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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0101
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

93

Das Modell.

„Du aber bist ein sauberer Mann von Mort." Vtto brummte:
„Lrst heut' bracht' ich es heraus — nach langem Toben, das
neue Gewerbe. Unterdes sährt die Gnädige weg, ich werfe
mich in den ersten wagen, jage nach, seh' sie noch hinein-
schlnpfen — und finde meine Ahnung bestätigt. verdammte
Aonkurrenzl"

Ralph drängte ihn nach der zweiten Thüre: „Schau, daß.
du sie schleunigst wegbrinst. Ich kann mein Bild jetzt auch
ohne weiteres Ulodell sertig machen. Mein Wort: ,Aein Lngel
ist so reinl' wenigstens von mir aus."

Als der Maler den Freund hinausgebracht hatte und zuriick-
kam, blieb er versteinert stehen. Die Frau, die er in Thränen
zu finden dachte, stand auf dem Ariegswagen und schwang
drohend den bjammer.

„Uann ich's nicht auch? sieh mal her — die sade pcrson,
die plumpe! Sie hat ja gar keine Lnergie in der Bewegung."

Nun lachte der Mann wieder, daß ihm die Thränen in
die Augen traten. Vann hob er das weibchen mit leichtem
Schwung von dem Gestell und kiißte sie seurig: „kjerrlich und
prachtvolll aber — Duodez, Schatzl Aannst du verzeih'n?"
— „Weil du,Fräuleiill gesagt hast, aber ich bin doch rechtzeitig
gekommen, was? — die Frechol" —„Ach l dummes Zeug, das
schwatzt so und man macht mit, um das Modell bei Laune zu
erhalten."

„Und dieser Doktor sollte wirklich?" . . .

„Das verstehst du nicht, lherz, diese Iunggesellen was sollen
sie schließlich? er ist so reichl"

„So und du — was thatest du denn als Iunggesell?"

„Achl das verstehst du nicht, das ist ganz was anderes -
man hat die Aunst — man kämpst; aber sag' mal Liebste, du
hast nun doch gesehcn, wie objektiv, wie unverfänglich so ein
Modell..." — „Ach geh' mir, geh' mir, das kommt denn doch
auf die Umstände an, aber, wenn du meinst, du könntest sonst
keine so schöne Bilder mehr malen . . . aber dabei sein muß
ich, wenn es solche junge Personen sind, das sag' ich dirl"

„Du kannst sie unterdessen in Seide sticken, oder ihren
Stammbaum ergründen."

„Die aber nicht mehr mit ihrem zum kjerrn jdrofessor —
passen. Niemehrl"

Er hob die Schwurfinger. „Jhr Andenken schwinde auf
ewig aus dem Gedächtnis der Gerechtenl"

Der Ktalsch.

ch bin der Klatschl Wer kennt mich nicht
vom Gleicher bis zum pole?

Ich komme aus dem Nichts daher,

Durcheile rastlos Land und Uleer
Auf leichtbeschwingter Sohle.

Ich kehre im Palaste ein
Und dort, wo Arme wohnen.

Aein Riegel wehrt mir und kein Schloß,

Ich schleiche durch Trabantentroß
Sogar zu Uönigsthronen.

wie Windeshauch durch Blätter weht,

Tönt auch in leisem Raunen
Iuerst mein Flüstern; aber bald
Schwillt meine Stimme, bis sie schallt
Gleich dröhnenden Posaunen.

Der Klatsch.

Mer ist gefeit, daß ich nicht jäh
Ihn hinterrücks umstricke?

U)eh ihm, dem feindlich ich genaht!

Denn ich begeifre Wort und That
Und deutle selbst die Blicke.

Will man mich packen, — schlangenglatt
Entgleite ich den kfänden;

Ich weiche klug, droht mir Gewalt,

Nkag lieber aus dem ^interhalt
Treffstch're pfeile senden.

Nun wähnt ihr wohl, ich sei verfemt
Gb solcher schlimmer Sitten?

Ie nun, das ist ein eigen Ding:

Ich bin bei vornehm und gering
Trotzdem — ganz wohl gelittenl

Julius Bcntzinger.

Nit Zvstem.

„Warum zappelt denn jener Tänzer so um seine Tänzerin
her?"

„vermutlich hat sie ihn an der Angel!"

Der neue Vall'.
 
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