AI e g g e n d o rf e r s H u in o r i sl i s ch e Biätter.
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Vertockend.
Zucklen' nicht die Lachmuskeln in seinem Gesichte? Uu-
mensch!
Mit neuerlichen Thränen, die ihre heißen wangen entlang
rollten, quittierte Nara die Rohheit. Verschleiert und doch
leidenschaftlich klang ihre Stimme:
„Mich verlangt hinaus, uur fort von hier, von dir, herz-
loser Verräterl"
„Aber liebfte Nara, laß mich doch zu Worte kommen!"
bat er, von ihrer tragischen Größe erschüttert. Sie preßte das
Taschentuch an die Augen.
„G, ich habe es längst geahnt," begann sie von neuem.
„Am Vortage meiner Abreise hörte ich zufällig in der Rüche
sprechen: wirklich zum verlieben, Linal"
„Also dochl" dachte Dornfeld und erinnerte sich an die
seiner Zeit am Mege zum Frühschoppen ersolgte Begegnung mit
der Aüchenfee.
„Aber liebstes Aind, das galt doch nicht Lina, sondern
ihrer Kunst l" verteidigte er sich.
„Mag sein," entgegnete Mara. „Ich entsinne mich, daß wir
an dem Tage eiue deiuer Leibspeisen hatten." 5ie konnte leicht
aus diesen j)unkt verzichten, hatte sie doch gewichtiges Beweis-
material an den Locken. Wieder brachte sie ihm die Zeugnisse
seiner Treulosigkeit vor Augen.
„Und von wem sind diese Locken? U?as bedeuten die zärr-
lich eingeritzten Buchstaben?"
5ie hielt ihm das Medaillon R. O. vor das Gesicht.
„Roter Gchse," gab er kurz zur Antwort.
Nara war starr. Ietzt kam das zweite an die Reihe.
Sie wollte seine ganze Frechheit kennen lernen.
„weißes Lamm," erklärte er beim Anblicke der pechschwarzen
Locke ganz unbefangen.
Nara hatte die Sprache wiedergesunden: „Da ist dir wohl
die Rolle des lvolfs zu teil geworden."
Die strohblonden Lsaare belegte er schließlich mit der Be-
zeichnung „brauner Bär."
Nein, der Spott war zu viel.
„Dunkle Nußflechten von einem roteu Ochsen, rabenschwarze
lhaare von einem weißen Lamme und ein schmutziggelber 5trähn
von einem braunen Bären," summierte Frau Rechtsanwalt.
„Deine Frechheit ist beinahe noch größer als deine Schlechtigkeit.
Nicht eine Minute bleibe ich länger. Aber vorher will ich
deine zoologischen Raritäten mit richtigen Namen belegen. —
N)enn ich nun hier Rosa Glbers uud hier tvanda Lang lese?!"
sragte sie schneidend. Da klopfte es und schon drehte sich die
Thüre in den Angeln. Der Lingetretene verbeugte sich über-
rascht vor Frau Dornfeld.
HbonnemLnt-Einladung ans die Weggendorfer Dlätter.
Mtk nächster Nummrr brginnk rin nrurs Nuurkal (4l. Kand) und rrsuchrn wir unserr vrrrhrlichrn
Abonnrnkrn ihrr Vestrllungrn sosork zu rrnrurrn, dsmik in drr rrgrlmähigrn Zusrndung krinr Vrrchgrrung
rinkrikk. — Prris xro Nusrkal (13 Dummrrn) Mk. 3.—., bri nllrn Vuch- und Kunsthnndlungen, Zriiungs-
Lxxrdikionrn und Postämkrrn.
Kri direkter Zusendung untrr Keeuzband: In Drukschland 3 Mk. 25 Psg-, in Oestrrrrich-Nngarn
inkl. Skrmxrl Kr. 4.40, ohnr Skemprl Ar. 4.—, ins Rusland 4 Frnnrs 50 Cks. — Lin;rlnr Nummrr 30 Pfrnnig.
München, Etzlingen^ Wien I.,
GkpMlM lier MeUeiitllllstr Kliitler.
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Mit neuerlichen Thränen, die ihre heißen wangen entlang
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„Aber liebfte Nara, laß mich doch zu Worte kommen!"
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Taschentuch an die Augen.
„G, ich habe es längst geahnt," begann sie von neuem.
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der Aüchenfee.
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lich eingeritzten Buchstaben?"
5ie hielt ihm das Medaillon R. O. vor das Gesicht.
„Roter Gchse," gab er kurz zur Antwort.
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Sie wollte seine ganze Frechheit kennen lernen.
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Locke ganz unbefangen.
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zeichnung „brauner Bär."
Nein, der Spott war zu viel.
„Dunkle Nußflechten von einem roteu Ochsen, rabenschwarze
lhaare von einem weißen Lamme und ein schmutziggelber 5trähn
von einem braunen Bären," summierte Frau Rechtsanwalt.
„Deine Frechheit ist beinahe noch größer als deine Schlechtigkeit.
Nicht eine Minute bleibe ich länger. Aber vorher will ich
deine zoologischen Raritäten mit richtigen Namen belegen. —
N)enn ich nun hier Rosa Glbers uud hier tvanda Lang lese?!"
sragte sie schneidend. Da klopfte es und schon drehte sich die
Thüre in den Angeln. Der Lingetretene verbeugte sich über-
rascht vor Frau Dornfeld.
HbonnemLnt-Einladung ans die Weggendorfer Dlätter.
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München, Etzlingen^ Wien I.,
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