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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 40.1900 (Nr. 471-483)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20911#0100
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92

Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

Bedenken.

die Aüchc zeigend): . und hiibsch

ruhiq ist's hicr auch; durch die
Doppelfeustcr dringt kein Tonl"
Dienstinädchen: „Aber Madaiue, wenn nun
mil plötzlich Alarm geblasen wird?"

E DraMcht.

eer ist's hinter sciner Ttirne
'To Ivie in eincr Glühlichtbirne;
Dennoch schimpftnianihncherrRatü
A?ard es licht in seineiu ,chirne*?
Ia, genau wie in der Birnc;

! Aenn das ,Liäch kain durch den —
,IAahtü Kiesler.

Vom Kasernenbof.

Anterosfizi er: „Ra INcier,
N'ie inachen ja eine Iaininervisage
wic das trojanische j?serd, als es
statt chafer ein Bataillon
Gricchen in den Leib kriegte!"

Anr bänsllchen hsterd.

A.: „!?o, deine chrau tritt ösfentlich
gar nicht mehr auf?"

„Nein, bloß zu chause spielt sie
noch Aoinödie!"

Bariante.

in Dichterling liegt cinsain
Iu Lsausc ain Aanapce.
Tr schluinmert; seine Züge
Berratcn tieses weh.

Tr träuint von einem sdapierkorb,
Aer drüben iin Ba'fernland
Gähnend die Berse verschlungen,
Die gestern er abgesandt.

A. Sch.

Iir viiro

err chleckeles, ein sehr wohlhabender, aber dabei als
äußerst geizig bekannter cherr, hatte unter seinen
wenigen intimeren Bekannten einen Aelleriueister, cherrn
chämmerle, mit dem er auch wirklich aus freundschaft-
lichem chuße stand. Ieden Morgen jdunkt neun Uhr machte
cherr chleckeles seinen gewohnten chrühspaziergang und so tras
es sich des öfteren, daß cherr chämmerle gerade damit beschäs-
tigt war, mit seinen Leuten chässer hinabzuschroten, wcnn cherr
Fleckeles vorbeiging. Eines Tages bot sich nun die Gclegcnheit,
daß cherr Fleckeles seinen chreund chämmerle wiederum bei dcr
Arbeit sand, und redete er den Meister denn auch mit solgenden
Worten an: „ksören Se, kserr chämmerle, wäre es denn nicht
auch einmal bei unserer treuen chreundschast möglich, so 'n
guten alten, aber 'n wirklich guten Tropsen auf die Zunge zu
bekommen? Deuken ^e doch mal dran." — cherr chämmerle, gern
zu Ulk aufgelegt, versprach denn auch seinem chreund chleckeles,
daß er nicht ermangeln würde, ihn bei günstiger Gelegenheit
daraus ausmerksam zu machen, ja, er deutete ihm an, daß in
aller Rürze, in höchstens zwei oder drei Tagen, eine Bendung
ganz alter Rüdesheimer abgefüllt würde, und so was käme
äußerst selten vor. Nun sührte die betresfende Uleinhandlung
außer ihren anerkannt vorzüglichen lVeinen, als 5xecialität
„jdrovencer Glivenöl", und hiermit dachte cherr lsämmerle seinen
Freund Fleckeles gründlich hereinzulegen. Tinige Tage waren

vorilus!

verstrichen, und nun dachte Fleckeles, du mußt doch mal !säm-
merle wicder aussuchen.

Mb er denn nun diesmal lVort hält. Tr steuert nun direkt
auf den Reller los, wo er denn auch Freund lhämmerle bei der
Zlrbeit sindet: „Nal das sreut mich," rust lsämmerle, „Sie haben
aber eine seine Nase; nun wollen wir aber auch mal sehen, wie
es mit der IVeinzunge steht. Rommen Sie vorwärts, ganz
dort hinten in der Tcke steht das kostbare chaß noch unberührt
aufgesattelt." (chier lagerte nämlich das jdrovencer Gel).

Fleckeles, dem das lVasser schon im kNunde zusammenlies
bei dem Gedanken, aus solch billige Art einen köstlichen Tropfen
zu crwischen, konnte denn auch nicht schnell genug ja sagen.
Das ungewohnte Licht und der lVeindunst im Aeller machten
ihn zwar zuerst stutzig, aber die Neugierde blieb dennoch 5ieger.
An dem bewußten chäßchen angekommen, süllte lherr Lsäminerle
ein Glas mit goldgelber chlüssigkeit, welches er mit einem kräf-
tigen „Prosit" Fleckeles überreichte. Dieser hält das Glas gegen
das Licht, riecht daran, trinkt einen kleinen Schluck, trinkt wie-
der und trinkt zum drittenmal, diesmal bis aus die Nagelprobe,
ohne auch nur eine Niene zu verziehen. Der Aellermeister
verbeißt nur schwer das Lachen, xlatzt aber völlig heraus, als ihm
Fleckeles das leere Glas mit den worten zurückgibt: „Besten
Dank, lieber Rellermeister, ein seiner lVein, ein guter, großartiger
lVein; aber sür unser Art Leut', doch e bißchen zu settl"

W. O. Wecker.
 
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