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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0092
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8-4

Bäe g g e n d o rsers humoristische Blätter.


Ich weiß nicht, schaute der ksimmel so diister drein, oder
lag es an meiner Kurzsichtigkeit. Das Tuch hatte sie endlich
nach mehrmaliger Ausforderung abgelegt. Ich konnte nun ein
senkrecht am Lrdboden stehendes Ltwas unterscheiden, an dem
mir wiederum ein besonders schwarzer Alumpen in die Augen
stach. Bei näherem Zusehen erkannte ich etwas wie Nase aus
diesem unentwirrbaren Lhaos hervorschimmern.

„Sie sind also das Ntädchen?" sragte ich ungläubig. Der
schwarze Alumpen machte eine zustimmende Bewegung, und
zugleich suhr in ihn mit vollendeter Grandezze eine thand hinein,
woraus nach einiger Zeit ein hörbares Anistern ersolgte. Da
wurde es plötzlich taghell in meiner Gehirnkammer. Das Rätsel
löste fich von selbst: der Alumpen war das hsaar der Donna.-

Lin paß

tsinreise

Lin Dampsbad

Ein dichter Aamm

Friseuse

25 Lier

2 Psund Butter
Rückfahrt

lust uot Isust Doktor sür

Ich glaube, mein vater hat
an russischen Aöchinnen verloren -

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drei visiten „ ,5.—

Summa 88.Y5
siir einige Ieit den Geschmack
- curu gruuo sulis natürlich. —

Dann kam das Mittagessen. — Meiner Neugier nicht mehr
länger kserr, hatte ich schon lange vorher einige verstohlene
Blicke in das Allerheiligste zu werfen mich erkühnt. Und da
fiel mir ein Bild in die Augen, wie man es unter Aienschen
heutzutage leider nur sehr selten zu Gesichte bekommt. Die
soziale Frage schien hier in Wahrheit ihre Lösung gefunden zu
haben — wenigstens sür ein Geschlecht — sür das sächliche.
In friedlicher Lintracht standen oder lagen umher Geschirre,
Gläser, Backtröge, Bratxsannen, jn einem Tops erblickte ich ein
Brot, das die Strümpse der Dame gnädig mit dem Mantel der
Liebe bedeckte, ein Fleischbrett, daneben ein paar Schuhe, um
den so beliebten pikant-ledernen Geschmack herzustellen, und als
geistreiches Apercu auf die heraklitische Lehre vom sleußenden All
war die Wasserleitung offen und es entströmten ihr ungeheure
INengen des köstlichen Nasscs. Aber inmitten dieses herrlichen
Idylls stand sie, die Gebieterin der sriedlich nebeneinander
schlummernden Neutra, harhäuxtig und barfüßig, mit der einen
ksand ganz kolossale Massen Teig knetend, mit der anderen in
der schon bekannten graziösen Art in ihr llsaar greisend. Nach-
dem ich aus diese Weise einen ästhetischen Vorgeschmack der
kommenden Seligkeiten erhalten, setzten wir uns zu Tische. —
Zuerst wurde Supxe aufgetragen. Gierig löffelten wir sie aus,
um uns erst nachher einig zu sein, daß Palmöl dieselben Dienste
geleistet hätte. Dann kam das Fleisch. bsätte der Gchse, von
dem es stammte, gesehen, wie hart man ihm zugesetzt, er wäre
sicherlich vor Rührung weich geworden. Da er aber nicht
Augenzeuge seiner Maltraitierung war, so mußte man zu dem
berechtigten Schlusse gelangen, er habe schon in der Steinkohlen-
xeriode sein niitzliches Leben ausgehaucht. Dann erschien als
Arone des Ganzen eine Speise. Sechsundzwanzig Lier und
zwei Pfund Butter waren zu diesem Iwecke verweudet, so daß
man sie ganz leicht in den Mund schmieren konnte. Aus natür-
licher Lhrfurcht rührten wir „das zarte, leicht verletzliche Ge-
schlecht" nicht an. Die unmittelbare Folge dieses opulenten
Diners war folgende demosthenische Rede in lakonischer Aürze von
meinem Vater an die Göttergleiche gerichtet: „Lntweder gehen Sie
sosort ins Bad, vermenschlichen Ihre Ihaarsrisur und reisen dann
unverzüglich aus meine Aosten nach ksause, oder ich zeige Sie
wegen Führung unerlaubter, Ihnen nicht zukommender Titel
an." Zusällig hatte das holde Wesen solchen Ntutterwitz aus
ihrer Wiege (die hätte ich gern gesehenl) mitbekommen, daß
sie das Angenehme und Nützliche vorzog. Nachdem sie ein
Dampsbad von 42° Id. genommen, dampfte sie neugeboren und
hochmodern frisiert in ihre kseimat ab, wo sie gewiß als achtes
tveltwunder angestaunt worden ist. Meinen vater aber hatte
der Spaß gekostet:

M,r Vorschlag flir Vildcrverkäufcr.

Ls ist eine bekannte Thatsache, daß der INensch, wenn er
gut gegessen hat, viel milder' veranlagt ist, als mit nüchternem
Magen. Von dieser Thatsache ausgehend, würden wir allen
Verkäufern vorschlagen, ihre Bilder mit Lebensmitteln, als
Schinken, Wiirstc, Wein rc. zu garnieren, damit Reflektanten,

und besser müßte dann die Portion sein, umgekehrt würde bei
einem hervorragenden Maler schon ein Regensburger Würstel
genügen.

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. L. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn sür bserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ukohr in Wien I.

Verlsg von I. F. Schrriber in München und Etzlingen.
 
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