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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0099
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

9l

Das Alodell.

Äine guie Mutter.

l)umoreske von Alfred Niedermann.

'^^^u »mßt inir den Gefallen ih»n, Gtt; hast ja schon
^ / friiher den Gedanken gehabtl — Stell dir vor.

^ es sei eine Uebung fiir das 0rwatissi»n»n, das du
doch friiher oder spätec einmal irgend einer Prinzessin geben
mirst. Kapier doch — mein Bild kann nicht wartenl"

„Ich, den Gedanken? erlaub einnial, das war so eine
grüne Ueberschwänglichkeit."

„Du und grnn, Dtt? — bist innner dürr gewesenl"

Da schien der Utaler Ralph Griium im Recht zn sein;
sein Freund, der Äunstgelehrte Dokior Btto Hölzlein mußte
wohl seinem Namen immer Lhre gemacht haben. Ia man
hätte, ohne ihm zu nahe zu treten, die Silbe ,Stre!ch' vor
diesen setzen dürsen — nur, daß dies Streichhölzlein nicht
leicht Feuer sangen wollte. Der Doktor sagte kühl:

„Meil also eine allerliebste und unwissende kleine
Malerssrau in ihrer eifersüchtigen Unschuld dem Männ-
chen keine andere Modelle gestatten will, als in landes-
üblicher verpackung, soll ein uneigennütziger, vielmiß-
brauchter Freund so was wie einen Llefanten machen?"

Der Ukaler lachte, daß es seine ganze gewaltige Ge-
stalt schllttelte: „Das Bild ist unhaltbar — du, und ein
Llefantl"

„Lin Aesthetiker sollte allerdings unrichtige Uketa-
pher vermeiden," meinte Vtto ungerührt; „aber das konimt
von den verdammten Llichösl Glaubt das denn deine Frau,
daß du den von mir einst versprochenen Aursus in der Ge-
schichte der Malerei, den der faule Lräutigam schuldig war
und mir aufhalste — im Lrnst noch wünschen kannst und
dann — sag einmal — bist du nicht eifersüchtig?"

„Ach geh dochl"

Wenn man die beiden verglich, war des Nialers Aus-
rus erklärlich. So klein und hager der junge Gelehrte, so
hünenhaft war der andere. Dabei blühend nnd bärtig und
seelengut, denn er setzte, den Freund nicht zu kränken, so-
gleich hinzu: „Als ob ich deinen Geschmack nicht kennen
müßte. Immer kseldenweiber, Brünnhilde wäre ehcr dein
Fall. Aber, stell dir vor, meine Llly, das Llfchen meint,
sie selbst könnte ja für meine Germanin Modell stehen."

Ls schüttelte den Riesen wieder und er wies auf eine Lein-
wand — die beiden saßen rauchend im Atelier Ralphs —
wo eine wildbewegte Schlachtscene dargestellt war. Römische
Arieger, die gegen eine von wilden Meibern verteidigte
wagenburg anstürmten. „Du hast aber ja fast all' deine
blonden Bestien fertig," sagte der Doktor, „freilich, die Wildeste
da vorn, die mit dem lsammer einhaut . . . . "

„Die andern sind vor meiner ljochzeit gemalt — und
geradc die, an der mir am meisten liegt . . . und ich habe ein
Uiodell, Btt — noch ganz frisch, Anfängerin ..."

„lvie heißt sie?" fragte Btto schnell.

Der Maler machte die Gebärde des Ukundwischens. „Ge-
schäftsgeheimnisl Daß du sic wegfingst mit deinem schnöden
Utainmonl Mie ich sage, der reinste Glücksfall — und nun
das dumme Vorurteil meiner kleinen Frau . . . l"

„ . .. mit dem du zu rechnen haben wirst. Spring doch in den
Zopf. Da hast du an ihr ein Ukodellchen wie porzellan."

„lvenn nur das Eis gebrochen ist, nur das erste Ukal —
ich, aus den alten Araftzeiten heraus? Uebrigens, seine Frau
malt man nichtl"

„So, und Rubens rc. ?"

„Andere Zeiten, andere Weiber und besonders Uleider,
oder auch ohne — doch das verstehst du nicht."

„Bho, der Aunstgelehrte?"

vatcr: „Na, dich scheint die Alma matsr vorzüglich ge
nährt zu haben l"

v-is tNodcll.

„Jch meine der Junggeselle; da spielt so allerlei mit
lach nicht, das lernt man aus keiuem Leporelloalbum — so
groß das deine istl Bist du wirklich jetzt beim Ballett? Ich
glaubte es nicht, hast du das Aolossale aufgegeben?"

„Deshalb ist meine letzte Nummer ausgetreten. Sie konnte
nur als Backfisch daran denken, jetzt wird sie riesig."

„lvo wohnt sie denn?" fragte nun seinerseits der Ukaler
schnell.

Der andere machte sxöttisch ebenfalls die Nkundwischgebärde:
„Aein Ulodelll Sie schreibt, daß sie ein ehrliches Gewerbe
 
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