Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 40.1900 (Nr. 471-483)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20911#0147
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INeggendorfers t)umoristische Btätter.

s37

worden wäre. Aber Dornfeld war verstimmt.
Rochmals ließ er den Blick durch die Ieilen
gleiten:

„.und wie freue ich mich, liebster

Rarl, wenn ich dann, so recht als dein lveibchen,
selbst am Küchenherde stehen werde. N)ie die
Aerzte versichern, ift eine streng gesundheitliche
Diät die erste Bedingung zur völligen Genesung
und es ist genugsam bekannt, daß in dieser
lsinsicht bezahlte Aöchinnen zahllose Sünden
unter erkünsteltem wohlgeschmacke verdecken

Schließlich kam ein die letzte Nlode und die
hohen Rurpreise ftreifendes Postskriptum. „Diesen
Aerzten hänge ich einen Prozeß an den ksals!"
brummte Dornfeld. Früher als gewöhnlich ver-
ließ er den Schreibtisch und lenkte zur Schenke,
um beim Frühschoppen Ausheiterung zu suchen.

„Guten Morgen, kserr Rechtsanwalt I" grüßte
es neben ihm. Richtig, das war Lina, derzeit
Lrköchin seines Lsauses. Unwillkürlich hemmte
er den Schritt.

„Lina," entschuldigte er sich, „was ist denn
der eigentliche Grund Ihrer chahnenftucht?"

„Der Lserr Rechtsanwalt sollen es vorziehen,
sür die Zeit des Alleinseins im Gasthause zu
speisen," antwortete das nicht unschöne Mädchen
erstaunt.

Das war Dornseld neu. Der Strohwitwer er-
suchte die ehemalige Aüchenkönigin, sich im Falle
einer Miederberusung nicht ablehnend verhalten
zu wollen und erhielt eine sreudige Zusage.

Nan konnte Lina füglich hübsch nennen.
Der Iurist überlegte im lVeiterschreiten.

Sollte ... — aber nein! Dazu kannte er
seine Frau zu genau. Die Abreise trug einzig
allein die Schuld.

Aber wie anstellen, daß Lina — eine kleine
Rünstlerin — wieder ihrem Nachtbereiche zurück-
gegeben würde l

Dornseld trat durch die Doppelglasthüre und
ließ sich an einem Ecktischchen nieder. Seine
kleine Mara würde sich nnnmer dazu verstehen,
die Ründigung aufzuheben. Ls wohnte etwas
wie Eigensinn unter ihren Goldstechten. Und
Lina sollte zurück, und wenn die Thatsache an
den Lsaaren herbeigezogen werden müßte.

Da kam sein Stammglas an.

An den Lsaarenl Ein Gedanke, ein ganzer
plan blitzte ihm aus, und aus das gute Gelingen
trank er ein zweites Glas. Es war ein Ramps ums
Brot, wenigstens um ein genießbares, wie er
sich im Stillen eingestand.

„lvieder von der Gnädigen," sagte Anton
zu stch selber, als er den jdoststemxel ,Merarll
las und legte den Brief aus den Schreibtisch.

„wird keine Lile haben," urteilte er, „höch-
ftens, daß die Rüsse auskühlen."

Daraus zündete er sich stillvergnügt eine von
des cherrn chavanna an und that sich im
Schaukelstuhle gütlich.

lver konnte auch wissen, daß die Gnädige
in dem Briese ihr wiedereintresfen sür diese
Stunde anberaumt hatte. Draußen klingelte es.

Mlberrstreiche.

l

^ ^ ^ ^ l ^

L
 
Annotationen