Aleggendorfers humoristische Blätter.
2l
Linem Genie treten sofort hundert
Nachahmer in die Fußstapfen; sie
stolxern aber dabei.
Der große Ehrgeiz liegt in unserer
5eele, der kleine wird durch die Lrsolge
unserer Freunde erregt.
2ehr oft wiirde man ein Ziel mühelos
erreichen, wenn es einem nicht als Iiel
vorschwebte.
Wer ans Iiel getragen wird, dars
aus seine eigenen Füße nicht stolz sein.
Der Parvenu freut sich seines Glückes
nur, weil er es — zeigen kann.
Weltklug sein, heißt klug sein —
fur sich selbst.
Die Gliicklichsten sind die, die sremde
Lreuden zu dcn ihrigen machen können.
A. E.
Äeöankensplilter.
lvie viele Menschen werden kleiner,
wenn du sie von der Nähe betrachtest l
Mancher läßt im Ungliick den lloxf
nur hängen, aber im Glück verliert er
ihn wirklich. W.
* *
Am häufigsten verbrennen sich die
Menschen den Ringfinger!
vom Glücke erhalten oft Schafe
den Löwenanteill
Nur bci ganzen Männern geht dic
Freundschaft nicht in die Brüchel
Mancher Mensch wird zum Selbst-
mordkandidaten, weil er dic prüf-
ungen des Lebens nicht bestandl
Aein Faden reißt so leicht wie der
— der llnterhaltung. vr. B.
Abhärtung des Gefühls ist ebenso nötig,
wie die des Uörxers.
Bft ist gexries'ner lvohlthat Aern —
Die Sucht nach einem Vrdensstern.
Mancher hält das für Delikatesse, was
dem andern — lvurst ist.
Ls gäbe viel weniger böse Mäuler,
wenn es weniger böse Ghren gäbe.
'Sch.-P.
Des „Stammtischs" liebstes Gericht
ist — „aufgewärmter Aohl".
Die Menschen studieren heißt sich
immer mehr kennen lernen.
Lin glücklicher Zufall hilft oft weiter
als der beste Linfall. E. H.
Das Hufeisen.
Humoreske von Paul Siegel.
^ ^ ach heißen Sommertagen geht es sich so schön sxät am
^ Abend, eine ,ksolländer' im Mundc, den ksut in der
^ ksand, ein wenig im Tiergarten sxazieren. Dort thut
es wohl, nicht mehr das Gerassel der lvagen zu hören, nicht
mehr die staubige Atmosxhäre der Straßen atmen zu müssen.
Auch die alten knorrigen Bäume scheinen es zu fühlcn; bei den
seltenen lvindftößen geht ein Rauschen und Rasseln durch ihre
Zweige, als ob auch sie zur Lrholung einmal aus voller Brust
aufatmen müßten. Und ich folge ihrem Bcisxicl, recke und strccke
mich, fahre wohl auch zuweilen etwas übermütig mit meinem
Stocke durch die Sträucher und freue mich am R^rieaer
Blätter. Aufgeschreckt dadurch hält wohl einmalc
aus einer versteckten B-nk mit seinen eindr.ngl,ch-n
erklärungcn zu seiner Braut inne, aber nur für kurze Zeit;
bald geht er mit erneutem Lifer in das Gesecht, höchstens, daß
er noch mitleidig die Achseln über den einsamen lvanderer zuckt.
Die meisten Paare — denn Paare sind es immer, dic maii trifft
— lassen sich in ihrem weltabgeschlossenen Glücke bei enger
Umarmung durch keinen vorübergehcnden stören. Und auch ich
werde bei ineinem stillen lvandeln fast nie von einem mir zu-
fällig begegnenden Bekannten gestört.
Nur neulich Abend, da traf ich jemand. Ls war der
Referendar Aeller, den ich vor kurzem flüchtig kennen gelernt
hatte. Ich stand gerade stille und lauschte auf die schwachen
Töne einer Ulusikkaxelle, welche aus eineni entfernten ver-
gnügungslokale bis in meine ruhige Abgeschiedenheit fortge-
xslanzt wurden. Da kam dieser lserr hastigen Schrittes daher.
Der Ueberzieher war offen, der lsut aus dem ksinterkoxfe, der
Stock auf dem Rücken zwischen den Lllenbogen hindurchgesteckt.
Lr war schon ganz dicht an mich herangekommen, als wir uns
in der Dunkelhcit erkannten. Ich hätte ihn auch kaum wieder-
erkannt, so seltsam stand er im lviderspruche zu seinem Aeußern
bei unserer ersten Begegnung, wo mir der schmißbedeckte kserr
in der gewähltesten Rleidung ziemlich steif und geziert ent-
gegengekommen war. Aber heute begrüßte er mich bei unserer
Begegnung wie einen alten guten Bekannten: „Guten Abend,
lieber kserr, wie geht es Ihnen denn? lvas veranlaßt Sie denn
hier herum Luft zu schnaxxen? Sie brauchen doch nicht, wie
ich altes ksaus, morgen den Assessor bauen I Na, Sie können Ihrem
Schöpfer danken." —
Ich schickte nun zwar kein Stoßgcbet zum ksimmel, doch
glaubte ich ein frommes lverk zu thun, indem ich dem erregten
kserrn meine Begleitung für ein Lnde lveges anbot. Lr nahm
es auch dankend an und so zogen wir zusammen durch die ver-
schlungenen lvege.
