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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 40.1900 (Nr. 471-483)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20911#0136
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Meggendorfers !)umoristische Blätter.


HHlin-

„Graf Ldgardo, Graf Edgardo,

Laßt das Freien, Lsochverehrter,

6abt kein Glück inehr bei den Dainen,
Ülerdet iminer unbegehrter.

Lure Glatze, Eure Zähne,

Euer tsabitus und alles —,

Ach, verzeiht inir, daß ich's sage —
tVelche Zeichen des öerfalles I

Schwören möcht' ich, daß kein Mädchen,
Und wenn's selbst Eulalia hieße,

In Luropa u. s. w.

5ich von Euch noch lieben ließe.

Nichts inehr seid Ihr nun aus Lrden,
Geldlos inüßt Ihr weiter wandern
Und ich fleh', laßt als ,partie* Luch
Inskribieren bei 'ner andern . . .

tVas für Luch ich für Annoncen
Schon riskiert, macht, daß ich weine;
Aber acceptieren, seht Ihr,

N)ill Euch keine — keine — — keinel"

Also jammert gssidora,

Fuchtelnd mit den beiden bsänden,

Ulit dem chreicr, der nichts eintrug,

Den Geschäftsverkehr zu enden.

Sehr erstaunt sprach drauf Ldgardo :

„Gilt denn nichts mehr alter Adel?

Das ,Drum-und-dranf das nimmt in Rauf doch
Ueberall ein vernünftig Madel!

Gräfin I heißt das nichts geboten?
lVas geniert sie da mein Dalles —
5ie wird Gräfin, das ersetzt doch,
Denk' ich, alles — alles — — alles I

„Gott gerechterl Freilich zieht noch
Heut' der Adel bei den Damen,

Doch nicht s o mehr wie vor Zeiten,
Als für bar sie alles nahmen . . .

Alles nahmen, was da herkam
UUt fünf, sieb'n und noch mehr Zackenl
Anspruchsvoller sind sie heute —
Gold'ne Nüsse muß man knacken . . .

- ftzw.üüwqq-

ur wcr adelig und — jung ist
chat das jdrädikat ,geeigner' —

,GehU noch —: bseiratsmarkt ,in Adel^
Ist bedeutend überzeichnet!"

Der Wecker.

s war an einem scheußlich stumpfsinnigen Iuli-Nachmittag
in der Universitätsstadt F. Ls regnete seit drei Tagen Bind-
saden und die drei Verbindnngsbrüder, die trübselig in der
Bude um den Tisch beisammen saßen, besanden sich in einer
dem Udetter genau entsxrechenden 5timmung. Die beiden ge-
meinschaftlichen Budeninhaber, Lösfler und Recher, qualmten
dicke wolken aus ihren Touleurxseisen, der andere, Vollbaum,
zog verdrießlich an seiner halberloschenen Tigarre. Aus dem
Tisch lagen und standen in malerischer Unordnung durcheinander-

geworfene Aarten, — selbst zum 5katsxielen war den dreien
die Laune vergangen, — Asche, volle, halb und ganz geleerte
Bierflaschen, dito Biergläser, eine umgestürzte Aschenschale, die
ihren Inhalt mit verschüttetem Biere mischte, und einige der
schmutzigen Rartenblätter mitleidig verdeckte. Sonst sah die
Bude aus, wie eine Ltudentenbude immer aussieht: ein nüch-
terner 5chreibtisch, ein 5oxha, ein Schrank, nicht allzuviele und
nicht immer ganze Stühle, vor allem an den Mänden eine
Menge Ntützen, Bänder, Farbenschilder u. s. w. An der lVand,
 
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