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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0122
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U4

Meggendorfers ^urnoristische Blätter.

Aufrichiig

Aame (zu einer sich eben vorstellenden böhmischen Aöchin): „A)eNN 2l6 6lN6N ^le!)-
haber haben, können Tie mir's ganz ruhig sagen."

Röchin: „)ch kann ich auch sein ganz ruhig Gnäbdige, ich hob ich
zwa a."

Svengali.

Humoreske von Tco von Torn.

^HHie Probe war zu Ende. Die aus den ver-
schiedensten „verhältnissen" zusammen-
engagierte Lommertrupxe der Frau Direktor
Ehrlich ging auseinander — soweit nicht die im
letzten Akt unbeschäftigten Darsteller und Darsteller-
innen den muffigen Loulissenwinkeln der halbdunk-
len Bühne schon vorher entronnen waren.

„Da drinnen aber ist's fürchterlich l" citierte der
Bonvivant, ein immer noch munterer Bühnenveteran,
als er in die kleine, ins Freie führende Thüre trat
und die helle sreundliche Nittagssonne seine platte
bespiegelte.

„Gelt Schorling," weanerte 5effa kselwig, des
Saisontemxels Naive hinter ihm, indem sie ihn in
den Arm zwickte, „an prachtwetter, an wunderbares.
Gehn ma auf 'n Lugberg Nachmittag. Meinst net?"

„Nee Du," erwiderte dieser, indem er sich den
malträtierten Arm rieb und der ausrückenden kleinen
Person, welcher man ihre zwölf Bühnenjahre wirk-
lich noch nicht ansah, seine Rolle nachwars, „ich
kann mich beherrschen l" Und zu seinem Freunde
Lbert, dem Rapellmeister, rscte Klavierspieler, der
ihn eben unterhakte, ergänzte er i

„Denk Dir die hinterlistige Iöhre an. Nicht
bloß, daß sie bei dcm letzten Ausflug den ganzen
Tag iiber ihr portemonnaie vergessen hatte, ich hab'
sie nachher auch noch einen Ailometer weit fast
schleppen müssen, weil sie sich proppenfest auf einen
lNeilenstein gesetzt und ,ihren Tod erwartet' hat.
Dafür aber hat sie abends auf der Reunion sein an
der Table d'hote gegessen und dann wie blödsinnig
getanzt. — Warte Du!" drohte er Fräulein Seffa, in-
dem er seine Rolle aufhob und abermals zu einer
komisch-wilden Schleuderbewegung ausholte, „wir
steigen noch mal miteinander aus den Lugberg l Du
hinterlistige Areaturl"

Die also Geschmähte drshte sich hellauflachend
auf dem Absatz herum und setzte eben zu einer
langen Nase ein, als ihr Blick auf einen anschein-
end ganz neuen Badegast siel, welcher aus der Rur-
promenade in die das Theater umgebenden Anlagen
einbog.

Die kserrschaften vom Theater kannten jeden
Gast dieses kleinen Badeortes, gleichviel ob männ-
lich, weidlich oder sächlich. Einmal waren es nicht
viele, und dann bestand auch die vom Grasen Göden
— dem Lrbauer und Besitzer des Riusentempels —
geschaffene und geförderte Tradition einer regen
gesellschaftlichen Beziehung zwischen den Aunstbe-
flissenen und Lrholungsbediirftigen von Seltbrunn,
dieser Perle seiner ehemals landesherrlichen, neun-
zackigen Rrone.

Der Fremde kam langsam näher. Gine hoch-
gewachsene, schlanke Gestalt, die durch ihren Lylin-
der in der Gesamtlänge allein schon etwas Ueber-
natiirliches hatte. Dazu das ganze, unheimlich düstere
Erterieur: er trug einen tadellosen, aber tiefschwar-
zen Rockanzug, selbst sein Schlips, seine INanschetten-
knöpfe, ksandschuhe und Spazierstock waren schwarz.
Das Unheimlichste an ihm aber war sein Gesicht,
ein von tiefschwarzem ksaar und Bart umrahmtes,
 
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