Aleggendorfers Humoristische Blätter.
U8
mei erschtes un wahrscheinlich ooch eenziges Gedicht von
Stapel^ Es hieß so:
Auf'n Borschberg sitze ich
Un ich denke recht an dich,
Liebe Lenel
Lsätt' ich dich jetzt neben mir
Bei en Gläschen Zuckerbier,
Das wär bene l
Doch das Schicksal schenkt, weeß Knexxchen
Niemals nich ganz voll de Depxchen —
's is gemeenel
Großartig, was? N)ie gesagt, so was hätt' ich m'r selber
im Leben nich zugetraut . . .
Nu kamen noch etliche andre Bekannte und Berwandte an
de Reihe. Daderbei wurde nadierlich nich bloß der Federhalter,
sondern ooch de Aehle mit der needhigen Flissigkeet versehen,
un wie ich endlich an meine Braut schreiben wollte, da hatt'
ich dermaßen den Datterich, daß ich den kleenen Schitze engagieren
mußte, damit sich Baulinchen nich etwa iber meine zittrigen
Rrakelfieße ärgern sollte. M'r machten's kurz: „Gruß vom
Borschberge" stand ja vorgedruckt; mei Nothelfer schrieb d'rzu:
„Weiteres folgt — Gottlieb" — bums, fertigl
Weiteres folgte ooch — aber vorerscht nich von meiner
Seite. Ich hatte die nächsten Dage im Geschäft ge- !
heerig zu dhun, d'rzu ä bar wicht'ge Vereinssitzungen, '
kurz un gut, ich kam nich so weit, meiner Bauline zu
schreiben oder se zu besuchen — bis nach Froschootte
'naus is es ja ene kleene weltreese. Nu denken Se
sich meinen Schreck: krieg' ich da Mittwoch srieh ä kleenes
Baketel mit d'r Bost, eingeschrieben noch d'rzu, nu was
is drinne? Neiner Rleenen ihr Verlobungsring un ä
halber Briefbogen mit Fettflecke un ausgewischter Schrist
— mir standen de kfaare zu Berge, als ich 'n las:
„N)enn Sie die andre besser gesallen dhut, dann
nimm (das „nimm" war durchgestrichen, aber dicke) neh-
men Se se sich nur; ich gräme mich nich um N)indbeitell"
bseil'ger Birnbaum, was sollt' ich nu dadraus machen?
So was is doch zum Stieselauszieh en I Ich wußte ja
garnischt von ener „andern."
Na, ich ließ Geschäst Geschäft sein, setzte mich uff
de elektrische Ferdebahn un denn uff Schustersch Rapxen
un gondelte schleinigst 'naus nach Lotte. N)ie ich an
ihrer Dhiere kloppe, macht m'r de kleene Schwester uff
un steckt, da se mich sieht, ganz bedäppert den Finger
in den Nlund. „Meine Schwester is — is nich — nee,
se is nich zu sprechen". — „Mach nur keene Mährde,
Liesel l" sag' ich un schieb' se eesach bei Seite und rin
in de gute Stube.
Da tritt se m'r selber entgegen, mit ä bar Gogen,
funklig wie Lokemodivenladernen un ringsrum rot ge-
weent, un schnaubt mich an: „Mein kserr, ich ersuche
Sie, sofort das bsaus zu verlassenl!"
Nanu wurde m'rsch aber bald zu bunt. „Bauline,"
sagt ich „von den ganzen Alumbatsch versteh' ich keene
Silbe, un wenn d'r was gegen den Strich gegangen is,
hier stehe ich un kann Rechenschast geben iber alles — ich
bin nich derjenigte, sor welchen du mich zu halten scheinft."
Ietzt wurde se weech wie Butter in der Sonne.
„Sie, — du — du liebst mich nich mehr; du liebst
die Lene Rnickerling!" schluchzte se.
Ich war baff. „Aber Bauline I Das mißtest de mir erschl
beweisen und das kannst de nich."
Da legte se die unglicksel'ge Aarte vom Borschberg uff
den Disch un guckte mich traurig an. „ksier, zwee N)orte
schreibst de mir, und nich mal eegenhändig, un d'r Lene —
se war am Mondag zufällig hier un zeigte m'r deine Aarte,
iber die se sich sehr gesreit hatte — der schreibst de ä ganzes
Gedicht un was fier eens! Un denkst du vielleicht, ich verstehe
keene Briefmarkensxrache I Lsier, wie die uff meiner Rarte quer-
lätsch sitzt, das heeßt ungefähr: von dir mag ich nischt mehr
wiffen! un bei der andern sagte se: ich liebe dichl"
Da hatt' ich den Salat! kför'n Se, das war ä schweres
Stick Arbeet, die Lisersicht'ge zu iberzeigen, daß alles bloß ä
dummer Zufall war, un meinen Rater mußt' ich'r doch ooch
berichten un wer weeß was alles fier de Zukunst versprechen
in bunkto Bier- und Nadurgenuß, was ich in meinem Leben
nich halten kann. Un wer weeß, ob die Sache wieder ins Lot
gekommen wäre, wenn ich nich so gut reden und — kissen kennte.
Za, ja, kleene Ursachen, große Wirkungenl"
..Gewichtiger" Äuftrag.
Maler: „womit kann ich dienen, Lferr Rommisfionsrat?"
protz (drei Lentner schwer): „wersen Se mer auf die Leinwand!
