Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0074
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
66

Bfeggendorfers k) u m o r i sl i s ch e B l ä 11 e r.

ckeliörte Iss!lsic>n.

Er. „kfeute mußt du mir aber deinen Namen sagen, siißes Liebl"
5ie! „Nun denn - ,Grete Pumpernickel'I"

Er (nach einer weile scufzendl^ „Ach, und es war so romantischl"

Das Tetegramm.

Humoreske von A. Streicher.

U^^eilig und g'wiß passiert heut' noch was l Der schwere Traum in der Nacht, das Fenstcrklirren
^ / und das Knistern und Surren im Vfen, das waren Zeichen, ja sichere Ieichen; sie, die alte
t lvally, versteht sich darauf. Der Doktor hat freilich g'lacht, wie sie ihn g'warnt hat, er
möcht' heut' rccht vorsichtig sein mit dem Fahren. INein Gottl so junge, studierte Leut' glauben
wirklich nicht mehr, als was sie mit ihrem verstand haarscharf auszirkeln können. Aommt schon
die Zeit, fnr einen jeden, wo sie die unbegreiflichsten Ding' auch ohne langes Denken verstehen lernen l
Und gleichsam als Antwort auf ihre Gedanken nickt die lvirtschafterin des Doktors Berger
zustimmmend den Aopf. Dabei putzt sie behutsam die große lsängelampe. Der Schweiß perlt ihr auf
Ser Stirn. Das Putzen dieses lUonstrums mit den vielen Aetten war ihr die verhaßteste Arbeit.

Gott sei Dank, nun
war's vorbeil

5ie atmet erleichtert auf
und macht noch ein paar
NAscher über die Iinkarme
hin, als es an der Thüre
kloxft. Lin xaarmal rasch
hintereinander.Ziemlich laut.

„Wieder so ein ungeduld-
iger patient," denkt ste sich
und ruft „hereinl", ohne sich
umzudrehen.

„Ein Telegramm für'n
kjerrn Doktor."

„kjeilige Ularia, da hat
man's ja," schreit ste auf
und wird ganz blaß dabei.

„Na, was denn, Fräulein
N)allz>?" fragt gleichgiltig,
nur, damit er was sagt. der
jdostbote.

„verstell'n 5ie sich net so l
Sie wissen ja eh, was da
drinnen steht," erwidert ge-
reizt die Wirtschafterin,
nachdem sie sich vom ersten
Schrecken erholt hat.

„I weiß nix l Sag'n Sie
mir lieber, wo der kserr
Doktor ist."

„Ia, mein Gott, wo wird
er denn sein? Bei seinen
Patienten halt."

„Na, dann Frln. wally,
sind Sie so gut und unter-
schreiben Sie den Zettel,
aber den Namen von kserrn
Doktor setzen S' drauf und
die Zeit: 3 Uhr >xo Min."

„j)a, jal" !Nit fiebernder
kiand kritzelt sie die Worte hin.

„Dank' schönl" sagt der
Postbote, nimmt ihr den
Schein aus der kjand und
geht fort.

Die Mally steht da und
starrt das Telegramm an,
das aufdem Schreibtisch liegt.

Ein Unglück enthielt es.
Das war sicher. Der Traum l
die Nachtl fie hat ja g'wußt,
daß was kommen muß.

„Der arme Doktor," mur-
melte sie vor sich hin und
schlägt die bsände zusammen.
Im Geiste sieht sie ihn schon
vor'm Tisch sitzen, ganz ver-
stört, die ksände in die ksaare
vergraben.

Und dabei fällt ihr der
Augenblick ein, wo sie selbst
einmal in ihrem Leben so
ein Telegramm bekommen
hat. Es war freilich schon
 
Annotationen