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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 40.1900 (Nr. 471-483)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20911#0135
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INeggendorfers Humoristische Blätter.

s25

1. 5chauspieler: „Bei sener 5tellc, lserr Kollega, bei welcher ich ausrufe: ,lsa l Ich habe einen Gedanken sasse ich un-

willkürlich mil der Rechten nach der Stirne, gleichsam als ob ich damit sagen wollte . . .

2. Schauspieler (rasch ergänzend): „. . . . durch diese hohle Gasse muß er konunen!"


Ier Bursche geht lieber ins Beinhans, um einen erfrorenen Land-
streicher zu bewachen, als in einer theiratsangelegenheit in den
jdsarrhof. Der Bater machte nun dem chridli cine gar sinnig ausge-
dachte Anrede und sagte dann: „Wenn du die Anna lieb hast, wirst
du das andere zusammenbringen." — Am Sonntag nach der Besper
wagte Fridli den schweren Gang. Der jdfarrherr war ein ver-
ständiger Mann. Als Fridli seines Vaters seine Anrede mit
„sittigem" Augenniederschlagen begann und dann von der Liebe
angezündet endlich auskramte, was ihn so drückte, da lächelte dcr
verständige psarrherr und sprach halb sür sich: „Aeiner verarge
dem andern, was nun einmal bei allen passieren kaun; macht
doch die Liebe den Nleisen zum Narren und gcrade den weise-
sten ködert dieses zaxpelnde Lockfischlein, das beim Tölpel macht-
los ist: das ist der wonnige 5chein der 5chönheit. — chridli,
Fridli! kvas du mir da erzählt hast, habe ich dir und der 2lnna
schon lange angesehen. Doch die Eltern sind dainit zusrieden,
ihr beide seid immer brav gewesen — so bleibt mir da am Ende
nichts anderes übrig, als den Segen euch zu geben und zu sagen:
nehmet einander und lebet glücklich! Doch muß ich dir sagen,
was bci jdaulus geschrieben steht: heiraten ist gut, ledig
bleiben abcr — ist besser. Denk ein wenig darüber nach; man
soll nicht in den Ehestand waten, wie die Enten in den weiher."

!vas da der jdsarrherr gesagt hatte, das glaubte ja Fridli
schon, aber er wollte einmal heiraten. Uin dem jdsarrherrn
gegeniiber nicht ungehorsam zu sein, dachte er so: „viel denkcn

macht Aopsweh. Drum mach' ich es kurz und bündig und gehe
zum St. Anua Rirchlein hinauf wallfahren; was mir dort in
den 5inn kommt, das thue ich. Ich glaub', ich' „hiirota" doch."

Und so wanderte Fridli an eincm schönen Ulorgcn hinauf
zuin Uirchlein, wo ihin Ularheit werden sollte. Der Nosen-
kränze vier hatte er schon gebetet, doch der Geist war noch nicht
über ihn gekominen. Er betete weiter. Bcim fünften Rosen-
kranze nickte er öftcrs mit dem lsauxte und endlich schlummerte
cr ein. Da nahte der Augenblick, der dem denkenden Bräutiqam
Ularheit bringen sollte; es ging schon gegen Ulittag und wurde
recht warm. !vas ein tiefsinniges Grübeln uicht ausbrüten kann,
bringt oft der Augenblick gar wunderlich zur Reise. 5o geschah es.

Ls tricb ein Bäuerlein seine rote Uuh die lsalde hinaus.
Derweil nun die 5onne recht warm machte, bekam die Rote
chitzen und langsam, immer langsamer ging es dem Uirchlein
entgegen. Da ain Uirchlein vorbei riß doch endlich dem Bauern
der Geduldsaden, wuchtig hieb er aus die Uuh und schrie: „lsü
Rote, hü Rote!" Bäuerlein und Ruh verschwandcn im raschcn
Tempo im lvalde. Drinncn im Airchlcin aber fuhr der Schläfer
auf, rieb die Augen, rieb die Stirne: „lsab' ich recht gehört?
,ljürota^ hat's geschrieen und wieder chürota? Ganz deutlich
hab' ich es gehört, bin ja darob aufgewacht. Das war ein
lvink von oben!" Fridli dankte nun der „heiligcn 5ankt
Anna" mit eincr gründlichcn lserzensfreude, ging dann nach
lsause und an „Lninmcr-Iohanni hürotete" er seine Anna.
 
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