und ihr B-a-Wort sdetrino, — da er läng'rc Ghren
hatte, — brach die Treu mir. Denk' daran ich, — stehn die

Uebungeir des
Äbsturi-Ti'aiiner-Küib

ksaare mir zu Berge, — stehn zu Berge mir die Ghren, —
krümmt mein 5chweif sich wic ein INurm. — Tröstend kam mir
der Gedanke, — in die Ferne jetzt zu wandern, — um des
Herzens bangen Zwiespalt — abenteuernd zu verkleistern. —

II.

's dehnt gen Siidcn, Norden, Westcn, — Gsten sich mein
Iheimatdörfchen, — doch da südlich Ulecresgrenzeu, — so ver-
ließ ich es gen Norden. — Doch nicht nur des Ivassers Mangel

— war dcr vorzug dieser Richtung, — kaum ein Stündchen vor
dem Thoro — stand die Osteriu Lrespos. — Osteriu nannt'
profan man's — und solang man trocken, uüchtern. — Wenn
die Wahrheit aus dem Mein stieg, — wurde es ein Tcmpel
Lucclius, — in dem Lrsspo Ljoherpriester. — Aeins verstand
mit edlerm Tifer — in den Geistern seiner Iveine — Adel,
Scele großzuziehu. — Doch auch dieser prachtwirt hatte — eine
schnöde Schattenseite; — sehr gewandt war er im Rechnen, —
irrte nie zu seinem Nachteil. — An deu Fingern seiner ksändc

— kalkuliert' er flink die Zeche, — wo er manchen Finger
übcr —, manchen Soldo unterschlug. — Uebcr meine Ghren

zog er — mir das Fell-'s kam hoch die Rechnung. — Ivohl

ein Tsel, doch kein solcher, — blieb ich ihm die Zeche schuldig.

— Zwischen Gast und Ivirte bildet - einen festen Aitt die
Arcide. — Inniger war das Gespräch nun, — hob den Deckel
meiner Seele. — Iu 'nem dicken Aäs geronnen — sah die
Ulilch er meiner Denkart —, meint, es sei nicht jede Ts'lin —
einc solche dumme Gans, — die die innig-warmc Liebe — eines
schönen Iünglings schmähte, — (wurde rot unter dem Fellhaar)

sollt' mich einer andern weihen. — An dcr Größe des Ge-
dankcns — rankte sich empor dic Seele. — Ja, das war's, war
das Arranum, — das mein kjerze gierig sog. — Alüger als
mein großer Ahuherr, — der Buridan macht' uusterblich, —
hab' ich meiue Ivahl getroffen; — mir im ljerzen thront Rositta.

III.

Ivenn in meiner Seele Saiten

— rauh die Peitsche schwingt
ihr Tcho, — wenn des Ulehl-
sacks Zentnerschwere — meiner
Ivürde Abbruch thut, — wenn
des Ulagens ird'schem Sehnen

— nicht Genüge trägt die
Arippe, — denk' ich dein,
holde Rositta, — und gebannt ist
jeder Schmerz. — In den Tiefen
deiner Augen — taucht die
Seele selig unter, träumet deine
zarten Formen, — deines Äußern
himmelgrau. — Lines größern
Pinsels wiirdig — wär' dein Bild
gemalt zu werden, — wär' ich
Ulaler, malt' ich eine — L^rn-
plionie von grau in grau.
— Ivär' ich Oichter, schrieb auf
deine — Lselshaut ich Liebes-
lieder — hehrster Uebermensch
Gcfühle, — wie sie noch kein Dich-
ter schrieb. — Doch das Denken
raubt dem kjerzen — Geltung,
darum kennt die wahre — Liebe
nur ein echter Tsel, — der nicht
denkt, nicht malt, nicht dichtet.

G. Bretisch.
 
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