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Meggendorfers Humoristische Blätter.
Aloderne cöaltin. ^ ^ ^ ^ ^
Iunge Frau: ..Paul, wir wollen hcute einmal recht sparsam leben; telephoniere doch um
eine Droschke, ich werde bloß wurst zum Abendbrot holenl"
Die heimlichen Aahrer.
Humoreske von Max Wundtke.
^ n Herrn Fröhtichs jungem Lheleben gab es Augenblicke,
H in denen er sich die Frage vorlegte, ob er sein ange-
betetes Iulchen nicht doch zu teuer erkauft hätte. Das
war schlecht von ihm; aber zu seiner Ehre müssen wir auch be-
kunden, daß diese Augenblicke höchst selten vorkamen — wer
hat nicht solche schwache Nkomentel —
nämlich jede woche zweimal, NNttwoch
und Sonnabend nachmittags um sechs Nhr,
wenn er trübselig sein Vollblut-Stahlroß
wieder in den Stall eines benachbarten
Freundes führte und bei diesem aus dem
seschen Wadel- und Radelkostüm in die
prosaische Tracht eines ganz gewöhnlichen
sdhilisters schliipfte. Da war ihm dann meist
so zu Nlute und dann kamen ihm solche
abscheuliche Gedanken. Lr hatte nämlich
thatsächlich seine junge Frau mit einem
surchtbar großen Gpfer erkaust: Nlit dem
seierlichen versprechen, diese „alberne
Radlerei" — das waren ihre eigenen
worte — auszugeben. Sie hatte ihm
nur die wahl gelassen zwischen dem
Rade und ihrer ksand. Das war
bitter; aber Ljerr Lröhlich liebte
sein Iulchen blindlings und so
wählte er selbstverständlich ihre
ksand, ohne indes das Radeln
bleiben zu lassen. Anfangs
sreilich mußte er ja so thun,
zumal Iulchen vor Lifer
gegen das Rad förmlich über-
floß und ihm kurzer ksand
erklärt hatte, daß sie in
dem Augenblicke geschiedene
Leute seien, in dem sie den
vertragsbrüchigen Gatten
einmal auf dem Rade er-
wischen würde. Späterhin
aber hatte er's doch nicht
mehr aushalten können; er
hatte sein „Lleveland" bei
einem Freunde um die
Lcke einquartiert, seine
Sweaters, pumxhosen und
was sonst noch zum seschen
Radler gehört, ebenfalls dort
niedergelegt, und fröhnte nun
alle Mittwoch und Sonnabend
Nachmittag zwischen drei undsechs
Uhr, wennIulchen in ihren „haus-
wirtschaftlichen Raffeeklub"
ging, heimlich seinem ver-
botenen Laster. Aber daskserz
klopfte ihm jedesmal sichtbar,
wenn er mit scheinheiliger Ge-
lassenheit zu den heimischen
sdenaten zurückkehrte. Wehe,
wenn Iulchen einmal etwas
merkte, wenn der schöne Wahn
entzwei riß, in den sein heuch-
lerisches Gelübde sic bisher
Gewiß wären dabei noch ganz andere Dinge entzwei-
gewiegt
gerissen.
Und heute stieg kserr Fröhlich mit einem Lserzsn die
Treppen zu seiner ehelichen Wohnung empor, das nun schon
ganz und gar ü la baisss zu spekulieren schien. Ls war ihm
nämlich etwas passiert, was ihm bis dato noch nie passiert
war. Lr hatte jemand umgeradelt. Und eine Dame noch dazu l
Gott sei Dank, es wär alles ohne schlimme Folgen abgegangen,
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Aloderne cöaltin. ^ ^ ^ ^ ^
Iunge Frau: ..Paul, wir wollen hcute einmal recht sparsam leben; telephoniere doch um
eine Droschke, ich werde bloß wurst zum Abendbrot holenl"
Die heimlichen Aahrer.
Humoreske von Max Wundtke.
^ n Herrn Fröhtichs jungem Lheleben gab es Augenblicke,
H in denen er sich die Frage vorlegte, ob er sein ange-
betetes Iulchen nicht doch zu teuer erkauft hätte. Das
war schlecht von ihm; aber zu seiner Ehre müssen wir auch be-
kunden, daß diese Augenblicke höchst selten vorkamen — wer
hat nicht solche schwache Nkomentel —
nämlich jede woche zweimal, NNttwoch
und Sonnabend nachmittags um sechs Nhr,
wenn er trübselig sein Vollblut-Stahlroß
wieder in den Stall eines benachbarten
Freundes führte und bei diesem aus dem
seschen Wadel- und Radelkostüm in die
prosaische Tracht eines ganz gewöhnlichen
sdhilisters schliipfte. Da war ihm dann meist
so zu Nlute und dann kamen ihm solche
abscheuliche Gedanken. Lr hatte nämlich
thatsächlich seine junge Frau mit einem
surchtbar großen Gpfer erkaust: Nlit dem
seierlichen versprechen, diese „alberne
Radlerei" — das waren ihre eigenen
worte — auszugeben. Sie hatte ihm
nur die wahl gelassen zwischen dem
Rade und ihrer ksand. Das war
bitter; aber Ljerr Lröhlich liebte
sein Iulchen blindlings und so
wählte er selbstverständlich ihre
ksand, ohne indes das Radeln
bleiben zu lassen. Anfangs
sreilich mußte er ja so thun,
zumal Iulchen vor Lifer
gegen das Rad förmlich über-
floß und ihm kurzer ksand
erklärt hatte, daß sie in
dem Augenblicke geschiedene
Leute seien, in dem sie den
vertragsbrüchigen Gatten
einmal auf dem Rade er-
wischen würde. Späterhin
aber hatte er's doch nicht
mehr aushalten können; er
hatte sein „Lleveland" bei
einem Freunde um die
Lcke einquartiert, seine
Sweaters, pumxhosen und
was sonst noch zum seschen
Radler gehört, ebenfalls dort
niedergelegt, und fröhnte nun
alle Mittwoch und Sonnabend
Nachmittag zwischen drei undsechs
Uhr, wennIulchen in ihren „haus-
wirtschaftlichen Raffeeklub"
ging, heimlich seinem ver-
botenen Laster. Aber daskserz
klopfte ihm jedesmal sichtbar,
wenn er mit scheinheiliger Ge-
lassenheit zu den heimischen
sdenaten zurückkehrte. Wehe,
wenn Iulchen einmal etwas
merkte, wenn der schöne Wahn
entzwei riß, in den sein heuch-
lerisches Gelübde sic bisher
Gewiß wären dabei noch ganz andere Dinge entzwei-
gewiegt
gerissen.
Und heute stieg kserr Fröhlich mit einem Lserzsn die
Treppen zu seiner ehelichen Wohnung empor, das nun schon
ganz und gar ü la baisss zu spekulieren schien. Ls war ihm
nämlich etwas passiert, was ihm bis dato noch nie passiert
war. Lr hatte jemand umgeradelt. Und eine Dame noch dazu l
Gott sei Dank, es wär alles ohne schlimme Folgen abgegangen,