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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0155
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Meggendorfers Hurnoristische Blätter.


Zmmer derselbe.

Verlockcnd.

— „Gestern hat sich Frcund Müller
mit Schulzens Tochter verlobtl"
Buchhändler: „Nlit der älteren
oder neueren Auflage?"

's Ärgscht uf d'r Welt.

<E^enn de dei' Schatz verlot^)
Und mit 'ma-n-andra goht,
Wenn d'r a Auah vertlauftz
's wisele d' Lier saufh
Wenn d'r a Gaul verreckt,

's Lssa d'r nemine schmeckh
's Zahnweh de plogt em Bett —
5ag, was du witt, i wett,

's Ärgscht ischt des netl

Aber, wenn d' Airbe") ischt,

Gnd d' g'rad' koi' INucker bischt,
D' INusik ens Bräuhaus zieagt,
Gnd mer amol vergniagt
Iuhzga mecht, saufa mecht,

Danza mecht, raufa mecht,

Gnd hot em Bordmonneh
Aei' gotzias^) Ntärkle meh,

'sell ischt — o Lombegeld I
's Ärgscht uf d'r weltl

_ Alnrtin Lang.

*) verläßt, Rirchweih, einziges.

Der schlaue Theatermeister.

Humoreske von Heinrich Matthaes.

Ida:

Llse:

,Was fiir
„Na, am

/^^ine gelungene Lrscheinung
war unbedingt der Theater-
direktor in F.

Dieser Talentpächter trug den
schönen Namen Siiß. Aorninn snnt
ocliosn. Ich hatte das Gliick,
einen winter bei ihm in Sold zu

stehen und seine blendende Grobheit -

in vollcn Zügen zu genießen.

Reine Probe ging vorüber ohne die obligaten Ghnmachtcn
seitens der weiblichen Mitglieder, die er beim geringsten ver-
sehen in der fürchterlichsten weise anschnauzte.

Und dabei verstand der Mann etwas. Lr hatte viel gesehen,
war friiher selbst an großcn Bühnen thätig gewesen und seine
von ihm insceniertcn Stücke gingen tadcllos. Alles klappte.

Aber leider verstand er es absolut nicht, sich die Liebe seiner
Mitglieder zu erwerben. wir standen permanent auf dem
Kriegsfuße mit ihm. Unser alter Theatermeister Müller sagte
immer zu uns: „«inder, laßt ihn doch ruhig schimpfen, er meent
et ja nich so; ick weeß nich, ick komme janz fein mit ihm
ausl" Aber die worte dieses Theaterphilosoxhen verhallten
ungehört bci der emxörten «ollegenschaft.

Müller erbrachte eines schönen Tages den drastischen Beweis,
daß er wirklich den Alten zu nehmen verstand.

Das Bureau unseres heißgeliebten Lhefs lag vorn im
Theatergebäude und um aus besagtem Bureau auf die Bühne zu
gelangen, mußte man einen langen «orridor passieren, der
am jdarquet vorbeiführte.

Süß, unser Brotherr, hatte sich vom Bureau aus nach der
Bühne hin eine elektrische «lingelleitung machen lassen, um in
geeigneten Fällen seinen Theatermeister, der, nebenbei bemerkt,
seine rechte kjand war, immer schnell zu sich citieren zu können.

Lines schänen Morgons war Süß nun in herrlicher Stimm-
ung; er hatte vom Parquet aus schon mehrmals dem Regisseur
zugerufcn, er möge mich — ich konnte etwas absolut nicht
kaxieren — mit einer Latte tot schlagen (wörtlich), und war
dann, als der Sxiolleiter in seinem bsumanitätsdusel die anbe-
fohlene bsandlung nicht zur Ausführung brachte, fluchend und
wetternd in sein Bureau zuriickgegangen.

Es dauerte nicht lange und das schrille Glockensignal, durch
welches sich unser alter Müller bewegen lassen sollte, zu seinem
kserrn und Gebieter zu kommen, ertönte.

Miiller rührte sich nicht. Süß klingelte abermals.

„Immer klingle man, du verrücktes ksuhn," monologisierte
Miiller und rührte sich nicht.

Ietzt ertönte die Glocke anhaltend. wir stürzten alle an
die Alarmstätte.

einen Mann wünschest du dir denn am liebsten, Llse?"
liebsten halt so einen — lenkbaron Luftschisferl"
 
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