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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0032
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

2^

daß keine !Nacht der Lrde mich mehr dazu bringen sollte, ein
ksufeisen als glückverheißend aufzuheben. Und noch dazu vor
dem Lxamenl" —

Nachdem der Referendar mich im Laufe seiner Geschichte
in eine entlegene Straße geführt hatte, die er mir nolsns vo-
lens zum wohnorte zudiktiert hatte, trennte er sich von mir. —
5ein Lxamen aber, so hörte ich sxäter, soll er beinahe nicht be-
standen haben. Lr habe zwar im allgemeinen gut Bescheid
gewußt, doch in Bezug auf Fundunterschlagung soll er geradezu
haarsträubende Dinge den Lxaminatoren geantwortet haben.

tLrößte Äleganz.

— „Der kserr Graf ist wohl ein Llegant coinms il fuut?"
Diener: „Freilichl Lr trägt sogar Unterhosen mit Bügel-
falten."

Gnem reichen Studio.

as Geld verschwendst du — sparst nur Sorgen,
Berschlemmst dein kseute wie dein Ulorgen,

Und kannst dich rühmen doch zugleich,

Dein Leben sei sehr „wechsel"-reich.

Zu Lehrern brauchst du nicht zu laufen,

Du kannst gedruckt ja alles kaufen;

Die Wissenschaft, zum großen Teil,

Ist ja für ein paar Groschen feil.

Du weißt zu glänzen stolz vor allen,

Du weißt mit Glanz auch — durchzufallen.

U?as thut's? Das Unglück ist nicht groß:

Du fällst ja weich, du fällst auf „Uloos".

O. Jegerl.

Zerrchigende Äuskunst.

Gast: „Frau Wirtin, wo bleibt der bestellte Kaffee?"
Sächsische Mirtin: „Gleich, mei' Rutester, mei' Iüngster
mahlt schon die Bohne."

Das Hochzeitsgedicht.

Elemer studierte in N)ien und war im ksause Rorodays
immer ein gern gesehener Gast. Ls dauerte gar nicht lange,
den Gutsbesitzer zu bereden, statt der trockenen prosa lieber
schwungvolle Poesie zur Feier des Tages vorzubringen und
Llemer setzte ein xrächtiges Lsochzeitsgedicht zusammen. Roro-
da^ war ganz entzückt und schloß sich ein, um die Verse aus-
wendig zu lernen. Das Gedicht lautete:

kseute ist die gold'ne Stunde
Für den lieben Freund gekommen.

Lr hat sich zu zartem Bunde,

Line junge Frau genommen.

Um dem Paar zu gratulieren
lvill ich jetzt mein Glas erheben,

Stimmet in den Ruf verehrte:
ksoch das Brautpaar, es soll lebenl
ksoch, hoch, hochl

Llömer riet dem Gnkel, das Gedichtlein gar nicht aus-
wendig zu lernen, sondern einfach abzulesen, was dieser jedoch
förmlich entrüstet zurückwies.

Das Hochzeitsmahl war iin besten Gang, als plötzlich in
einem Moment lautloser Stille Roroday an das lveinglas
klopfte und aufstand.

„Meine verehrten kserrschaften," begann er feierlich, „ich
hobe zu Lhren des Lhrentoges maines verehrten Fraindes
Ltelka etwos Lxtrafaines vorberaitet und werde mir er-
lauben, ain Gedicht vorzutrogen. Also lieber Fraind

Haite ist die gold'ne Stunde
Für Fraind Ltelka gekommen,

Denn er hot sich kugelrunde
Saub're Frau zum lvaib genommen.

Ronn ihm nur bloß gratulieren,
ksot man ihr doch mitgegeben
Ganzes Sackel voll Dukoten!

Hoch das ^Htztxoor, es soll lebenl"

Das HochMtsgeöicht.

„Also, meine lieben Frainde, lossen Sie mich auf das Mohl
unseres verehrten Gastgebers ain draifaches ksoch «usbringen
und stimmen Sie bitte mit ain in den Ruf: „ljnser lieber
Fraind Ltelka und saine raizende Frau Gemahlin hoch, hoch,
hochl"

Diese Rede xrägte sich der reiche Gutsbesitzer Istvän Ro-
roda^ in das Gedächtnis ein, denn sein Freund und Gutsnach-
bar Ltelka seierte in den nächsten Tagen seine ksochzeit und
hatte einen großen Rreis Gäste zu erwarten. Roroday wollte
beim ksochzeitsmahl als Redner glänzen und hatte den eingangs
erwähnten Satz in einem Toastbuch gefunden. ' *

Am Tag vor der ksochzeit kam der^Nesfe des». Gutsherrn,
Llemer, auf vorübergehenden Besuch und erfuhr, daß sich der
Gnkel mit der Idee trage, beim ksochzeitsmahl des Ltelka eine
Rede halten zu wollen. ,

Schallende kjeiterkeit^olgke dem Toast Rorada^s und stolz
wie ein Rönig sah deiLlbe um sich. Llemer, welcher neben
seinem Vnkel saß, zogdRsen entsetzt auf den Stuhl nieder und
flüstcrte ihm-zu: „Aher, warum hast du denn das Gedicht ab-
geändert?" — „wail du nichts verstehstl" antwortete der Gnkel,
„ich hob jo müssen erst aick bißl Poesie hinainbringenl"
^ Ferd. Franzel


Ueues Wort.

— „Der röichen Lrbin h^beir ihre Lltern auch einen prächtigen

Palast hsnterkassen?"

— „Iawohl^die ist ersilich be—palastet."

Sonnenbotschast.

Braut^ „Geliebte?,'was ist eigentlich kseliographie?"
Bräutckgam: „Iede Nachricht — von dir."

verantwortlicher Redakteur: Max SchreiberX Srukk von F. Schreib^r, beide kN>Lßli»igen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für kserausgabenrnd Redaktion'^derantwo/tlicht Robert Mohr in wien I.
Verlsg von I. F. Schreiber in Wünchrn und Etzlingen.
 
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