„lviffen Sie," sagte er, „ich habe es nicht mehr zu ksause
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Linem Genie treten sofort hundert
Nachahmer in die Fußstapfen; sie
stolxern aber dabei.
Der große Ehrgeiz liegt in unserer
5eele, der kleine wird durch die Lrsolge
unserer Freunde erregt.
2ehr oft wiirde man ein Ziel mühelos
erreichen, wenn es einem nicht als Iiel
vorschwebte.
Wer ans Iiel getragen wird, dars
aus seine eigenen Füße nicht stolz sein.
Der Parvenu freut sich seines Glückes
nur, weil er es — zeigen kann.
Weltklug sein, heißt klug sein —
fur sich selbst.
Die Gliicklichsten sind die, die sremde
Lreuden zu dcn ihrigen machen können.
A. E.
Äeöankensplilter.
lvie viele Menschen werden kleiner,
wenn du sie von der Nähe betrachtest l
Mancher läßt im Ungliick den lloxf
nur hängen, aber im Glück verliert er
ihn wirklich. W.
* *
Am häufigsten verbrennen sich die
Menschen den Ringfinger!
vom Glücke erhalten oft Schafe
den Löwenanteill
Nur bci ganzen Männern geht dic
Freundschaft nicht in die Brüchel
Mancher Mensch wird zum Selbst-
mordkandidaten, weil er dic prüf-
ungen des Lebens nicht bestandl
Aein Faden reißt so leicht wie der
— der llnterhaltung. vr. B.
Abhärtung des Gefühls ist ebenso nötig,
wie die des Uörxers.
Bft ist gexries'ner lvohlthat Aern —
Die Sucht nach einem Vrdensstern.
Mancher hält das für Delikatesse, was
dem andern — lvurst ist.
Ls gäbe viel weniger böse Mäuler,
wenn es weniger böse Ghren gäbe.
'Sch.-P.
Des „Stammtischs" liebstes Gericht
ist — „aufgewärmter Aohl".
Die Menschen studieren heißt sich
immer mehr kennen lernen.
Lin glücklicher Zufall hilft oft weiter
als der beste Linfall. E. H.
Das Hufeisen.
Humoreske von Paul Siegel.
^ ^ ach heißen Sommertagen geht es sich so schön sxät am
^ Abend, eine ,ksolländer' im Mundc, den ksut in der
^ ksand, ein wenig im Tiergarten sxazieren. Dort thut
es wohl, nicht mehr das Gerassel der lvagen zu hören, nicht
mehr die staubige Atmosxhäre der Straßen atmen zu müssen.
Auch die alten knorrigen Bäume scheinen es zu fühlcn; bei den
seltenen lvindftößen geht ein Rauschen und Rasseln durch ihre
Zweige, als ob auch sie zur Lrholung einmal aus voller Brust
aufatmen müßten. Und ich folge ihrem Bcisxicl, recke und strccke
mich, fahre wohl auch zuweilen etwas übermütig mit meinem
Stocke durch die Sträucher und freue mich am R^rieaer
Blätter. Aufgeschreckt dadurch hält wohl einmalc
aus einer versteckten B-nk mit seinen eindr.ngl,ch-n
erklärungcn zu seiner Braut inne, aber nur für kurze Zeit;
bald geht er mit erneutem Lifer in das Gesecht, höchstens, daß
er noch mitleidig die Achseln über den einsamen lvanderer zuckt.
Die meisten Paare — denn Paare sind es immer, dic maii trifft
— lassen sich in ihrem weltabgeschlossenen Glücke bei enger
Umarmung durch keinen vorübergehcnden stören. Und auch ich
werde bei ineinem stillen lvandeln fast nie von einem mir zu-
fällig begegnenden Bekannten gestört.
Nur neulich Abend, da traf ich jemand. Ls war der
Referendar Aeller, den ich vor kurzem flüchtig kennen gelernt
hatte. Ich stand gerade stille und lauschte auf die schwachen
Töne einer Ulusikkaxelle, welche aus eineni entfernten ver-
gnügungslokale bis in meine ruhige Abgeschiedenheit fortge-
xslanzt wurden. Da kam dieser lserr hastigen Schrittes daher.
Der Ueberzieher war offen, der lsut aus dem ksinterkoxfe, der
Stock auf dem Rücken zwischen den Lllenbogen hindurchgesteckt.
Lr war schon ganz dicht an mich herangekommen, als wir uns
in der Dunkelhcit erkannten. Ich hätte ihn auch kaum wieder-
erkannt, so seltsam stand er im lviderspruche zu seinem Aeußern
bei unserer ersten Begegnung, wo mir der schmißbedeckte kserr
in der gewähltesten Rleidung ziemlich steif und geziert ent-
gegengekommen war. Aber heute begrüßte er mich bei unserer
Begegnung wie einen alten guten Bekannten: „Guten Abend,
lieber kserr, wie geht es Ihnen denn? lvas veranlaßt Sie denn
hier herum Luft zu schnaxxen? Sie brauchen doch nicht, wie
ich altes ksaus, morgen den Assessor bauen I Na, Sie können Ihrem
Schöpfer danken." —
Ich schickte nun zwar kein Stoßgcbet zum ksimmel, doch
glaubte ich ein frommes lverk zu thun, indem ich dem erregten
kserrn meine Begleitung für ein Lnde lveges anbot. Lr nahm
es auch dankend an und so zogen wir zusammen durch die ver-
schlungenen lvege.
„lviffen Sie," sagte er, „ich habe es nicht mehr zu ksause