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck vonI. Z. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag Vvn I. F. Schrriber in München und Etzlingen
U8
mei erschtes un wahrscheinlich ooch eenziges Gedicht von
Stapel^ Es hieß so:
Auf'n Borschberg sitze ich
Un ich denke recht an dich,
Liebe Lenel
Lsätt' ich dich jetzt neben mir
Bei en Gläschen Zuckerbier,
Das wär bene l
Doch das Schicksal schenkt, weeß Knexxchen
Niemals nich ganz voll de Depxchen —
's is gemeenel
Großartig, was? N)ie gesagt, so was hätt' ich m'r selber
im Leben nich zugetraut . . .
Nu kamen noch etliche andre Bekannte und Berwandte an
de Reihe. Daderbei wurde nadierlich nich bloß der Federhalter,
sondern ooch de Aehle mit der needhigen Flissigkeet versehen,
un wie ich endlich an meine Braut schreiben wollte, da hatt'
ich dermaßen den Datterich, daß ich den kleenen Schitze engagieren
mußte, damit sich Baulinchen nich etwa iber meine zittrigen
Rrakelfieße ärgern sollte. M'r machten's kurz: „Gruß vom
Borschberge" stand ja vorgedruckt; mei Nothelfer schrieb d'rzu:
„Weiteres folgt — Gottlieb" — bums, fertigl
Weiteres folgte ooch — aber vorerscht nich von meiner
Seite. Ich hatte die nächsten Dage im Geschäft ge- !
heerig zu dhun, d'rzu ä bar wicht'ge Vereinssitzungen, '
kurz un gut, ich kam nich so weit, meiner Bauline zu
schreiben oder se zu besuchen — bis nach Froschootte
'naus is es ja ene kleene weltreese. Nu denken Se
sich meinen Schreck: krieg' ich da Mittwoch srieh ä kleenes
Baketel mit d'r Bost, eingeschrieben noch d'rzu, nu was
is drinne? Neiner Rleenen ihr Verlobungsring un ä
halber Briefbogen mit Fettflecke un ausgewischter Schrist
— mir standen de kfaare zu Berge, als ich 'n las:
„N)enn Sie die andre besser gesallen dhut, dann
nimm (das „nimm" war durchgestrichen, aber dicke) neh-
men Se se sich nur; ich gräme mich nich um N)indbeitell"
bseil'ger Birnbaum, was sollt' ich nu dadraus machen?
So was is doch zum Stieselauszieh en I Ich wußte ja
garnischt von ener „andern."
Na, ich ließ Geschäst Geschäft sein, setzte mich uff
de elektrische Ferdebahn un denn uff Schustersch Rapxen
un gondelte schleinigst 'naus nach Lotte. N)ie ich an
ihrer Dhiere kloppe, macht m'r de kleene Schwester uff
un steckt, da se mich sieht, ganz bedäppert den Finger
in den Nlund. „Meine Schwester is — is nich — nee,
se is nich zu sprechen". — „Mach nur keene Mährde,
Liesel l" sag' ich un schieb' se eesach bei Seite und rin
in de gute Stube.
Da tritt se m'r selber entgegen, mit ä bar Gogen,
funklig wie Lokemodivenladernen un ringsrum rot ge-
weent, un schnaubt mich an: „Mein kserr, ich ersuche
Sie, sofort das bsaus zu verlassenl!"
Nanu wurde m'rsch aber bald zu bunt. „Bauline,"
sagt ich „von den ganzen Alumbatsch versteh' ich keene
Silbe, un wenn d'r was gegen den Strich gegangen is,
hier stehe ich un kann Rechenschast geben iber alles — ich
bin nich derjenigte, sor welchen du mich zu halten scheinft."
Ietzt wurde se weech wie Butter in der Sonne.
„Sie, — du — du liebst mich nich mehr; du liebst
die Lene Rnickerling!" schluchzte se.
Ich war baff. „Aber Bauline I Das mißtest de mir erschl
beweisen und das kannst de nich."
Da legte se die unglicksel'ge Aarte vom Borschberg uff
den Disch un guckte mich traurig an. „ksier, zwee N)orte
schreibst de mir, und nich mal eegenhändig, un d'r Lene —
se war am Mondag zufällig hier un zeigte m'r deine Aarte,
iber die se sich sehr gesreit hatte — der schreibst de ä ganzes
Gedicht un was fier eens! Un denkst du vielleicht, ich verstehe
keene Briefmarkensxrache I Lsier, wie die uff meiner Rarte quer-
lätsch sitzt, das heeßt ungefähr: von dir mag ich nischt mehr
wiffen! un bei der andern sagte se: ich liebe dichl"
Da hatt' ich den Salat! kför'n Se, das war ä schweres
Stick Arbeet, die Lisersicht'ge zu iberzeigen, daß alles bloß ä
dummer Zufall war, un meinen Rater mußt' ich'r doch ooch
berichten un wer weeß was alles fier de Zukunst versprechen
in bunkto Bier- und Nadurgenuß, was ich in meinem Leben
nich halten kann. Un wer weeß, ob die Sache wieder ins Lot
gekommen wäre, wenn ich nich so gut reden und — kissen kennte.
Za, ja, kleene Ursachen, große Wirkungenl"
..Gewichtiger" Äuftrag.
Maler: „womit kann ich dienen, Lferr Rommisfionsrat?"
protz (drei Lentner schwer): „wersen Se mer auf die Leinwand!
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck vonI. Z. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag Vvn I. F. Schrriber in München und Etzlingen