INeggenöorsers humoristische Blätler.
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scherung. Das kann wieder eine seine Tarockpartie werden."
„Still, sie konnnen!", fliisterte der andere, ein Iiinger
Raphaels, dessen Genie die Welt noch nicht zu wiirdigen ver-
standen hatte.
„Griiß Gott beisannnen l" rief die hiibsche junge Frau, die
in eleganter Straßentoilette flink ins Ziinnier getreten war.
„Wartet ihr schon lange? Fritz konnte wieder mal nicht los-
koninien. Ihr wißt ja, wenn der irgendwo festsitzt! Na,
ihr habt doch hoffentlich Ligarren gefunden. Ia? Und Liköri
Nein? Den hat er wohl wieder eingesperrt. Na, wartet, ich
sinde ihn schon. Iieht mir nur erst das Iaquet 'runter. — Sol
— Puh, ist das eine Ljitze hier und ein Dampfl Dankel Frih
wird gleich komnien. Er besorgt nur noch schnell was zuni
Nachtisch. Na, wie geht's euch denn?"
„Famos," antwortete der Dichter mit einem gewissen Galgcn-
humor. „Großartig, wie immerl"
„Brillant," siigte der Romponist hinzu.
„Bis aus das bewußte chronische Gebrechen," meinte der
Dkaler.
„Vh weh l" rief die junge Frau. „Und ich hatte so sicher
auf einen von euch gerechnet."
„Auf uns?" kicherte der erste. Und alle drei lachten
wie besessen.
„Ihr habt gut lachen," schmollte die junge Frau. „Don >
euch verlangt niemand etwas. Aber ichl Ich bin in der
größten Derlegenheit. Uebcrmorgen ist Fritzens Geburtstag. ^
Er hält so viel darauf uud ich muß ihm unbedingt ein Geschenk
machen. Aber mein lvirtschastsgeld ist bis auf neun Utark zu
Ende und ich kann doch unmöglich zu dem Zweck mir von ihm
was geben lasseu. Schulden will ich auch uicht machen. Lr
würde mich schön anknurren, wenn er's erführe."
„Verdammte Geschichtel" sagle der Dichter. „Doch der
Dame muß geholfen werden."
„Aber wie?" meinte der Uomxonist.
„Nur Mut!" rief der Maler. „Ich hole einfach mein Geld
von der Bank."
„von der Bank? — Blödsinni — Größenwahnl"
„Na ja l von der Bank im Lnglischen Garten, wo ich
neulich mein Portemonnaie habe liegen lassen."
„Uut schlechten Witzen ist mir nicht geholfen," schmollte die
junge Frau.
„Ainderl" rief plötzlich der Romponist, „ich habe eine
Idee."
„Eine Idee?" hieß es einstimmig.
„Line großartige Ideel Frau Lmma besitzt nach ihrem
Geständnisse noch neun Mark. Das sind für jeden von uns
drei Mark."
„Gottvolle Ideel"
„Und damit soll mir geholsen sein?"
„Allerdingsl Nur ausreden lasscnl Frau Lmma pumpt
jedem von uns drei Nark. Wir sind dann reichlich mit Betriebs-
kapital zuin Tarock, aus dem sich sxäter vielleicht ein kleines
Ieu entwickeln kann, versehen. Merkt ihr etwas?
»Ich fange an, zu verstehen."
„Ich auch."
»Na, alsol Ist meine Idee nicht brillant? Drei gegen
emen. wir müssen doch die Sieger sein, wenn wir's ein biß-
ä?en schlau anfangen. Ich bin sogar dafür, daß ausnahms-
sueisc sogar ein wenig gemogelt werden darf. Es ist ja ein
frommer Betrug. Der Zweck heiligt das Mittel und wir geben
einander das Lhrenwort, daß wir nicht etwa bei dieser Gelegen-
eU as Mogeln uns angewöhnen wollen? Machen wir's?"
^ „Abgemachtl — Sie sind do-/ einverstanden, Frau Lniina?
- er ganze Gewinn fließt natürlich in Jhre Tasche und darf,
das müssen Sie bei Ihrer unantastbaren Frauenehre beschwören,
nur für das Geburtstagsgeschenk verwendet werden, also zu
Fritzens eigenem Besten. Lr beschenkt sich auf diese lveise
einfach selbst zu seinem Geburtstag. Die Manipulation kann
ihm also keinen Schaden, sondern nur Gewinn bringen, wenn
man die Freude bedenkt, die ihm das hoffentlich recht kostbare
Geschenk bereiten wird."
* *
*
Die verschwörung hatte den beabsichtigten Lrfolg. Frau
Lmma konnte ihren Gatten an seineni Geburtstag mit einer
wertvollen und „sinnigen" Gabc iiberraschen.
„Lin Spieltisch!" rief er mit freudigem Lrstaunen. „Den
wollt' ich mir schon längst anschaffen. Aber wie konntest du
nur so viel ausgeben, Aind?I"
„'S ist nicht so schlimm," erwiderte die kleine Frau mit ihrcr
unschuldigsten Miene. „Lr kam mir gar nicht teuer zu stehen.
Ich wnnsche dir nur uoch recht viel Gliick dazu."
„Ia, das kann man schon dazu brauchen," meinte der so
über Lrwarten Beschenkte in befter Laune. „So möcht' ich nicht
jedesmal bluten müssen, wie das letzte Mal."
Nns dem .Leben eines römischen Landwerksbnrscheli.
