Neggendorfers Humoristische Blätter.
s37
Alodcrner Leitler.
^rttnaniiäts-Zukmrstideal.
„Lin armer Reisender
bittet um eine abgelegtc
Schnurrbartbinde."
Zrn Leiraisbureau.
Geschäftsmann Lohn:
„Nu', lferr vermittler, haben
Se in guten Papieren an-
gelegte therzen und thände
vorrätig?"
Älosse.
Der Uebermensch, von dem
Nietzsche spricht,
Lin seltener Typus ist er
nicht,
Ntan stolpert, so willmir scheincn,
Bei jedemSchritt über einen.
W.
Neue Vezeichnung.
A. (zu seinem Lreunde): „Du
scheinst ja fleißig den Uüchen-
feen den lsof zu machenl Du
bist ja der reinste Uüchen-
feenrichl"
Zuchthausdirektor: „Sie sind aus der kjaft entlassenl"
Sträfling: „Aber so lassen Sie mich doch hier, es gefällt mir ganz gut dal"
Wie (Lmil ein moderner Dichler wuröe.
humoreske von Richnrd E. Fiedlcr.
n der Prima hatte Lmil einmal zu Uaisers Geburtstag
ein Gedicht gemacht, für das er von seinen Ulitschülern
ein begeistertes kfoch und vom Dircktor zwei Stunden
Uarzer bekam. Seitdem stand es bei ihm fest, daß er ein
moderner Dichter werden müsse. Aber ordentlich, mit Rand-
leisten und jdolizeiverbot, anders that er es nicht.
Als er nach mehrmaligen Ansätzen das Abiturium glücklich
bestanden hatte, hielt er die Zeit für gekommcn. Lr setzte sich
also während der Muluszeit hin und schrieb einen großen Roman.
Mit dem Roman unter dem Arm ging er nun zu den
verlegern.
„Guten Tag, kserr verleger, ich habe einen modernen Ro-
man geschrieben —"
„was thu' ich damit? verzehr'n Se 'n mit Gesundheit bis
hundert Jahrl"
„— und wollte Sie fragen, ob Sie ihn verlegen wollen."
„Gott du Gerechterl wie heißt verlegen? verlegen Se
'n selber, wenn Se sind in verlegenheit drum!"
Der zweite verleger hörte ihn ruhig an und sagte freundlich:
„Sie haben sich verstiegen, mein Bester; der Irrenarzt wohnt
eine Treppe höher."
Der dritte öffnete bloß ein wenig die Thüre und sagte:
„Bedaure. Wir geben nichts."
T>a wurde Lmil traurig und fing an zu weinen und warf
seinen Roman auf die Straße, aber da, wo sie nicht schmutzig war.
Weil aber kein Mensch ihn bedauerte und kein Polizist
ihn wegen groben Unfugs verhaftete, sammelte er den Roman
wieder auf und ging zu einem schon berühmten modernen Dichter.
„Guten Tag, Meister."
„Guten Tag, mein Sohn, was willst du?"
„Ich wollte dich bitten, mir zu helfen, ein moderner Dichter
zu werden."
„Was gibst du aus?"
„wenn ich durch deine ksilfe beriihmt werde, will ich dich
preisen mit Iubelhymnen und so deinen Namen noch unsterb-
licher machen als unsterblich. Was sagst du dazu?"
„Dazu sage ich: 5tuß. Aber wenn du eine Uiste Ickeick-
siclc sxtra ckry ausgibst, will ich dir Unterricht geben. Andern
Sekt trinke ich nicht, das steht schon im Uonversationslexikon."
Der Iüngling versprach die Uiste und fragte den Meister,
ob er ihm sein Erstlingswerk vorlesen dürfe.
„Warum nicht? Gib mir noch ein Uissen, daß ich besser
schlafen kann und dann lies meinetwegen bis du schwarz wirst."
Dann schlief der Meister und Lmil las. — Als er zu Lnde
war, weckte er den Meister und fragte ihn:
„Nun, wie findest du mein Werk? Ist es nicht schlecht
und recht?"
„Beinahe, es ist nämlich nur schlecht."
„So will ich den Inhalt umgestalten."
„Das ist nicht nötig."
„So muß ich wohl den Aufbau der ksandlung oder die
Lharaktere ändern?"
