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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 40.1900 (Nr. 471-483)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20911#0042
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Meggendorfers ^umoristische Blätter.

ihn heben und das war unmöglich. Mit einer Art kramxfhafter
Erleichterung sank er auf den Stuhl, während seine Nachbarin
hinter denselben trat. Ein dichter Areis schloß sich um die
interessante Gruppe. Fest legen sich die schlanken Lsände der
jungen Dame um den Stuhl, plastisch heben sich die schwellenden
Armmuskeln aus der Form des halbengen Aleiderärmels und

nun-- — das sür unmöglich Gehaltene ist geschehen, der

arme Assessor umklammert krmnpshaft die Rücklehne, denn er
schwebte im Nu über den Aöpsen der Anwesenden und wurde
dann mit elegantem Schwung aus den erleuchteten Tisch nieder-
gestellt. Linen Augenblick hennnte die Uebe'rraschung jeden Bei-
salh dann aber tosendes khändeklatschen, nicht endenwollendes
Bravo. Die Gesellschast wälzte sich vor Lachen. ll)ie entgeistert
stieg Ratte vom Tische, während Ritscher an sein Glas schlug,
und Stille entstand.

„Werte Lserrschaften," begann der Schalk, „einige Verehrer
der holden lVeiblichkeit hatten sich verschworen, unsern Freund
Ratte sür seine Bemerkungen über das schwache Geschlecht zu
'bestrasen. Ich glaube, es ist gelungen, und damit hat der Scherz
ein Ende. 5ein Unterliegen war trotzdem ein ehrenvolles, denn
seine Gegnerin ist . . ." hier horchte selbst Ratte aus, „ist Fräu-
lein Llli Iurak, die berühmte Athletin des Zchkus Busch, der zur
Zeit in unserer Nachbarstadt Norstellungen gibt, und die ich zu
diesem Scherze qewann." Lrneuter
Beifalll

Da war auch Ratte besriedigt und
zahlte gerne seine wette. Nom „schwa-
chen Geschlecht" aber sprach er nicht
mehr, besonders da er auch noch nach
seiner bseirat manches pröbchen von
der Stärke desselben erhalten haben soll.

Zeitgeinaßcr.

Lankier (zum Schnorrer): „Nun ver-
lassen Sie aber das Lomptoir, sonst
zeige ich Ihnen wo der Zimmermann
den §ist gemacht hatl"

Die Königin.

^ aß meine Rönigin dich nennen — —!

Und schmückt dich auch kein Ldelstein —

Du sollst mir „Rönigin des Lserzens"

Und ich dein ganzer „bsosstaat" sein. —

Ich will dir gern' die Schleppe tragen —

Als „Edelknabe" — sromm und gut —

Als „Mundschenk" süll' üch dir den Becher —

Uut wundersüßem Rebenblut. —

„Schatzmeister" — o — da sollst du staunen —
lVie trcu ich hüte meinen Schatz —

Rein anderer — das kann ich schwören —

Soll besser füllen seinen jAatz. —

verlangt es dich nach Minneliedern —
bsalt' ich vor deinem Erker an —

Ich singe dir als „Ninnesänger" —

So lieblich und — so gut ich kann. —

So will ich — „Aönigin" — dir dienen —

Zn treuer Liebe bis zum Grab —

Und alle Aemter wohl besorgen —

Nur — deinen — „Narr'n" — geb' ich nicht ab. —

Ernst Stans

Haupt- mrd Nebcufache.

„Mas hat der Reserveleutnant
Schulze eigentlich sür einen Beruf?"
„Nebenbei ist er noch Assessor."

Ännonce.

Max, kehre zurück zu Deiner tief-
betrübten, verzweifelten Frau; es ist
Uir alles verziehen I

j). S. Bitte, schicke mir von Deinem
Ausenthaltsorte eine Ansichtskarte.

Zrmner ^erstreut.

Damei „Die Schwalben ziehen auch
schon sort, therr jdrofessor."

„kjm, hm, schade, aber Sie werden
doch mit ihnen im Briefwechsel
bleiben."

Unter Dienstmädchen.

— „lVie wird denn bei euch gekocht?^

— „Gut bürgerlich; und bei euch?"

— „Ach, schlecht adeligl"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Mesterreich-Ungarn sür kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in !Vien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München nnd Etzlingen.
 
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