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scherung. Das kann wieder eine seine Tarockpartie werden."
„Still, sie konnnen!", fliisterte der andere, ein Iiinger
Raphaels, dessen Genie die Welt noch nicht zu wiirdigen ver-
standen hatte.
„Griiß Gott beisannnen l" rief die hiibsche junge Frau, die
in eleganter Straßentoilette flink ins Ziinnier getreten war.
„Wartet ihr schon lange? Fritz konnte wieder mal nicht los-
koninien. Ihr wißt ja, wenn der irgendwo festsitzt! Na,
ihr habt doch hoffentlich Ligarren gefunden. Ia? Und Liköri
Nein? Den hat er wohl wieder eingesperrt. Na, wartet, ich
sinde ihn schon. Iieht mir nur erst das Iaquet 'runter. — Sol
— Puh, ist das eine Ljitze hier und ein Dampfl Dankel Frih
wird gleich komnien. Er besorgt nur noch schnell was zuni
Nachtisch. Na, wie geht's euch denn?"
„Famos," antwortete der Dichter mit einem gewissen Galgcn-
humor. „Großartig, wie immerl"
„Brillant," siigte der Romponist hinzu.
„Bis aus das bewußte chronische Gebrechen," meinte der
Dkaler.
„Vh weh l" rief die junge Frau. „Und ich hatte so sicher
auf einen von euch gerechnet."
„Auf uns?" kicherte der erste. Und alle drei lachten
wie besessen.
„Ihr habt gut lachen," schmollte die junge Frau. „Don >
euch verlangt niemand etwas. Aber ichl Ich bin in der
größten Derlegenheit. Uebcrmorgen ist Fritzens Geburtstag. ^
Er hält so viel darauf uud ich muß ihm unbedingt ein Geschenk
machen. Aber mein lvirtschastsgeld ist bis auf neun Utark zu
Ende und ich kann doch unmöglich zu dem Zweck mir von ihm
was geben lasseu. Schulden will ich auch uicht machen. Lr
würde mich schön anknurren, wenn er's erführe."
„Verdammte Geschichtel" sagle der Dichter. „Doch der
Dame muß geholfen werden."
„Aber wie?" meinte der Uomxonist.
„Nur Mut!" rief der Maler. „Ich hole einfach mein Geld
von der Bank."
„von der Bank? — Blödsinni — Größenwahnl"
„Na ja l von der Bank im Lnglischen Garten, wo ich
neulich mein Portemonnaie habe liegen lassen."
„Uut schlechten Witzen ist mir nicht geholfen," schmollte die
junge Frau.
„Ainderl" rief plötzlich der Romponist, „ich habe eine
Idee."
„Eine Idee?" hieß es einstimmig.
„Line großartige Ideel Frau Lmma besitzt nach ihrem
Geständnisse noch neun Mark. Das sind für jeden von uns
drei Mark."
„Gottvolle Ideel"
„Und damit soll mir geholsen sein?"
„Allerdingsl Nur ausreden lasscnl Frau Lmma pumpt
jedem von uns drei Nark. Wir sind dann reichlich mit Betriebs-
kapital zuin Tarock, aus dem sich sxäter vielleicht ein kleines
Ieu entwickeln kann, versehen. Merkt ihr etwas?
»Ich fange an, zu verstehen."
„Ich auch."
»Na, alsol Ist meine Idee nicht brillant? Drei gegen
emen. wir müssen doch die Sieger sein, wenn wir's ein biß-
ä?en schlau anfangen. Ich bin sogar dafür, daß ausnahms-
sueisc sogar ein wenig gemogelt werden darf. Es ist ja ein
frommer Betrug. Der Zweck heiligt das Mittel und wir geben
einander das Lhrenwort, daß wir nicht etwa bei dieser Gelegen-
eU as Mogeln uns angewöhnen wollen? Machen wir's?"
^ „Abgemachtl — Sie sind do-/ einverstanden, Frau Lniina?
- er ganze Gewinn fließt natürlich in Jhre Tasche und darf,
das müssen Sie bei Ihrer unantastbaren Frauenehre beschwören,
nur für das Geburtstagsgeschenk verwendet werden, also zu
Fritzens eigenem Besten. Lr beschenkt sich auf diese lveise
einfach selbst zu seinem Geburtstag. Die Manipulation kann
ihm also keinen Schaden, sondern nur Gewinn bringen, wenn
man die Freude bedenkt, die ihm das hoffentlich recht kostbare
Geschenk bereiten wird."
* *
*
Die verschwörung hatte den beabsichtigten Lrfolg. Frau
Lmma konnte ihren Gatten an seineni Geburtstag mit einer
wertvollen und „sinnigen" Gabc iiberraschen.
„Lin Spieltisch!" rief er mit freudigem Lrstaunen. „Den
wollt' ich mir schon längst anschaffen. Aber wie konntest du
nur so viel ausgeben, Aind?I"
„'S ist nicht so schlimm," erwiderte die kleine Frau mit ihrcr
unschuldigsten Miene. „Lr kam mir gar nicht teuer zu stehen.
Ich wnnsche dir nur uoch recht viel Gliick dazu."
„Ia, das kann man schon dazu brauchen," meinte der so
über Lrwarten Beschenkte in befter Laune. „So möcht' ich nicht
jedesmal bluten müssen, wie das letzte Mal."
Nns dem .Leben eines römischen Landwerksbnrscheli.