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Alodcrner Leitler.
^rttnaniiäts-Zukmrstideal.
„Lin armer Reisender
bittet um eine abgelegtc
Schnurrbartbinde."
Zrn Leiraisbureau.
Geschäftsmann Lohn:
„Nu', lferr vermittler, haben
Se in guten Papieren an-
gelegte therzen und thände
vorrätig?"
Älosse.
Der Uebermensch, von dem
Nietzsche spricht,
Lin seltener Typus ist er
nicht,
Ntan stolpert, so willmir scheincn,
Bei jedemSchritt über einen.
W.
Neue Vezeichnung.
A. (zu seinem Lreunde): „Du
scheinst ja fleißig den Uüchen-
feen den lsof zu machenl Du
bist ja der reinste Uüchen-
feenrichl"
Zuchthausdirektor: „Sie sind aus der kjaft entlassenl"
Sträfling: „Aber so lassen Sie mich doch hier, es gefällt mir ganz gut dal"
Wie (Lmil ein moderner Dichler wuröe.
humoreske von Richnrd E. Fiedlcr.
n der Prima hatte Lmil einmal zu Uaisers Geburtstag
ein Gedicht gemacht, für das er von seinen Ulitschülern
ein begeistertes kfoch und vom Dircktor zwei Stunden
Uarzer bekam. Seitdem stand es bei ihm fest, daß er ein
moderner Dichter werden müsse. Aber ordentlich, mit Rand-
leisten und jdolizeiverbot, anders that er es nicht.
Als er nach mehrmaligen Ansätzen das Abiturium glücklich
bestanden hatte, hielt er die Zeit für gekommcn. Lr setzte sich
also während der Muluszeit hin und schrieb einen großen Roman.
Mit dem Roman unter dem Arm ging er nun zu den
verlegern.
„Guten Tag, kserr verleger, ich habe einen modernen Ro-
man geschrieben —"
„was thu' ich damit? verzehr'n Se 'n mit Gesundheit bis
hundert Jahrl"
„— und wollte Sie fragen, ob Sie ihn verlegen wollen."
„Gott du Gerechterl wie heißt verlegen? verlegen Se
'n selber, wenn Se sind in verlegenheit drum!"
Der zweite verleger hörte ihn ruhig an und sagte freundlich:
„Sie haben sich verstiegen, mein Bester; der Irrenarzt wohnt
eine Treppe höher."
Der dritte öffnete bloß ein wenig die Thüre und sagte:
„Bedaure. Wir geben nichts."
T>a wurde Lmil traurig und fing an zu weinen und warf
seinen Roman auf die Straße, aber da, wo sie nicht schmutzig war.
Weil aber kein Mensch ihn bedauerte und kein Polizist
ihn wegen groben Unfugs verhaftete, sammelte er den Roman
wieder auf und ging zu einem schon berühmten modernen Dichter.
„Guten Tag, Meister."
„Guten Tag, mein Sohn, was willst du?"
„Ich wollte dich bitten, mir zu helfen, ein moderner Dichter
zu werden."
„Was gibst du aus?"
„wenn ich durch deine ksilfe beriihmt werde, will ich dich
preisen mit Iubelhymnen und so deinen Namen noch unsterb-
licher machen als unsterblich. Was sagst du dazu?"
„Dazu sage ich: 5tuß. Aber wenn du eine Uiste Ickeick-
siclc sxtra ckry ausgibst, will ich dir Unterricht geben. Andern
Sekt trinke ich nicht, das steht schon im Uonversationslexikon."
Der Iüngling versprach die Uiste und fragte den Meister,
ob er ihm sein Erstlingswerk vorlesen dürfe.
„Warum nicht? Gib mir noch ein Uissen, daß ich besser
schlafen kann und dann lies meinetwegen bis du schwarz wirst."
Dann schlief der Meister und Lmil las. — Als er zu Lnde
war, weckte er den Meister und fragte ihn:
„Nun, wie findest du mein Werk? Ist es nicht schlecht
und recht?"
„Beinahe, es ist nämlich nur schlecht."
„So will ich den Inhalt umgestalten."
„Das ist nicht nötig."
„So muß ich wohl den Aufbau der ksandlung oder die
Lharaktere ändern?"